25 Jahre nach dem Wehrhahn-Anschlag haben am Sonntag Vertreter aus Stadt, Politik und Gesellschaft an die Opfer des fremdenfeindlichen Angriffs erinnert – und einen Appell zur Wachsamkeit gegen Rechtsradikalismus und Antisemitismus heute gesendet.

Am 27. Juli 2000 um 15.03 Uhr explodierte am Düsseldorfer S-Bahnhof Wehrhahn eine Rohrbombe, verletzte zehn Menschen zum Teil lebensgefährlich und tötete ein ungeborenes Kind. Sie waren Besucher einer Sprachschule unweit des Bahnhofs. 1500 Menschen wurden im Zuge der Ermittlungen befragt, mehr als 300 Spuren verfolgt, 450 Beweisstücke eingesammelt. Ein Täter wurde niemals verurteilt. Ein Rechtsradikaler, der wegen des Anschlags viele Jahre später vor Gericht stand, wurde freigesprochen.

Nur wenige Meter neben der Stelle, an der die Bombe – in einer Tüte versteckt – explodierte, sprach Oberbürgermeister Stephan Keller am Sonntag von einem „feigen Attentat“. Auch er erinnerte daran, dass die Verantwortlichen niemals zur Rechenschaft gezogen wurden. „Der oder die Täter“ hätten die Opfer gezielt ausgesucht. Menschen, die sich in Düsseldorf eine Existenz aufbauen wollten, hätten stattdessen Gewalt erfahren. „Der Wehrhahn-Anschlag in Düsseldorf ist unvergessen.“ Umso wichtiger sei die Erinnerung heute, da Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit wieder auf dem Vormarsch seien. „Es ist unsere Aufgabe, dagegen aufzustehen.“

Der Angriff habe eine Narbe in der Stadt hinterlassen, sagte Wladislaw Korenblum von der Jüdischen Gemeinde. „Es war ein Anschlag des Hasses gegen das, was diese Stadt ausmacht.“ Sie stehe für Vielfalt, für Weltoffenheit. Korenblum berichtete, er sei Teilnehmer der gleichen Sprachmaßnahme gewesen, die auch die Opfer besuchten. „Ich weiß, wie es sich anfühlt, mit Hoffnung und einem Wörterbuch in der Tasche zur Bahn zu gehen.“ Man müsse immer wieder verdeutlichen, dass am Wehrhahn kein Unfall geschehen sei. „Die Menschen wurden gezielt angegriffen. Ihre Namen, Geschichten und Stimmen dürfen nicht vergessen werden.“

Zum Gedenken am Sonntag eingeladen hatte die Initiative Wehrhahn erinnern. Über den Tag verteilt gab es gleich mehrere Veranstaltungen. Der Rundgang zu den Schauplätzen des Anschlags sei ausgebucht gewesen, sagte Vertreterin Sabine Reimann. „Erinnerungsarbeit ist nicht immer einfach, sie stößt auch auf Widerstand. Man braucht den Mut, unbequem und kritisch zu sein, auf Leerstellen hinzuweisen.“ Umso mehr freue sie sich, dass auch offizielle Vertreter der Stadt am Sonntag gekommen waren. „Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall.“