In einer Welt, in der Jugend oft als Währung gehandelt wird, steht Helen Mirren da wie ein Monolith – unerschütterlich, selbstbewusst, glamourös – und gerne auch mal ein bisschen böse.

Geboren am 26. Juli 1945, ist Helen Mirren jetzt tatsächlich unglaubliche 80 Jahre alt. Diese Zahl wirkt auf ihrer Vita allerdings eher wie der Hinweis auf ein weiteres Kapitel im prallen Buch ihres Lebens als auf einen nahenden Ausklang im Schaukelstuhl.

Wann immer ich, der BILD-Reporter, dieser Ikone des Films begegne, bin ich absolut fasziniert. Ich habe Helen Mirren fachsimpelnd, feiernd und fuchsteufelswütend erlebt – allerdings niemals eitel, nie arrogant oder unhöflich und vor allem nicht so herrlich böse, wie in ihrer aktuellen Serie „MobLand“.

Szene aus MobLandHelen Mirren as Maeve Harrigan Pierce Brosnan as Conrad Harrigan Anson Boon as Eddie Harrigan

Helen Mirren spielt Maeve Harrigan, Ex-007 Pierce Brosnan (72, Mitte) ihren Ehemann und Chef der Mafia-Familie. Anson Boon (25, r.) verkörpert ein weiteres Mafia-Mitglied

Foto: action press

Helen Mirren in ihrer brutalsten Rolle

Mirren spielt – mit Pierce Brosnan an ihrer Seite – das weibliche Oberhaupt einer irischen Mafia-Familie in London. Eiskalt, brutal, brillant! In ihrer Rolle als matriarchale Strippenzieherin verströmt sie eine Kälte, die allein beim Zuschauen Gänsehaut auslöst. Und so gut, dass vor Kurzem schon die zweite Staffel bestätigt wurde.

Helen Mirren mit BILD-Reporter Tobbias Render bei einer Gala im südfranzösischen Antibes

Helen Mirren und BILD-Reporter Tobias Render bei der amfAR-Gala im südfranzösischen Antibes

Foto: Gisela Schober/Getty Images

Helen Mirren ist keine, die bei Widerstand aufgibt. Gegen Ungerechtigkeiten steht sie auf, Ihre Überzeugungen vertritt sie lautstark. Definieren ließ sich Helen Mirren noch nie. Weder durch Äußerlichkeiten, schon gar nicht durch gesellschaftliche Konventionen. Das macht die Britin zum Vorbild ganzer Generationen.

Große Liebe: Helen mit ihrem Mann, US-Regisseur Taylor Hackford (80).

Große Liebe: Helen mit ihrem Mann, US-Regisseur Taylor Hackford (80)

Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com

Mirren: „Habe Spaß und schäm dich nicht dafür“

„Habe Spaß, wenn du möchtest, und schäm dich nicht dafür“, rät sie den Jüngeren. Nicht ohne zu betonen, dass sie auch im Alter niemals vorhabe, einsam auf der Couch zu versauern. „Die Jungen wollen alles für sich allein“, erklärte sie einst in einem Interview. „Sie können es nicht ertragen, wenn Ältere auch Sex haben.“

Auch den ganz großen Auftritt, wie hier 2024 beim Filmfestival in Cannes, beherrscht Helen Mirren perfekt

Auch den ganz großen Auftritt, wie hier 2024 beim Filmfestival in Cannes, beherrscht Helen Mirren perfekt

Foto: Scott A Garfitt/Invision/AP/dpa

Ihre große Liebe heiratete sie mit 42

In den 80ern war Helen Mirren mal mit Liam Neeson liiert, die große Liebe ihres Lebens heiratete sie aber „erst“ mit 42: US-Regisseur Taylor Hackford. Das Paar lernte sich in einem russischen Restaurant in London kennen, es gab „in erster Linie jede Menge Wodka“, verriet Mirren im BILD-Interview. Ihm zuliebe weiß sie mittlerweile, wie man einen Truthahn für Thanksgiving zubereitet, ansonsten steht die Schauspielerin lieber vor der Kamera als in der Küche.

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Wenn allerdings in Italien der Granatapfelsaft hergestellt oder das eigene Olivenöl gepresst wird, hilft Helen mit. „Ich bin relativ genügsam“, sagt sie. Sie liebt Kohlsuppe, Bratkartoffeln mit Ei, Hühnchen aus dem Ofen. Helen Mirren gehört zur 45-er Generation, zu Hause gab’s keinen Strom, kein warmes Wasser – doch schon mit sechs Jahren wusste sie: Ich werde Schauspielerin. Ihr größter Luxus heute? „Manchmal eine gute Flasche Wein.“ Und die Gewissheit, scheinbar alles spielen zu können.

Eine lebende Legende

Mit 80 Jahren ist Helen Mirren nicht einfach eine Schauspielerin, die noch kann. Sie ist eine Künstlerin, die noch will. Und deshalb verneigt sich das Kino nicht vor einer Legende, sondern vor einer Lebendigen. Dame Helen Mirren ist eine, die sich weder einzäunen noch einordnen lässt. Und die uns zeigt: Würde beginnt dort, wo man aufhört, gefallen zu wollen.

Helen Mirren (damals 61) in einer ihrer zahlreichen ikonischen Rollen: als Elizabeth II. im Film „The Queen“ - kam 2006 ins Kino

Helen Mirren (damals 61) in einer ihrer zahlreichen ikonischen Rollen als Elizabeth II. im Film „The Queen“ – kam 2006 ins Kino

Foto: imago/ZUMA Press