Interview

Veronica Ferres
„Ich bin jetzt gelassener“

Veronica Ferres

© PIC ONE / Action Press

von Bettina Hennig

26.07.2025, 21:00 Uhr

Mit 60 Jahren blickt Veronica Ferres mit neuer Weisheit auf ihr Leben – und teilt ihre Erfahrungen auch gerne mit anderen.

Veronica Ferres sitzt im Auto auf dem Beifahrersitz. Auf dem Weg vom roten Teppich des Münchner Filmfests zu ihrer Produktionsfirma Construction Film schaltet sie sich per Videocall zu GALA. Sie will über ihren neuen Film „Andere Eltern – die 1. Klasse“ sprechen. Die Schule, ein Thema, das der Mutter einer Tochter am Herzen liegt.

Veronica Ferres‘ Balance zwischen Selbstliebe und Social Media

GALA: Sie spielen eine Direktorin, die Eltern als Lehrer einsetzt. Welches Fach würden Sie unterrichten?
Veronica Ferres: Ich glaube, ich würde die Theater-AG übernehmen! (lacht) Und den Kindern zeigen, dass es neben TikTok etc. auch Filme gibt, die einem eine emotionale Heimat geben können. Geschichten, die Hoffnung und Kraft schenken.

Und genau das machen Sie ja schon! Auf Instagram teilen Sie Video-Impulse zu Themen wie Neid und Karma. Was steckt dahinter?
Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich Social Media nicht nur für Dreharbeiten, Premieren oder meine Hündin Luna nutzen will. Ich wollte etwas mitteilen, das mir selbst wichtig ist. Gedanken über das Leben, über Erfahrungen, die mich geprägt haben.

Sie sprechen unter anderem über Selbstliebe. Gab es Zeiten, in denen die Ihnen schwerfiel?
Vieles in unserer Gesellschaft basiert darauf, dass wir uns ständig verbessern, schöner, schlanker, erfolgreicher werden sollen. Ich hatte Phasen, da habe ich mich zu sehr angepasst, um Erwartungen zu erfüllen. Gerade als junge Schauspielerin am Theater. Da ging es nicht darum, wie ich bin – sondern darum, wie ich sein sollte.

Und heute?
Ich erkenne Selbstliebe darin, dass ich mich nicht mehr verurteile, sondern verstehe. Wenn ich Pausen mache. Grenzen setze. Nein sage. Ich glaube, echte Selbstliebe beginnt da, wo man aufhört, sich ständig zu korrigieren.

Das eigene Leben leben

Zurück zur Schule: Elternabende – eher Pflicht oder Freude?
Wenn die um halb sieben begannen und um zehn Uhr abends immer noch über das Kioskangebot diskutiert wurde – da bin ich dann irgendwann aufgestanden. (lacht)

Waren Sie eher meinungsstark oder zurückhaltend?
Ich war immer diejenige, die eher zuhört. Mir war die Beziehung zu den Lehrern sehr wichtig. Wenn das lief und ich nichts gehört habe, dann wusste ich, dass alles in Ordnung ist.

Sie haben gerade Ihren 60. Geburtstag gefeiert. Warum sind Sie froh darüber?
Ich finde es befreiend, weil man weiß, was zählt. Weil man sich selbst nicht mehr so wichtig nimmt und gleichzeitig viel besser kennt. Ich bin jetzt gelassener – mit mir und mit anderen. Es ist ein großes Geschenk, älter zu werden und sagen zu können: Ich lebe mein Leben – nicht das der anderen.

Haben Sie das Gefühl, etwas verpasst zu haben?
Ich glaube, das Leben findet im Alltag statt – im Moment. Wenn man den bewusst erlebt, verpasst man nichts. Und ist sehr viel gelassener.

Im September haben Sie Ihren elften Hochzeitstag. Wie blicken Sie darauf?
Zunächst einmal schaue ich mit Freude voraus. Mal sehen, was wir machen. Aber ja, – ich bin sehr glücklich.

Gala

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