Bis vor einigen Monaten wollte man beim Anblick des Barfußpfades in Neuss nun wirklich nicht die Schuhe ausziehen – Scherben, Müll und ungepflegte Passagen prägten das Bild vor Ort. Doch seit wenigen Wochen dürfen sich die Besucher über eine frisch renovierte Anlage freuen. Diese möchte ich heute testen.

Beim Ankommen fällt mir der großzügige Parkplatz für Fahrräder und Autos auf. Ich bin mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von der Neusser Innenstadt angereist. Eine Infotafel informiert über die Bodenbeläge und zwei Bänke stehen als Sitzmöglichkeiten bereit. Einige Meter weiter beginnt der Pfad.

Die erste Etappe zeigt direkt, was der Pfad Neues zu bieten hat: Die Bodenbeläge befinden sich zu Beginn der Strecke in durch Kantensteine abgegrenzten Feldern. Ab hier heißt es für mich: Schuhe aus. Mit Sneakern in den Händen beginnt der Weg mit weichem Rindenmulch, der am Anfang des Tages noch leicht feucht ist. Die angenehme Kühle des Bodens ist sehr wohltuend für meine Fußsohlen. Doch kurz darauf geht es weiter über leicht schmerzhaften Kalksteinschotter. Die grauen, kantigen Steine bohren sich in die Haut, werden aber bald vom Weg über den Geländeboden abgelöst, der lediglich aus glatter, flachgetretener Erde besteht. Der Wechsel vom kantigen Stein zum glatten Boden fühlt sich sofort erlösend an.

Das wiesenlastige Gelände ist von Bäumen umringt. Optisch könnte man meinen, man befinde sich weit weg von der nächsten Großstadt. Doch die Geräusche der A 57, die direkt neben der Parkanlage verläuft, holen mich zurück in die Realität. Leider lässt sich diese Geräuschkulisse, die mich etwas stört, nicht vermeiden.

Nach einem weiteren leicht schmerzhaften Abschnitt mit Kalksteinschotter folgt das zweite umzäunte Feld. Dieses beinhaltet wohltuend kühlen Sand, der auch noch leicht feucht ist. Die Infotafel zu Beginn der Anlage erklärt, dass dieser aus dem Rhein kommt. Er ist etwas grobkörniger und knirscht unter den Füßen. Der ganze Pfad ist so ausgelegt, dass sich weiche und harte Beläge abwechseln, was sich sehr ungewohnt anfühlt. Die Muschelschalen sind zwar unangenehm unter der Haut, wecken aber auch Assoziationen von Strand und Urlaub in mir.

Nach einem weiteren Abschnitt über Erde beginnt auch das letzte umzäunte Feld mit Kalksteinschotter und Perlkies, der durch die runden Steine weniger schmerzhaft ist. Zum Ende führt mich der Weg über eine asphaltierte Etappe. Der glatte, kühle Boden belohnt meine Fußsohlen für die harte Arbeit.

Der Barfußpfad bietet die Möglichkeit, sich in Achtsamkeit zu üben und tiefer ins Spüren zu kommen. Ich stelle am Ende des Weges tatsächlich fest, dass ich während des Laufens an kaum etwas anderes gedacht habe. Das Begehen des Barfußpfades soll die Durchblutung fördern, das Immunsystem stärken und den Kreislauf anregen. Ich fühle mich definitiv wacher und konzentrierter. Mir fällt vor allem auf, wie ungewohnt es für mich ist, Barfuß zu laufen, die Haut an meinen Füßen ist weich und sensibel von der Dauerschonung durch meine Schuhsohlen. Vielleicht sollte ich die Schuhe öfter mal ausziehen.