„Der Garten muss heute mehr aushalten als früher. Aber mit dem richtigen Wissen lässt sich viel tun, um Gärten an die neuen Bedingungen anzupassen“, sagt Regina Fischer, Pflanzenexpertin beim Industrieverband Agrar (IVA). Sie nennt wechselhafte Wetterlagen mit Trockenperioden, Starkregen, Hitze und Sturmböen als Bedrohungen. Durch Klimaveränderungen würden auch Nutz- und Zierpflanzen stark unter Druck geraten. Und es steige das Risiko für Schädlingsbefall und Krankheiten.

Philipp Arkenau, Geschäftsführer des gleichnamigen Gartencenters am Niedersachsendamm, stimmt der Einschätzung grundsätzlich zu. „In unserer Region ist der Klimawandel auch schon spürbar, derzeit jedoch noch nicht ganz so gravierend wie in anderen Teilen des Landes“, sagt der 27-Jährige. Dennoch hält er es für sinnvoll, „den Garten schon vorausschauend zu planen und auf robustere, klimaangepasste Pflanzen zu setzen“.

Pflanzenwahl mit Perspektive

Besonders bewährt haben sich in seinen Augen beispielsweise trockenheitsverträgliche Stauden wie Lavendel, Salbei, Fetthenne oder Sonnenhut. Solche Stauden kommen mit wenig Wasser aus, taugen auch für windige Standorte und fördern mit ihrer langen Blühdauer die Artenvielfalt im Garten. Auch Gehölze, wie der Feldahorn, die Kupfer-Felsenbirne oder der Judasbaum, zeigen sich widerstandsfähig gegenüber Hitze und längerer Trockenheit. Flach wachsende Stauden seien in der Regel widerstandsfähiger gegenüber dem Starkregen, „jedoch ist die Auswahl dort etwas begrenzter“, sagt Arkenau. Eine abwechslungsreiche Bepflanzung, die auf verschiedene Wuchsformen und Standortansprüche Rücksicht nimmt, verteile das Risiko bei Extremwetterereignissen und stärkt das gesamte Gartenökosystem. Ebenso wichtig ist eine ausgewogene Nährstoffversorgung. Eine fachgerechte Düngung, abgestimmt auf Bodenverhältnisse und Pflanzenbedarf, stärkt die natürliche Widerstandskraft. So lassen sich Stresssymptome wie Welke, Blattverfärbungen oder verminderte Blütenbildung gezielt vermeiden.

Wasser gezielt nutzen

In Zeiten häufiger Trockenphasen und plötzlicher Starkregenereignisse ist ein effizienter Umgang mit Wasser entscheidend, so Arkenau. Auch eine gezielte Bewässerung – am besten morgens oder abends und bodennah – helfe, Wasserverluste durch Verdunstung zu vermeiden. Der Gartencenter-Chef rät dazu, für gesunde, strukturstabile Böden zu sorgen, die könnten Wasser besser speichern und leiten überschüssiges Regenwasser gut ab. Solche Böden bieten den Wurzeln Halt. „Wer regelmäßig kompostiert, den Boden mulcht und auf schwere Verdichtungen verzichtet, schafft eine stabile Grundlage für Pflanzen.“ Wer im Herbst auf das Umgraben verzichtet und den Boden nur flach lockert oder hackt, erhält die Aktivität der Mikroorganismen und fördert eine stabile Bodenstruktur.

Arkenau rät vom Gießen der Beete in der prallen Mittagssonne ab, das sei der ungünstigste Zeitpunkt, da dabei ungefähr 50 Prozent des Wassers durch Verdunstung wieder verloren gehen können – je nach Temperatur, Sonneneinstrahlung, Bodenbeschaffenheit und Gießmethode. Beim Gießen gilt: lieber seltener, dafür intensiv. Zehn bis zwanzig Liter pro Quadratmeter regen die Pflanzen zur Ausbildung tiefer Wurzeln an und machen sie widerstandsfähiger. Als günstige Zeiten zur Bewässerung des Gartens empfiehlt er morgens von 5 bis 8 Uhr oder abends nach 19 Uhr, „wenn es kühler ist und die Pflanzen das Wasser effizient aufnehmen können“.

Regenwasser lässt sich, so rät Expertin Fischer, in Zisternen oder Regentonnen sammeln und bei Bedarf gezielt einsetzen. Wasserdurchlässige Beläge und begrünte Flächen sorgen dafür, dass Niederschläge versickern und nicht ungenutzt abfließen.

Die Delmenhorsterin Eva Sassen fängt Regenwasser in einem eigenen Rückhaltebecken auf.

Die Delmenhorsterin Eva Sassen fängt Regenwasser in einem eigenen Rückhaltebecken auf.

Foto:
Ingo Möllers

Gegen das Abfließen von Regenwasser hat die Delmenhorsterin Eva Sassen Vorkehrungen auf ihrem Grundstück an der Lessingstraße getroffen: Wasser sei viel zu kostbar, es über die Regenwasserkanäle ungenutzt abfließen zu lassen. Sassen fängt das Regenwasser vom Dach in einem selbst konstruierten Regenrückhaltebecken auf. Dafür hat sie spezielle Teichfolie ausgelegt, um das Wasser nicht versickern zu lassen. Gegen austrocknende Böden lässt sie ihre Beete von bodendeckenden Kulturen bewachsen und nutzt beispielsweise anfallenden Rasenschnitt zum Mulchen, nackte Erde sei stets zu vermeiden.

Gesunde, strukturstabile Böden speichern Wasser besser, leiten überschüssiges Regenwasser gut ab und bieten den Wurzeln Halt, sagt Philipp Arkenau: „Wer regelmäßig kompostiert, den Boden mulcht und auf schwere Verdichtungen verzichtet, schafft eine stabile Grundlage für Pflanzen.“

Zur Startseite