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Ein Passagierflugzeug verschwindet in Russland vom Radar. 49 Menschen sind tot, darunter Kinder. Der News-Ticker.
Update vom 25. Juli, 7.30 Uhr: Russische Medien versuchen, das Problem der alternden Flugzeuge zu relativieren. Wladimir Barsuk, Generaldirektor des Sibirischen Wissenschaftlichen Forschungsinstituts für Luftfahrt, erklärte gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur TASS: „Ich fliege eine I-16, Baujahr 1939, und das hindert mich nicht daran, damit zu fliegen. Es gibt also keine alten Flugzeuge. Es gibt Flugzeuge, die flugtauglich sind und Flüge zulassen, und es gibt solche, die das nicht können.“
Update vom 24. Juli, 16.42 Uhr: Nach dem Absturz der Passagiermaschine in Russland steht die Ursachenforschung im Mittelpunkt. Wie bereits bekannt ist, war die Unglücksmaschine offenbar schon fast 50 Jahre alt. Sie wurde laut der Datenbank russianplanes.net 1976 in einer Flugzeugfabrik in Kiew in der damaligen Sowjetunion gebaut. Die Zulassung der Maschine wurde demnach 2021 bis 2036 verlängert. Unabhängig überprüfen ließen sich diese Angaben zunächst nicht.
Vorfälle des Uralt-Flugzeugs werden nach Absturz bekannt
Brisant: Die An-24 ist eines der ältesten noch betriebenen Passagierflugzeuge weltweit. Seit 2018 hat die russische Flugaufsichtsbehörde Rosawijazija so offiziell vier sicherheitsrelevante Vorfälle mit dem Flugzeug festgestellt. In dem Jahr rutschte die An-24 in der sibirischen Großstadt Irkutsk nahe dem Baikalsee über die Rollbahn hinaus und stieß gegen einen Lichtmast. Dabei wurde die linke Tragfläche beschädigt. Menschen kamen aber nicht zu Schaden.
2022 gab es während eines Flugs eine gefährliche Annäherung an eine andere Maschine im Luftraum. Im selben Jahr musste die An-24 kurz nach dem Start umkehren, weil der Generator versagte. Im März 2025 wiederum bat die Crew kurz nach dem Start um die Rückkehrerlaubnis, weil eine Funkanlage an Bord ausgefallen war. Dass die Maschine vor dem Absturz technische Probleme hatte, bestreiten die zuständigen Behörden vor Ort. Bei einer technischen Überprüfung vor dem Start seien keine Auffälligkeiten festgestellt worden. Auch habe die Crew während des Flugs nicht über Probleme berichtet, heißt es.
Russland: Nahe der chinesischen Grenze stürzte ein Passagierflugzeug mit 49 Personen ab. Alle Insassen sind tot. © Russian Investigative Committee/AP/dpa/ScreenshotRussische Boulevardzeitung heizt Spekulationen an
Die russische Boulevardzeitung „Komsomolskaja Prawda“ schrieb hingegen unter Berufung auf den Bruder eines Bordmechanikers, dass es technische Probleme gegeben habe. „Sie haben die irgendwie gelöst“. Dann sei der Flug wegen Wetterkapriolen verzögert worden. „Zwei Stunden später sind sie losgeflogen.“ Darüber berichtet die dpa. Die Freundin des Bordmechanikers allerdings widersprach demnach dieser Darstellung. „Er hat geschrieben, dass ein anderes Flugzeug Defekte hatte, nicht seins. Über seins hat er nichts geschrieben, alles wie normal“, zitierte das Blatt die junge Frau.
Video zeigt Flugzeugwrack in Russland
Ein Video, das aus dem Hubschrauber gefilmt wurde, zeigte eine zwischen Bäumen aufsteigende Rauchwolke und Trümmerteile eines Flugzeugs.
Flugzeugabsturz in Russland: Alle Insassen tot
Update vom 24. Juli, 14.02 Uhr: Laut russischen Staatsmedien wurden am Absturzort keine Überlebenden gefunden. „Ein Team des russischen Katastrophenschutzministeriums untersucht den Unglücksort und führt Suchaktionen durch. Bislang wurden keine Überlebenden gefunden“, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Tass am Donnerstag unter Berufung auf das Ministerium.
