Hamburg – Hat sie oder hat sie nicht?
Unternehmerin und Steakhaus-Erbin Christina Block (52) steht gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Gerhard Delling (66) und anderen Angeklagten vor dem Hamburger Landgericht, weil sie die Entführung ihrer bei ihrem Ex-Mann lebenden Kinder beauftragt haben soll. Block bestreitet das.
Vier Stunden lang im Entführungs-Prozess ausgesagt
Am Freitag schlug die große Stunde der Steakhaus-Erbin: Vier Stunden lang schilderte sie auf der Anklagebank ihre Version der Ereignisse. Ein Foto ihrer Kinder vor sich, Block brach dabei immer wieder in Tränen aus.
„Wir waren eine glückliche Familie. Wir waren unheimlich eng miteinander“, sagt sie mit brüchiger Stimme. „Es ist das erste Mal, seit mir meine Kinder entzogen wurden, dass ich darüber spreche. Ich bin ihre Mutter, ich liebe sie, will für sie da sein. Ich habe unendliche Angst davor, dass ich Theo und Klara ausgerechnet hier zum letzten Mal sehe.“
Ausführlich schildert Block noch einmal, wie ihr Ex-Mann Stephan Hensel die Kinder nach einem Besuch bei ihm zu Hause in Dänemark bei sich behalten habe: Er habe Klara (13) und Theo (10) „über Nacht gestohlen“.
Christina Block: „Habe Entführung meiner Kinder an Silvester nicht in Auftrag gegeben“
Die israelische Sicherheitsfirma, die Hensel die Kinder an Silvester 2023/24 entriss und zurück nach Deutschland brachte, habe nicht in ihrem Namen gehandelt: „Ich habe die Entführung meiner Kinder an Silvester nicht in Auftrag gegeben.“ Auch ihr „wunderbarer Gefährte und Partner Gerhard“ habe davon nichts gewusst. Sie habe nach der Entführung lediglich „eine Rückführung aus Süddeutschland gemacht“.
Die von den maskierten Entführern traumatisierten Geschwister hätten entsprechend reagiert, ihre Mutter sogar beschimpft: „Die Kinder wandten sich von mir ab, wollten nicht mit mir sprechen.“
Stephan Hensel (51), Ex-Ehemann und Vater der Kinder von Christina Block, tritt als Nebenkläger auf
Foto: picture alliance/dpa
Mittlerweile leben Klara und Theo wieder bei ihrem Vater in Dänemark. Ihrer Mutter drohen mehrere Jahre Haft. „Du, Stephan, hast gewonnen“, so Block zu ihrem Ex-Mann, der als Nebenkläger fungiert. „Wir sind gedemütigt und blamiert.“
Dann findet sie Worte, die ein wenig nach Entschuldigung klingen: „Seit dem Verschwinden der Kinder lebe ich im Ausnahmezustand. Ich sage Dir, Stephan: Das, was in der Silvesternacht passierte, bedauere ich sehr, obwohl ich es nicht wusste. Stephan, es tut mir leid. Du hast meinen wundesten Punkt ausgereizt. Du hast mich tatsächlich in meinen Grundfesten erwischt, Du hast mich fertig gemacht.“
Lesen Sie auchVerteidiger: „Wir haben eine Löwenmutter erlebt“
Nach gut vier Stunden Monolog bedankte sich Block bei den Zuschauern im Gericht für ihre Geduld: „Ich weiß, dass ich lange gesprochen habe.“ Den aufbrandenden Applaus unterband die Richterin, mahnte zur Ruhe.
„Ich bin beeindruckt von meiner Mandantin“, so Verteidiger Ingo Bott nach dem Prozesstag. „Wir haben eine Löwenmutter erlebt, die bereit ist, sich dieser Situation zu stellen. Ich ziehe meinen Hut vor ihr. Ich fand das sehr schlüssig, klar und authentisch.“
Anwalt ihres Ex-Mannes spricht von „Unwahrheiten“
Sein Kollege Philip von der Meden, der Ex-Mann Hensel als Nebenkläger vertritt, sah das anders: „Es ist das gute Recht eines jeden Angeklagten, die Unwahrheit zu sagen. Heute sind hier viele Unwahrheiten verbreitet worden.“