Investigativjournalisten haben brutale Misshandlungen an ukrainischen Gefangenen enthüllt. Im Mittelpunkt der Vorwürfe steht ein Arzt: Ilja Sorokin (34) – mutmaßlich Putins „Dr. Evil”.

Sorokin soll als Mitarbeiter der medizinischen und sanitären Einheit 13 im Straflager Nr. 10 in Mordwinien gedient haben. Laut den Berichten wurden ukrainische Kriegsgefangene von ihm auf besonders sadistische Weise gequält und gefoltert. 

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Während seiner Taten trug er offenbar einen weißen Kittel und verbarg sein Gesicht mit einer medizinischen Maske oder Sturmhaube. Die Gefangenen sagten, seine Stimme sei unvergesslich und nannten ihn „Dr. Evil” oder auch „den Psychopathen”. 

„Dort stand er, mit einem Elektroschocker in der Hand“  

50 ehemalige Kriegsgefangene erzählten den OCCRP-Journalisten von ihren Erfahrungen – darunter ein Mann namens Pavlo, der im Ukraine-Krieg gegen Russland kämpfte. „Ich wurde in gebückter Haltung zum Röntgen gebracht“, so der Gefangene. 

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„Und dort stand dieser Dr. Evil, wie wir ihn nennen, mit einem Elektroschocker in der Hand.“ Sorokin habe begonnen, mit dem Gerät herumzufuchteln und ihn geschlagen. „Er sagte, dass wir ’stinkenden Ukrainer‘ nach dem, was wir getan haben, keine anständige Behandlung verdient hätten.“

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Die meisten Betroffenen erzählten den Journalisten von OCCRP, dass sie sich nach ihrer Ankunft in Kolonie 10 einer Röntgenuntersuchung unterziehen mussten – wie Pavlo. Nikita Pikulyk, ein anderer Ukrainer, wird in dem OCCRP-Bericht mit den Worten: „Er ist ein völlig psychisch kranker Mensch, der irgendwie, ich weiß nicht, wie, in diesen medizinischen Bereich geraten ist“ zitiert.

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Gefangene mussten offenbar wie Hunde bellen

Sorokin soll den Schilderungen zufolge immer einen Elektroschocker dabeigehabt haben. Wer Fragen stellte, beispielsweise nach einer Schmerztablette, wurde malträtiert. Einige Männer berichten, dass die mentale Misshandlung schlimmer gewesen sei als die physische Gewalt. 

„Dr. Evil“ habe sie wie Hunde bellen und auf dem Boden kriechen lassen, heißt es im OCCRP-Bericht. Manchmal sollten sich die Gefangenen auch wie Hähne „Kikeriki” schreien und stundenlang russische Lieder singen, sagen sie.

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Sorokin soll sie darüber hinaus mit dicken Plastikrohren attackiert haben. Die Gewalt blieb offenbar nicht ohne gravierende Konsequenzen. Ein Mann starb laut OCCRP noch im Gefängnis. Die Berichte sind ohne Frage brisant. 

Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass das OCCRP, das an zahlreichen Enthüllungen wie den „Panama Papers“ und „Suisse Secrets“ beteiligt war, vor einigen Monaten heftig kritisiert wurde. 

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Der Hauptvorwurf: Die Plattform soll sich zum überwiegenden Teil aus Geldern der US-Regierung finanzieren. Das OCCRP erklärte daraufhin, dass durch eine „Reihe von Sicherheitsmaßnahmen im redaktionellen Prozess“ gewährleistet werde, „dass wir unsere Unabhängigkeit wahren.“

Wer ist „Dr. Evil“?

In den Berichten über sein Vorgehen im Gefangenenlager tauchen auch persönliche Informationen zum mutmaßlichen „Dr. Evil“ auf. Ilja Sorokin ist demnach 34 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Töchter. 

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Er soll 2008 ein Medizinstudium begonnen haben. Seit mindestens 2018 arbeitete er dann als Gefängnisarzt. Wie das OCCRP weiter berichtet, trat Sorokin Ende 2024 dem russischen Militär bei.

In einem Bericht der „Sun“ ist zu lesen, dass er heute als Sanitäter in der Armee tätig ist. Der 34-Jährige lebt demnach in Potma, nur 30 Kilometer von der Strafkolonie entfernt. Übrigens gab es auch Versuche, den Arzt mit den schwerwiegenden Vorwürfen der Gefangenen zu konfrontieren. 

Offizielle Reaktionen und Stellungnahmen  

Wie das OCCRP und die „Sun“ berichten, kontaktierten Reporter Sorokin. Es kam wohl zu einem kurzen, telefonischen Gespräch. Auf die Vorwürfe, ukrainische Soldaten gefoltert und geschlagen zu haben, antwortete er laut OCCRP: „Das kann nicht wahr sein. Ich arbeite dort nicht.” Nach einer weiteren Nachfrage legte der mutmaßliche „Dr. Evil“ auf.

Die Verwaltung der Kolonie 10 reagierte dem Bericht zufolge nicht auf eine Anfrage der Journalisten. Allerdings lassen Spuren in den sozialen Netzwerken sowie Zeugenaussagen nur wenige Zweifel daran, dass es sich bei Sorokin um den berüchtigten Gefängnisarzt handelt.