Erstmeldung vom 24. Juli, 9.14 Uhr: Moskau – Im Fernen Osten Russlands ist ein Passagierflugzeug abgestürzt. Die An-24 sei auf dem Weg von Blagoweschtschensk nach Tynda im Amurgebiet nahe der chinesischen Grenze gewesen, als sie kurz vor dem Ziel vom Radar verschwunden sei, berichtete der Zivilschutz laut russischen Nachrichtenagenturen. Gouverneur Wassili Orlow habe mitgeteilt, dass sich 49 Personen an Bord des Flugzeugs befinden. Unter den Passagieren sollen auch Kinder sein. Kurz darauf meldet der Zivilschutz, das Flugzeug sei abgestürzt.
Passagierflugzeug in Russland vom Radar verschwunden und abgestürzt – 49 Menschen an Bord
Die An-24 gehöre zu den ältesten noch im Einsatz befindlichen Passagierflugzeugen weltweit. Der russische Luftfahrtsektor stehe vor zunehmenden Herausforderungen, da westliche Industrieländer nach dem von Kremlchef Wladimir Putin initiierten Angriffskrieg gegen die Ukraine Sanktionen gegen die Branche verhängt haben.
Nahe der chinesischen Grenze stürzte ein Passagierflugzeug mit 49 Personen ab. © HANDOUT / Investigative Committee of Russia / AFP/Guenther Schwermer/ImagoBrennendes Wrack nahe Flughafen gefunden – keine Informationen über Überlebende
Inzwischen haben russische Rettungskräfte das brennende Wrack eines Passagierflugzeugs entdeckt, das im Fernen Osten von den Radarschirmen verschwunden war. Ein Mi-8-Helikopter habe den brennenden Rumpf des Flugzeugs gesichtet, teilte das russische Katastrophenschutzministerium am Donnerstag über den Onlinedienst Telegram mit. Der Absturzort liegt 15 Kilometer vom Flughafen von Tynda entfernt, das Flugzeug habe sich auf dem zweiten Anflug befunden, als es vom Radar verschwand. Ob es Überlebende gibt, war zunächst nicht bekannt.
Erst vor kurzem sorgte auch der Absturz einer Air India Maschine für Bestürzung, die genauen Umstände für den Absturz, gaben Experten Rätsel auf. So hatten die Piloten ein brisantes Gespräch, bevor die Treibstoffzufuhr nach Start abgeschaltet wurde und der Kontakt zur Maschine abbrach.
Korruption und Sanktionen: Russlands Flugzeugflotte in Gefahr
Die russische Luftfahrtbranche steht vor wachsenden Herausforderungen, da westliche Industrieländer wegen des 2022 von Wladimir Putin angeordneten Angriffskriegs gegen die Ukraine Sanktionen verhängt haben. Diese Sanktionen verbieten die Lieferung von Flugzeugen und Ersatzteilen an Russland. Dadurch sind viele Airlines gezwungen, immer ältere Maschinen zu betreiben und stillgelegte Flugzeuge als Ersatzteillager zu nutzen.
Wahr oder falsch? Die zehn größten Mythen rund ums FliegenFotostrecke ansehen
Nach dem Absturz hat die Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren gegen die Fluggesellschaft Angara wegen mutmaßlicher Verstöße gegen Sicherheitsvorschriften eingeleitet. Das Flugzeug soll jedoch unmittelbar vor dem Abflug überprüft worden sein, wobei keine Sicherheitsmängel festgestellt wurden.
In Russland ist Korruption weit verbreitet, und oft werden Überprüfungen nur oberflächlich durchgeführt. Solche Nachlässigkeiten, häufig verbunden mit Bestechung, haben in der Vergangenheit bereits zu schweren Unfällen geführt. Doch auch in unseren Nachbarländern ist der Flugraum nicht immer ganz sicher – kürzlich stürzte auch ein Flugzeug in Österreich ab. (kiba/dpa/AFP)