„Leichter Regen? Kein Problem, das Zamanand findet statt!“. Ob es daran lag, dass diese Ansage schon am Freitag auf der roten Webseite des Zamanand Festivals gelb leuchtete und von Anfang an klarmachte, dass sich die Veranstalter nicht beirren lassen würden. Egal, ob es schütten würde oder nicht. Oder einfach daran, dass Mitorganisator Manuel Schaumann ein großer Optimist ist – am Ende spielt es keine Rolle: Die Menschen kommen. Mit Schirm, guter Laune und Regencape.

Schaumann, der tagelang im regen Austausch mit dem Deutschen Wetterdienst stand, soll also in zweierlei Hinsicht recht behalten: Zum einen, dass es Pausen geben würde zwischen den angekündigten Schauern. Und: Dass das „Zamanand Summer Village“ ein besonderes Stammpublikum hat. „Unsere Fangemeinde kommt auch im Regen“, sagt der 43-Jährige, der seit 2012 mitorganisiert. Erst das Streetlife-Festival und dann die Nachfolgeveranstaltung, das Zamanand.  „Also haben wir beschlossen, dass wir das durchziehen.“ Auf der Ludwigsstraße im Regenponcho flanieren. Kein Problem.

Ja, es regnet am Samstagnachmittag. Immer wieder. Große Pfützen auf dem Boden, kleinere auf den Biertischen. Vielen ist eher nach Kaffee zumute. Aber einige Besucher trotzen dem Nieselregen und schwören mit einem eisgekühlten Becher Melonenbowle den Sommer herbei. „Das bisserl Regen, das passt schon“, sagt ein Mann und gönnt sich einen Schluck Aperol-Spritz. Im bunt geblümten Bühnencontainer auf der Ludwigstraße singt Marina Marie von der Liebe. Auf der Welttanzbühne wird zu Musik von der Grünen Insel gesteppt. Schon geht der Regen, die Schirme werden zugeklappt.

1000 Helfer haben sechs Bühnen und 100 Stände aufgebaut. Normalerweise zieht sich das Festival die ganze Ludwigstraße entlang. Doch dieses Mal findet es nur zwischen Oskar-von-Miller-Ring und Odeonsplatz statt. Neu ist aber, dass zum ersten Mal auch der Wittelsbacherplatz bespielt wird. Auch wurde das Festival wegen der Internationalen Automobilausstellung (IAA) Mobility im September vorverlegt.

Kurze Flanierpause unter Schirmen.Kurze Flanierpause unter Schirmen. (Foto: Catherina Hess/Catherina Hess)Bier-Pong am Wittelsbacher Platz: Viele Besucher lassen sich die Laune nicht verderben.Bier-Pong am Wittelsbacher Platz: Viele Besucher lassen sich die Laune nicht verderben. (Foto: Catherina Hess/Catherina Hess)

Die kulturelle Vielfalt entdecken, das Zusammenleben in der Stadt neu zu denken, ist eine Vision des Festivals. Dazu gehören die Mobilität, das Klima, aber zum Beispiel auch eine nachhaltige Ernährung. Im Schmuckhof des Landwirtschaftsministeriums geht es um regional erzeugte Produkte. Um neue Wege, Pflanzen anzubauen, die den Klimawandel aushalten können. An einem Stand gibt es Lupinen-Kaffee. Schmeckt dieser koffeinlose Kaffee, der aus Lupinenbohnen hergestellt wird?

„Klar“, sagt Julian Meinecke von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. „Er schmeckt tatsächlich nach Kaffee, ist kein Wachmacher, aber viel verträglicher.“ Weiße Lupinen werden in Bayern auf 2000 Hektar Fläche angebaut, erklärt der 28-Jährige. Man müsse alte und wiederentdeckte Kulturen einfach ausprobieren, sagt er.

Gesundes Pausenbrot mit Erdbeere

Die kleine Ella, die in die erste Klasse geht, testet im Schmuckhof ihre Riechfähigkeiten. Dazu schnuppert sie an einigen Dosen. Verzieht ihre Nase. „Mhmm, das kenne ich“, sagt sie. „Kümmel.“  Das ist richtig. Dann stellt sie sich noch eine gesunde Pausenbox zusammen. Mit Käse, Gurke, Brot und einer Erdbeere. Mutter Liliam, 41, freut sich darüber. Einmal in der Woche dürfe sie ihr Pausenbrot zusammenstellen. Da seien aber dann noch drei Kekse dabei. Zwei für ihre Freundinnen. Ella grinst. Dass man hier etwas Wichtiges über gesunde Ernährung erfahre, findet Liliam „nur gut“.

Regen. Regenpause. Regen. Auf dem Wittelsbacherplatz macht dieser Wechsel Caroline Roos doch zu schaffen. Sie und ihr Team haben zum ersten Mal hier die Minirampe für BMX- und Skateboardfahrer aufgebaut. Seit zehn Jahren sind sie beim Zamanand dabei. Sonst steht die Rampe immer auf der Ludwigstraße. Den Platz findet Roos super, nur das Wetter „blöd“.

Einige BMX-Fahrer zeigen auf der Brienner Straße ihr Können, weil die aufgebaute Rampe wegen des Regens immer wieder abgedeckt wird.Einige BMX-Fahrer zeigen auf der Brienner Straße ihr Können, weil die aufgebaute Rampe wegen des Regens immer wieder abgedeckt wird. (Foto: Catherina Hess/Catherina Hess)

Denn immer wieder wird die Rampe mit großen, weißen Planen abgedeckt, damit sie nicht nass wird. Schließlich soll doch noch ein offizieller, internationaler Contest stattfinden. Mit Fahrern aus Südamerika und sogar Australien. Aber an Fahren ist gerade nicht zu denken. „Das wäre im Regen sonst viel zu rutschig“. Roos sagt es. Und lacht trotzdem. „Wir haben den Contest noch nie abgesagt. Und morgen ist ja auch noch ein Tag“.

Das Zamanand findet auch am heutigen Sonntag, von 11 bis 21 Uhr, statt, das gesamte Programm gibt es online unter www.zamanand.de.