Liebe Leserin, lieber Leser,
als ich kürzlich mit
dem Fahrrad unterwegs war, sah ich aus dem Augenwinkel ein hektisches Blinken
und Bremsen. Ein Auto fuhr auf der linken Spur, blinkte rechts und bremste
hart, wechselte aber nicht nach rechts. Erst, als rechts Autos kamen, fuhr es
herüber, und bremste so alle aus. Die wirr wirkenden Manöver gingen noch ein
paar Sekunden weiter.
Das Auto war eines
der autonomen Testfahrzeuge, mit denen das VW-Tochterunternehmen Moia aktuell
durch die Stadt fährt, ein VW ID Buzz AD. Sie sind kleiner und gedrungener als die
bekannten Moia-Taxis, mehr schwarz als golden, hinten und vorne steht „SELF –
DRIVING – VEHICLE“. Am Ende fuhr der Fahrer, der aktuell zur Sicherheit am
Steuer sitzt, rechts ran. Mehr sah ich nicht, ich war auf dem Weg zum Training.
Auf dem Fahrrad ging
meine Fantasie noch etwas mit mir durch, ich stellte mir vor, wie der Mann
kapitulierend die Stirn aufs Lenkrad legt, im Ohr hatte ich dabei diesen Studio-Braun-Song („Computerfreak, Computerfreak, wer beherrscht hier
wen“; ab 8:20). Aber im Ernst: Durch den Kopf ging mir der
Moment noch eine ganze Zeit – die Szene wirkte nicht gerade
vertrauenserweckend.
Dabei sollen laut
Plan der Stadt eigentlich ab Mitte des Jahres die ersten autonomen Fahrzeuge
Menschen durch Hamburg transportieren – einen Teil davon will Moia stellen, den
anderen die Hochbahn. Vorerst noch mit Fahrer, zur Kontrolle, irgendwann ohne.
Bis 2030 sollen es 10.000 sein. Die Stadt will Vorreiterin beim autonomen
Fahren werden, gar „Modellstadt für die
digitale Mobilität der Zukunft“. Ob der Zeitplan
einzuhalten ist, wird sich zeigen – von der Hochbahn ist zu hören, dass ihr
Teil der Flotte erst im Herbst geliefert und ab 2026 den Testbetrieb mit
Fahrgästen aufnehmen werde.
Laut Experten wie
Ilja Radusch, Leiter des Daimler Center for Automotive IT Innovations an der TU
Berlin, gibt es beim autonomen Fahren ohnehin noch viele offene Fragen, etwa: Wie verbessert man die
Abstimmung der verschiedenen Sensoren im Fahrzeug – Kameras, Laser und Radar? Und
auch: Wie entscheidet das Auto im Bruchteil einer Sekunde, wen es in einer
brenzligen Situation schützt – den Radfahrer am Straßenrand oder die Insassen?
Manche zweifeln gar an, ob autonome Fahrzeuge überhaupt je einen
Sicherheitsvorteil bringen werden.
© ZON
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Aber erst mal habe
ich eine Frage an Sie: Haben Sie schon einmal eines der autonomen Testfahrzeuge
in Hamburg gesehen? Was waren Ihre Eindrücke? Welche Gedanken hatten Sie?
Lassen Sie es uns gern wissen, per Mail an hamburg@zeit.de
(Betreff: „Autonomes Fahren“)
Haben Sie einen
schönen Tag!
Ihr Yannick
Ramsel
Wollen Sie uns Ihre Meinung sagen,
wissen Sie etwas, worüber wir berichten sollten? Schreiben Sie uns eine E-Mail
an hamburg@zeit.de.
WAS HEUTE WICHTIG IST
© Sebastian Kahnert/dpa
Nach dem
Auflösungsbeschluss des Bundesverbandes der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative (JA) zum 31. März hat sich auch
deren Hamburger Landesverband aufgelöst. Der AfD-Bundesparteitag hatte
zuvor beschlossen, die bisher weitgehend eigenständige JA durch eine neue
Organisation zu ersetzen, die eng an die Mutterpartei gebunden ist. Die AfD
will damit größeren Durchgriff auf den Nachwuchs bekommen. Auch soll damit
einem möglicherweise drohenden Vereinsverbot zuvorgekommen werden. Das
Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtete den Bundesverband der JA bislang
als erwiesen rechtsextremistische Bestrebung.
Der März ist in Hamburg
einer der trockensten seit Beginn der Datenerfassung 1881 gewesen. Nur
zehn Liter Niederschlag pro Quadratmeter wurden gemessen, wie der Deutsche
Wetterdienst (DWD) mitteilte. Der Mittelwert der internationalen
Referenzperiode 1961 bis 1990 liegt in der Hansestadt bei 55 Litern pro
Quadratmeter Niederschlag. Zudem war der März in Hamburg mit einer
Mitteltemperatur von 6,4 Grad Celsius deutlich milder als im vieljährigen
Mittel (3,9 Grad Celsius). Die Sonne schien an 203 Stunden und damit fast
doppelt so lange wie normalerweise (101 Stunden).
Das in Hamburg und
Rostock ansässige Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hat bei
der Bundesregierung eine Erhöhung des jährlichen Budgets um 21 Millionen
Euro angemahnt. Die aktuell 133 Millionen Euro seien angesichts der Fülle der
Aufgaben nicht ausreichend, sagte BSH-Präsident Helge Heegewaldt. Für das BSH
arbeiteten knapp 1.100 Menschen, zudem müssten die für Meeresforschung und
maritime Dienstleistungen benötigten fünf Schiffe, Messbojen, Plattformen und
eine umfangreiche IT-Infrastruktur aus dem Etat finanziert werden.
