Der Vorstand der Benrather Schlossnarren genoss das Wetter, die Getränke und die Gemeinschaft sichtlich. „Wir haben den Termin in unsere Gruppe geschrieben und irgendwann finden wir uns“, meinte Schlossnarren-Vorsitzender Marcus Creutz. „Eigentlich ist der Termin aber jedem in unserem Verein schon länger bekannt, denn das ist ja ein alljährlich wiederkehrendes Ereignis.“

Gemeint ist die Benrather Bierbörse, die bereits zum 32. Mal innerhalb von 34 Jahren durchgeführt wurde. So gab es erneut an drei Tagen an gut 30 Bierständen deutlich mehr als 100 verschiedene Biere im Ausschank.

Der Gerstensaft namens Xingu war der Exot und kam aus Brasilien. Für die Ur-Ur-Düsseldorfer, die neben dem Alt kein anderes Bier akzeptieren, geschweige denn trinken, gab es Füchschen und Schumacher Alt. Zwischen dem Exoten und den heimischen Brauhäusern tummelten sich Brauereiprodukte aus Polen, Tschechien, Estland, Mexico, Kroatien, Belgien, Spanien, Portugal und aus vielen bundesdeutschen Ländern. Und doch war es für einige nicht genug. „Letztes Jahr stand hier an dieser Stelle der Stand von der Stiegl-Brauerei aus Österreich. Das war das leckerste Bier. Wo sind sie diesmal?“, fragte ein offensichtlich unzufriedener Bierbörsen-Besucher.

Der war allerdings die große Ausnahme, denn bei der Auswahl zwischen Hell, Weizenbier, Ale, Stout, Alt, IPA, Pils, Dubbel, Trippel, vielem mehr und auch fruchtigen Obstbieren fand jeder sein Lieblingsbier. Und weil es auch Cocktails, Cider, Mixgetränke und erstmals einen Weinstand gab, kamen auch die Nicht-Bierliebhaber auf ihre Kosten. „Nicht jeder mag eben Bier. Von daher ergänzt es sich gut, dass es jetzt auch Wein auf der Bierbörse gibt“, meint Thomas Höllmüller vom Hofgut Hemmes aus Rheinland Pfalz. „Mit dem Benrather Publikum sind wir sehr zufrieden. Die Leute hier schmeißen ihren Müll in die Mülleimer. Wenn wir morgens unseren Standbereich kehren, finden wir kaum Unrat. Das sind wir anders gewohnt.“

Sowieso ist Höllmüller, der auch Bier trinkt, vom Benrather Flair angetan. „Es ist ein sehr familiär-freundschaftliches Miteinander“, urteilte der Pfälzer, dessen Weingut seine Getränke zwischen Schumacher Alt und der Krakonos Brauerei aus dem tschechischen Riesengebirge feilbot. „Mein eigentlicher Biergeschmack ist südlich des Weißwurst-Äquators angesiedelt. Aber ich weiß, dass man in Düsseldorf Alt trinkt und das schmeckt schon gut.“ Höllmüller kann das beurteilen, reichten sich die benachbarten Stände doch immer wieder Kostproben ihrer Getränke an.

Verantwortlich für die Durchführung der Benrather Bierbörse ist seit jeher Werner Nolden. Er arbeitet das ganze Jahr über an seinen Bierbörsen, neben dem Düsseldorfer Süden veranstaltet Nolden an 16 weiteren Orten Events. „Beispielsweise das Allgäuer Büble-Bier habe ich sozusagen aus meinem Urlaub 2016 mitgebracht, nachdem ich es in Oberstaufen kennengelernt hatte. Es brauchte aber zwei Anläufe, um die Brauerei davon zu überzeugen, auf meine Bierbörsen zu kommen“, verrät Nolden.

Der Mann aus Leverkusen liebt die Benrather Bierbörse und tut alles dafür, dass die Benrather seine Bierbörse lieben. So stehen „Pinkelwachen“ an neuralgischen Punkten bereit, die verhindern, dass beispielsweise Vorgärten zweckentfremdet werden. So wird bei kirchlichen Veranstaltungen in St. Cäcilia die Musik-Lautstärke reduziert. „Ein Ja-Wort sollte man doch verstehen können“, meint Nolden augenzwinkernd. „Unser Verhältnis zum Pfarrer ist bestens. Er besucht auch immer den Andechs-Stand.“ Wohl auch, weil Andechs eine Klosterbrauerei ist und es womöglich spirituelle Übereinstimmungen gibt.

Die Benrather Schlossnarren ließen sich, nachdem sie sich gefunden hatten, einfach mal über die Bierbörse treiben, wie so viele andere auch. „Es ist eine Probiermeile. Da wagt man auch schon mal das ein oder andere Experiment“, erläuterte Schlossnarren-Präsident Jochen Scharf. „Aber wichtig ist, dass die Belgier aus Grimbergen hier sind. Grimbergen vom Fass bekommt man nämlich in ganz Düsseldorf nur hier.“ Und auch das weitere kulinarische Angebot hat Scharf überzeugt. „Ganz wichtig ist Schweinebraten mit Sauerkraut“, so der Präsident. „Freitagsabends komme ich immer mit Vorratsbehältern, hole mir mein Abendessen und nehme es mit nach Hause. Ohne das wäre es für mich keine Bierbörse.