Ein Zug ist im baden-württembergischen Kreis Biberach entgleist. Mindestens drei Menschen kamen ums Leben. Weitere Reisende wurden nach Angaben der Polizei schwer verletzt.
Bei einem Zugunglück im Südosten Baden-Württembergs sind mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. Das teilte die Polizei Ulm am Abend mit. Sie berichtete von mehreren Schwerverletzten. Zudem seien zahlreiche weitere Menschen verletzt worden – ihre Zahl liege im mittleren zweistelligen Bereich, hieß es.
Die Regionalbahn entgleiste gegen 18:10 Uhr rund 45 Kilometer entfernt von Ulm im Kreis Biberach. Zuvor hatte es dort ein Unwetter gegeben.
In dem Zug waren nach ersten Erkenntnissen der Bundespolizei rund 100 Menschen. Der Regionalexpress der Linie RE 55 war auf dem Weg von Sigmaringen nach Ulm.
Ermittler untersuchen, ob Erdrutsch die Ursache war
Was den Unfall ausgelöst hat, war zunächst unklar. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes zogen in den frühen Abendstunden unwetterartige Gewitter über die Region. Lokal seien in kurzer Zeit 30 bis 40 Liter pro Quadratmeter gefallen, sagte Meteorologe Dominik Smieskol. Ob der Unfall damit im Zusammenhang steht, ist noch nicht bekannt. Ein möglicher Zusammenhang werde geprüft, sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Ulm.
Ermittler untersuchen zudem, ob ein Erdrutsch die Ursache für das Unglück sein könnte. „Es hat hier starke Regenfälle gegeben, sodass nicht ausgeschlossen werden kann, dass auch der Starkregen und ein damit verbundener Erdrutsch-Unfall ursächlich gewesen ist“, sagte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) am Unfallort. Das sei nun Gegenstand der laufenden Untersuchungen.
Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, wie Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst auf den entgleisten Waggons arbeiteten, um sich Zugang zu den Fahrgästen zu verschaffen. Einige Waggons sind aufgerissen. Zudem ist lautes Geschrei zu hören. Auf den Aufnahmen sind mehrere entgleiste Waggons eines gelb-weißen Zuges zu sehen, mindestens einer ist umgestürzt. Zu sehen sind außerdem umgestürzte Bäume am Unfallort. Fotos zeigen abgebrochene Äste, auch eine Achse des Zuges ist offenbar bei dem Unglück abgerissen worden und liegt einige Meter entfernt am Rande des Gleisbetts.
Mindestens vier Rettungshubschrauber im Einsatz
Die Leitstelle Reutlingen meldete einen sogenannten „Massenanfall von Verletzten“ – das bezeichnet im Rettungswesen eine Situation, bei der eine große Zahl von Verletzten oder Erkrankten versorgt werden muss. Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdiensten, Landes- und Bundespolizei waren im Einsatz. Am Unfallort waren auch mindestens vier Rettungshubschrauber.
Die betroffene Zugstrecke und die angrenzende Kreisstraße 7345 seien gesperrt, teilte die Polizei weiter mit. Ein Schienenersatzverkehr sei eingerichtet. Für Angehörige sei eine Sammelstelle im Bürgerzentrum Daugendorf eingerichtet worden.
Am späten Abend bereiteten die Einsatzkräfte die Bergung des Zuges vor. Es seien alle Verletzten versorgt worden, sagte die Kreisbrandmeisterin des Landkreises Biberach, Charlotte Ziller, an der Unglücksstelle. Man schaue nun gemeinsam mit dem Technischen Hilfswerk, dass man die Bergung der Waggons vorantreibe. Die Arbeiten würden auch bis Montag noch andauern, die Waggons seien schwer und die Unfallstelle unwegsam.
Ministerpräsident Kretschmann zeigt sich betroffen
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) erklärte am Sonntagabend auf der Plattform X: „Das Zugunglück im Kreis Biberach bestürzt mich.“ Er fügte hinzu: „Wir trauern um die Opfer. Ihren Angehörigen spreche ich mein Mitgefühl aus.“ Mit dem Innenminister und dem Verkehrsminister stehe er im engen Kontakt und habe sie gebeten, die Rettungskräfte mit allen Mitteln zu unterstützen.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zeigte sich erschüttert. „Mein tief empfundenes Beileid gilt den Angehörigen der Opfer. Allen Verletzten wünsche ich eine rasche und vollständige Genesung“, sagte Kretschmann einer Mitteilung zufolge.
Noch sei das gesamte Ausmaß des Unglücks nicht vollständig absehbar. Man werde aber alles tun, um die Rettungskräfte zu unterstützen und die Ursachen des Unglücks umfassend aufzuklären, versprach der Ministerpräsident. „Ich danke allen Einsatzkräften und Helferinnen und Helfern, die sich mit unermüdlichem Einsatz um die Versorgung der Betroffenen kümmern.“
Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) erklärte: „Die Lage vor Ort ist erschütternd.“ Aktuell lasse sich das gesamte Ausmaß des Zugunglücks nur erahnen. „Meine Gedanken sind bei den Verletzten, den Angehörigen und Rettungskräften. Wir stehen im engen Austausch mit der Bahn und unterstützen, wo wir können.“ Experten seien unterwegs, um mit den Ermittlungsbehörden die Unfallursache zu untersuchen.