In aller Kürze
• Beate
Heinemann leitet ab heute das Forschungszentrum Desy. Die
Teilchenphysikerin übernimmt den Posten von Helmut Dosch, der das Zentrum über
16 Jahre lang geleitet hat, und ist die erste Frau an dessen Spitze • Die
Sanierung des mit Rissen belasteten Hamburger-Michel-Turms ist gesichert
– dank einer Großspende der Dorit & Alexander Otto Stiftung sowie der
Hermann Reemtsma Stiftung über 400.000 Euro können die Arbeiten wie geplant im
September starten • Die Künstlerin Eske Schlüters, das Kollektiv „3
Hamburger Frauen“ und der Künstler Georges Adéagbo werden mit dem Edwin-Scharff-Preis
der Stadt Hamburg (seit 1955 verliehen an bildende Künstlerinnen und
Künstler) ausgezeichnet
THEMA DES TAGES
© Eiko Ojala
„Sie können mehr als zehn gesunde Lebensjahre gewinnen“
Wer auf sein Herz achtet, lebt
länger – das zeigt eine aktuelle Studie. Der Kardiologe Stefan Blankenberg
erklärt, worauf es dabei ankommt und warum man früh beginnen sollte. Lesen Sie
hier einen Auszug aus dem Interview der ZEIT-ONLINE-Redakteurinnen Andrea
Böhnke und Claudia Wüstenhagen.
Viele Menschen
unterschätzen, wie sehr sie ihre Herzgesundheit beeinflussen können. Stefan Blankenberg erlebt die Folgen jeden Tag auf seiner Station. Er leitet das
Herzzentrum am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und ist der neue
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie.
ZEIT ONLINE: Herr Blankenberg, auf dem Weg zu Ihrem Büro fiel
uns auf, dass hier auf der Station einige Patienten in ihren Betten auf dem
Flur warten. Ist bei Ihnen gerade viel los?
Stefan Blankenberg: Ja, diese Woche sind wir bis unter das Dach voll.
Wir haben neben den geplanten Behandlungen gerade viele Herzinfarkte.
ZEIT ONLINE: Haben Sie eine Vermutung, woran das liegt?
Blankenberg: Wir beobachten so einen Anstieg häufiger mal,
wenn es einen starken Temperaturwechsel gibt von kalt zu warm, wenn es einen
Tiefdruck-Hochdruck-Wechsel gibt. Dann kommen mehr Menschen mit einem Infarkt
zu uns.
ZEIT ONLINE: Für einen Patienten ist das ein einschneidendes
Ereignis, das Leben ändert sich von jetzt auf gleich. Ist das ein Gedanke, der
Ihnen als Arzt auch nach der langen Berufserfahrung in den Sinn kommt?
Blankenberg: Oh ja, wenn ich länger und etwas komplizierter
interveniere, wie ich es erst heute Morgen getan habe, dann stelle ich mir
manchmal vor: Wie wäre es eigentlich, wenn ich da jetzt liegen würde? Kein
schöner Gedanke. Bei so einem Ereignis dreht sich das Leben um 180 Grad. Aber
als derjenige, der therapiert, weiß ich, dass es doch auch im Notfall meistens
gut ausgeht und man sehr gut helfen kann.
Welche fünf Faktoren ein Mensch für seine Herzgesundheit
beeinflussen kann, lesen Sie weiter in der
ungekürzten Fassung auf ZEIT ONLINE.
DER SATZ
© Bjørg Elttør
„Curry steht für ein Vorurteil, das wir in unserem Podcast dekonstruieren
wollen.“
Vor Jahren
zogen die Eltern von Maya und Sarah Zaheer aus Pakistan nach Deutschland. In
ihrem Podcast „curry on!“ sprechen die Schwestern über das Aufwachsen in zwei
Kulturen und über alles, was Menschen in der südasiatischen Diaspora, wie sie
es nennen, bewegt. Das ganze Interview von ZEIT:Hamburg-Autorin Miriam Amro lesen
Sie hier.
DARAUF KÖNNEN SIE SICH FREUEN
Am Donnerstagabend gibt
es im Klubhaus St. Pauli wieder Gespräche und Musik beim „The First International Vinyl Club“. Dieses Mal
ist New Wave das Thema des Abends. Der Musiker Jojo Brandt kommt mit einer
Auswahl seiner riesigen New-Wave- und Postpunk-Vinylsammlung, der Musiker
Carsten Friedrichs ebenfalls, und der Journalist Jörg Böckem liest aus „Lass
mich die Nacht überleben“. Die Besucher sind ebenfalls eingeladen,
New-Wave-Platten und/oder -Geschichten mitzubringen. Die Gastgeber sind Bernd
Jonkmanns und Yared Dibaba.
„The
First International Vinyl Club: New Wave“, 3.4., 19.30 Uhr; Uwe im Klubhaus St.
Pauli, Spielbudenplatz 21 (oben links)
MEINE STADT
Bunt wie die Schanze (bei der Unterführung am Sternschanze-Bahnhof) © Michael Pasdzior
HAMBURGER SCHNACK
Ich bin mit meiner Labrador-Hündin zur Kontrolle
beim Tierarzt. Auf der Waage werden 28,30 Kilogramm notiert. Während sie auf
dem Behandlungstisch zur Blutabnahme vorbereitet wird, kommt eine
Sprechstundenhilfe mit einer zweiten, sehr zarten Labrador-Hündin und ihrem
jungen Begleiter rein. Die Hündin wird gewogen, und ich erkenne 23,80 Kilogramm. „Oh“, sage ich, „ein Leichtgewicht!“ Dreht sich
der junge Mann um und fragt strahlend: „Meinen Sie mich?“
Erlebt
von Uschi Wermke
Das war die Elbvertiefung, der tägliche
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