1. Startseite
  2. Politik

DruckenTeilen

Kann er unbehelligt seinem Hobby frönen? Donald Trump beabsichtigt, in Schottland auf dem Golfplatz zu entspannen, doch ihm droht ein kühler Empfang.

Edinburgh – Eigentlich will Donald Trump in der Heimat seiner Mutter golfen und entspannen. Sich von der Epstein-Affäre ablenken, und im Idealfall noch konstruktive Gespräche mit Politikern führen. Doch es sieht so aus, als würde die Reise für den US-Präsidenten zur Tortur. Wenn er ab Freitag (25. Juli 2025) für fünf Tage dort eintrifft, erwartet ihn kein freundlicher Empfang. In Schottland ist Trump kein gern gesehener Gast. Massive Proteste gegen den Republikaner wurden angekündigt.

Schotten protestieren gegen Trumps Politik

Als reiner Privatmann zu reisen, der in Ruhe Golfspielen kann, wird Trump auf dieser Reise vermutlich schwerfallen. Feinde hat sich Trump in Schottland unter anderem mit den angedrohten Zöllen auf Whisky gemacht. Aber auch seine Ukraine-Politik sehen viele Schotten kritisch, die Moskau ebenso skeptisch beäugen wie die britische Zentralregierung in London. Für die schottische Polizei steht daher laut eigener Auskunft der größte Einsatz seit dem Tod der britischen Königin Elizabeth II an.

Besuche im Weißen Haus: Trumps legendäre Momente im Oval OfficeFriedrich Merz trifft Donald TrumpFotostrecke ansehen

Trump besucht auf dem Trip seine beiden Golfplätze in Turnberry im Südwesten Schottlands und in Aberdeen im Nordosten. Bei Aberdeen weiht Trump einen neuen 18-Loch-Parcours namens „MacLeod“ ein, in Anspielung auf den Mädchennamen von Trumps Mutter Mary Anne, die mit 18 Jahren von den Hebriden nach New York auswanderte.

Trump trifft Starmer und Swinney in Schottland

Ganz kann Trump den Präsidenten aber nicht hinter sich lassen. Inmitten seiner Golf-Reise will er sich auch mit dem britischen Premier Keir Starmer treffen, nach Angaben des Weißen Hauses. Auch der schottische Regierungschef John Swinney, Chef der Schottischen Nationalpartei SNP, ist nun zur Begegnung mit Trump bereit. Er hatte den Besuch des US-Präsidenten noch im März „undenkbar“ genannt, nachdem es Berichte über ein Ende der US-Ukrainehilfen gab. Kürzlich sagte Swinney allerdings, ein Treffen mit dem Präsidenten sei im Interesse Schottlands.

Donald Trump spielt gerne Golf. 18 eigene Golfplätze zählen zum Repertoire des Republikaners. Auf einem von ihnen kam es nun zu einer kuriosen Begegnung.US-Präsident Donald Trump beim Golfen © IMAGO / NurPhoto

„Stop-Trump“-Gruppen planen „ein Festival des Widerstands“ gegen den Besucher aus den USA. Am Samstag sind Kundgebungen unter anderem in Edinburgh und Aberdeen geplant. Dazu haben Gewerkschaften und Umweltgruppen aufgerufen. Die schottische Satireseite „The Halfway Post“ sagte Trump Proteste voraus, die das von einem Chor übertönte ARD-Sommerinterview mit AfD-Chefin Alice Weidel noch übertreffen würden. Dutzende Demonstranten würden Trump bei seinem Besuch auf Schritt und Tritt verfolgen und dabei „Dudelsack spielen, so laut sie können“, unkte die Satireseite.

Trump hat sich Feinde in Schottland gemacht – und Versprechen gebrochen

„Jeder in Schottland hasst ihn“, sagte der Lachsfischer Michael Forbes der New York Times. Forbes liegt mit Trump im Clinch, seit dieser mit dem Plan auftauchte, neben seiner Farm an der Nordostküste Schottlands ein Golfresort zu bauen. Er werde niemals verkaufen, stellte Forbes klar. Und David Milne, der in einem umgebauten Wachhaus der Küstenwache am Rande des Ferienortes Aberdeenshire lebt, protestierte jahrelang theatralisch gegen seinen Nachbarn. 2016, als Trump den Bau einer Mauer an der südamerikanischen Grenze versprach, hisste er die mexikanische Flagge über seinem Haus. Auch Milne sagte, er habe keine Pläne, sein Haus zu verkaufen, das Trump einst als „hässlich“ bezeichnet hatte.

Trump soll seine Versprechen aus dem Jahr 2006, als er das Anwesen Menie, 13 Kilometer nördlich von Aberdeen, kaufte, nie eingehalten haben. Trump sprach davon, ein großzügiges Hotel als Ergänzung zum bestehenden Herrenhaus sowie Hunderte von Ferienhäusern zu errichten. Mit einer geplanten Gesamtinvestition von 150 Millionen Pfund (202 Millionen Dollar) hätte dies Hunderte von Arbeitsplätzen geschaffen. Nichts davon ist geschehen, obwohl der zweite Golfplatz des Resorts in Aberdeenshire beweist, dass die Trumps weiterhin Geld in das Projekt stecken. Laut einer Finanzdokumentation verzeichnete das Resort im Jahr 2023 Verluste von 1,4 Millionen Pfund (1,9 Millionen Dollar). Der Vermögenswert wird mit 37 Millionen Pfund (49 Millionen Dollar) angegeben, und es beschäftigt 84 Mitarbeiter.

Nicht alle Schotten hassen Donald Trump

Doch Forbes‘ Behauptung, dass alle Schotten Trump verabscheuen, entspricht sicher nicht ganz der Wahrheit: Die New York Times sprach auch mit John Duncan, einem nahegelegenen Bauunternehmer, der für Trump Gräben freiräumt. „Ich liebe den Mann“, so Duncan und wies darauf hin, dass allein das Resort des Präsidenten, Trump International Scotland, 35 Greenkeeper beschäftigt.

Anas Sarwar, der Vorsitzende der Labour Party in Schottland, schrieb im Frühjahr in der Londoner Times: „Präsident Trumps Verbundenheit zu Schottland ist real, unabhängig davon, was die Leute von seiner Politik halten.“ Er warf Schottlands First Minister John Swinney, dem Vorsitzenden der Scottish National Party, vor, sein Verhältnis zum Präsidenten vernachlässigt zu haben. Trump macht es den Schotten aber auch nicht leicht, etwa mit seinen Aussagen pro Ölindustrie und gegen Windkraft: „Windräder“, sagte er, „sind wirklich schädlich für die Schönheit Schottlands.“ Auch Trumps Nichte teilte indes jüngst gegen ihn aus. (cgsc mit afp)