Der Rochusclub ist erprobt im Schultern von Großereignissen. 34 Jahre lang war Düsseldorfs wohl bekanntester Tennisclub bis 2012 in der Woche vor den French Open in Paris Austragungsort des World Team Cup im Tennis. Becker, Edberg, Sampras, McEnroe – sie alle schlugen am Rolander Weg auf und bescherten der Landeshauptstadt weltweite Fernsehpräsenz, wurde das Turnier doch in mehr als 160 Ländern übertragen. Rund 75.000 Zuschauer wollten sich zudem das Live-Erlebnis jedes Jahr nicht entgehen lassen.

Diese geballte Erfahrung hatte die Stadt offenbar bewogen, vor einem Jahr an den Club mit einem Ansinnen heranzutreten, das so gar nichts mit Carbonschlägern und kleinen gelben Filzbällen zu tun hat, aber längst eine vergleichbare Popularität genießt wie Tennis. Es geht um Beachvolleyball, genauer um die Europameisterschaft, die nun vom 30. Juli bis 3. August im Rochusclub ausgetragen wird. Dafür haben sich je 32 Frauen- und 32 Männer-Duos qualifiziert (oder eine Wild Card erhalten) – heißt: 128 Spieler und Spielerinnen werden in Düsseldorf für fünf Tage um die europäische Krone pritschen und schmettern.

2400 Tonnen Sand wurden dafür in den vergangenen Tagen in unzähligen Lkw-Ladungen von einem Kieswerk in Tönisvorst herangekarrt und auf sechs Tennisplätzen verteilt, darunter natürlich auch der Center Court mit der größten Zuschauerkapazität. Zwei der Plätze dienen ausschließlich dem Training und Einspielen. Das heißt aber auch: Sechs Tennisplätze stehen den Mitgliedern ebenso wie das Schwimmbad und der Fitnessbereich weiterhin zur Verfügung. „Das ist anders geregelt als noch damals beim World Team Cup. Es wird aber separate Zuwege geben“, erklärt Clubmanager Michael Hugo.

Er hat sich mit seinem Team zudem sehr bemüht, die Anwohner rechtzeitig zu informieren, damit keine Missstimmung aufkommt: „Wir haben in mehreren Schreiben über den Fortgang informiert, darüber hinaus haben wir auch Eintrittskarten verschenkt. Es gibt dann für die Dauer der EM am Rolander Weg auch wieder Durchfahrtskontrollen“, erklärt Hugo. Ungeachtet dessen wird es am letzten Tag aber auf jeden Fall „sehr knackig“, wie der Clubmanager sich ausdrückt. Denn neben dem Finaltag bei der Beachvolleyball-EM mit erwarteten 4000 Besuchern findet auf der Galopprennbahn parallel der Henkel-Preis der Diana statt, das größte und wichtigste Pferderennen jedes Jahr in Düsseldorf mit bis zu 18.000 Zuschauern. „Wir appellieren an alle, besonders an diesem Tag das Auto zu Hause stehen zu lassen und mit Bus, Bahn oder dem Fahrrad zu kommen“, so Hugo.

Prinzipiell ist er sehr angetan von der Idee, dass der Rochusclub mal ein Ort für etwas komplett anderes und Neues sein wird. „Es ist ohnehin Ferienzeit und sehr viel ruhiger bei uns, da passt das schon ganz gut. Wir müssen natürlich nur nachher schauen, dass die Plätze nicht beschädigt werden, wenn der Sand wieder weggeräumt wird.“ Und natürlich wird beim Beachvolleyball eine komplett andere Atmosphäre herrschen als beim Tennis, wenn während der Ballwechsel absolute Ruhe Pflicht ist: Musik von DJs, Strandfeeling zwischen Foodtrucks und Cocktails, das wird es so vorher auch noch nicht im Rochusclub gegeben haben. Allerdings gibt es dabei einen Punkt, der das Vergnügen durchaus trüben könnte: das Wetter. Aber das kann man ja bekanntlich nicht beeinflussen.

Und wie sieht’s sportlich aus? Bei den Frauen startet das deutsche Duo Svenja Müller und Cinja Tillmann immerhin als Titelverteidiger in die EM. Bei den Männern ist das Feld der Favoriten breit gestreut.

Bereits im Mai gab es übrigens schon einmal Beachvolleyball auf höchstem Niveau in Düsseldorf zu sehen, als die „German Beach Tour“ zum wiederholten Male direkt am Rhein mit neuem Center Court unterhalb der Rheinterrasse gastierte. Das Interesse war groß – was als gutes Zeichen dafür gewertet werden kann, dass auch die EM im Rochusclub ein Erfolg wird.