Der Münsteraner Polizei lagen auf Anfrage von Kirche+Leben noch keine Erkenntnisse dazu vor. Die Teilnehmer der Mahnwache distanzierten sich gegenüber Kirche+Leben von dieser Form des Protests. Vandalismus sei immer zu verurteilen, so Ruth Fehlker. Sie ist Pastoralreferentin in Coesfeld und Teil der geistlichen Leitung des KFD-Bundesverbands. Damit habe man der Mahnwache einen „Bärendienst“ erwiesen.
Auch das Symposion am Samstag lief nicht geräuschlos ab. Aber von vorne: Die folgenden Schilderungen stützen sich auf einen Livestream des Fernsehsenders K-TV. Die unmittelbare Berichterstattung war Kirche+Leben nicht möglich. „Wir bedauern, Ihnen eine Teilnahme an unserer Veranstaltung nicht zusagen zu können“, hieß es von Seiten der Josef-Pieper-Stiftung auf mehrfache Anfrage der Redaktion. Noch im Februar dieses Jahres hatte Stiftungs-Vorstand Berthold Wald Kirche+Leben dazu aufgefordert, sich selbst ein Bild von der Veranstaltung zu machen: „Sie sind als Pressevertreter herzlich eingeladen.“
Ähnlich erging es anderen Medien wie der Deutschen Presse-Agentur und dem WDR: „Aufnahmen während unserer Veranstaltungen seitens des WDR sind nicht möglich. […] Für ein Interview stehen wir seitens des Vorstandes der Josef-Pieper-Stiftung nicht zur Verfügung.“ Hingegen ließ die Stiftung Vertreter von K-TV, des Fernsehsenders EWTN und der Würzburger Wochenzeitung „Tagespost“ zu.
Symposion suchte nach Wegen der Verkündigung
Die Veranstaltung in der Bistums-Akademie Franz-Hitze-Haus bestand aus drei Vorträgen und einem abendlichen Podiumsgespräch mit Bischof Barron. Der mit 360 Sitzplätzen größte Saal des Hauses war gut, aber nicht bis auf den letzten Platz gefüllt, soweit es der Livestream von K-TV erkennen ließ. Die Veranstalter hatten sich vorgenommen, mit Barron nach „Wegen der Glaubensverkündigung heute“ zu suchen.
Andererseits sollte das Symposion auch die „immense Übereinstimmung“ zwischen Josef Pieper und Barron einsichtig machen, wie Stiftungs-Geschäftsführer Hans-Georg Nissing mehrfach hervorhob. Dementsprechend befassten sich die ersten beiden Redner mit eher historischen Themen: Stiftungs-Vorstand Wald zeichnete anhand eines kürzlich erschienenen Briefwechsels die Beziehung zwischen Pieper und dem Schweizer Theologen Hans Urs von Balthasar nach.
Protest bei Abschlussgespräch
Anschließend sprach die Philosophin und frühere Josef-Pieper-Preisträgerin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz über „Kontexte und Themen christlicher Glaubensverkündigung im 20. Jahrhundert in Deutschland“. Den Bogen zu einer „zeitgemäßen Verkündigung des fleischgewordenen Wortes“ schlug als dritter Redner der Heiligenkreuzer Zisterzienserpater Karl Wallner. Der Vortrag des Nationaldirektors von Missio Österreich unterschied sich jedoch in der Diktion von den Ausführungen seiner Vorgänger: Mehrfach polemisierte Wallner gegen eine angeblich verbreitete „1968er-Mentalität“ und bezeichnete diese als „Beginn unseres Untergangs“. Das Publikum bedachte die zahlreichen Witze des Paters auf Kosten der angeblich „sterbenden“ Kirche Europas mit lautem Gelächter.
Den Höhepunkt des Symposions sollte ein Gespräch zwischen Stiftungs-Vorstand Wald, dem emeritierten Wiener Alttestamentler Ludger Schwienhorst-Schönberger und Bischof Barron bilden. Allerdings konnte dieser Austausch nicht wie geplant beginnen. Offenbar war es Protestlern in unbekannter Zahl gelungen, sich unter die Teilnehmer zu mischen. Mehrfach war der Ruf „Barron raus!“ zu hören. Was mit den Protestlern passierte, ließ sich der Livestream von K-TV nicht genau erkennen. Es standen lediglich einige Menschen auf. Anschließend brandete Applaus aus dem Publikum auf.
Barron greift Kritik von Münsteraner Theologen an