In Orsoy auf der großen Wiese hinter den Tennisplätzen hat der „Rondel Circus For Kids“ seine Zelte aufgeschlagen. Drei Wochen lang trainieren die Profis in jeweils einwöchigen Durchläufen mit 160 Kindern pro Woche und bringen sie zur Auftrittsreife. Freitags gibt es dann in jeder der drei Wochen zwei Abschlussveranstaltungen, in denen die Kinder tolle Zirkusnummern vor Publikum aufführen.
Man kann es sich gut vorstellen: Auf dem Zirkusgelände herrscht das pralle Ferienleben. Gute Laune, fröhliche Kinder, es wird viel gelacht, freundliche, hilfsbereite Betreuer kümmern sich um die Jungen und Mädchen, die das Leben im Döschen haben. Eine tolle Sache.
Aber natürlich wissen auch die Zirkusleute und das Team der offenen Jugendarbeit der Stadt Rheinberg, dass das normale Leben „draußen“ weitergeht. Dazu gehören auch Krankheiten und Menschen, bei denen es um Leben und Tod geht. Viele der Mitwirkenden haben den Bericht über den Rheinberger Axel Ettwig gelesen. Der 60-jährige Architekt, den in der Stadt viele Menschen kennen und schätzen, ist an Leukämie erkrankt und benötigt dringend eine Knochenmarkspende. Da kann man nicht jede nehmen, es muss eine sehr hohe Übereinstimmung der Werte des Spenders mit denen der Zielperson geben. Um das herauszufinden, ist die Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) darauf angewiesen, dass sich möglichst viele Menschen typisieren lassen. Über eine solche Typisierung lässt sich herausfinden, ob das Knochenmark passt oder nicht.
Im Ferienalarm-Team sei auch durch den Zeitungsbericht schnell eine große Hilfsbereitschaft erkennbar gewesen, sagt Stadtjugendpflegerin Babette Heimes. „Das Team der offenen Jugendarbeit hat dann zusammen mit den Jugendlichen überlegt, spontan eine Typisierung zu starten“, so Heimes. „Schließlich können wir auf dem Zirkusgelände zahlreiche Menschen erreichen, die in Frage kommen und hoffentlich mitmachen.“ Die Familie und der Bruder von Axel Ettwig haben die Initiatoren unterstützt, sodass man schnell über die DKMS an die erforderlichen Materialien gekommen ist. Babette Heimes: „Die Aktion heißt ,Stadt Rheinberg für Axel’.“
Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den Betreuerinnen und Betreuern geht es darum, dass die Hilfe breit gestreut ist. Sprich: Je mehr Leute sich typisieren lassen, desto größer ist die Möglichkeit, dass Leukämiekranken irgendwo auf der Welt geholfen werden kann. Denn die Knochenmarkspenderdateien sind international vernetzt. Babette Heimes: „Die Jugendlichen wollen gerne denen helfen, die aufgrund ihrer Krankheit nicht an so tollen Projekten teilnehmen können wie beim Ferienalarm.“
Menschen zwischen 17 und 55 Jahren ohne chronische Krankheiten können sich von Montag, 28. Juli, bis Freitag, 1. August, am Standort des Ferienalarm-Zirkus auf dem Gelände des SV Orsoy Am Gildenkamp 30 typisieren lassen. Von Montag bis Donnerstag jeweils von 8 bis 16.30 Uhr, am Freitag von 14 bis 22 Uhr. Wer möchte, kann auch anrufen unter 0160 5517952 und einen Termin ausmachen. Der ganze Akt dauert nur etwa fünf Minuten. Man muss lediglich seine Daten eingeben und einen Abstrich mit einem Wattestäbchen im Mund machen, der dann ausgewertet wird. „Mund auf, Stäbchen rein, Spender sein“, lautet der Slogan der DKMS, die ihren Sitz in Tübingen hat. Neben dem Eingang zum Zirkuszelt steht ein Pavillon, da sind Ansprechpartner für alle da, die die Aktion unterstützen möchten.
Man kann auch online helfen und die Seite dkms.de aufrufen, ein Registrierungsset bestellen, auf den „Spender:in werden“-Button klicken, einige einfache Fragen beantworten und sich online registrieren lassen. Es wird auch dann ein Wangenabstrich gemacht, der Aufschluss darüber gibt, ob die Gewebemerkmale zu denen einer Patientin oder eines Patienten passen oder nicht. Dann ist man Teil der DKMS-Familie. „Wenn wir deine eingeschickte Probe analysiert haben, nehmen wir dich in unsere Datei auf. Dann bist du als möglicher Spender oder mögliche Spenderin für Patienten weltweit zu finden“, so die Knochenmarkspenderdatei.