Der Fall sorgte für Aufsehen: Eine jesidische Familie wird aus Deutschland in den Irak abgeschoben, obwohl ein Gericht gegen die Abschiebeandrohung entscheidet. Nun soll die Familie zurück nach Brandenburg gebracht werden.
Der Brandenburger Innenminister René Wilke (parteilos) hat die zuständigen Behörden beauftragt, die kürzlich in den Irak abgeschobene jesidische Familie zügig zurückzuholen. Sofern die gerichtliche Entscheidung Bestand hat, müsse das mit den Bundesbehörden so abgestimmt werden.
Wilke erklärte am Freitag in einer Mitteilung, es sei nun zwingend notwendig, dass der Bund den Betroffenen die erforderlichen Reisepapiere ausstellt. Politiker von SPD, Grünen und Linken hatten bereits die Rückholung der Familie verlangt. Im Namen eines Klassenkamerads des Jungen der Familie wurde eine Petition gestartet – binnen weniger Tage haben die fast 4.000 Menschen mitgezeichnet. Eine zweite Petition, die fordert, die Familie zurückzuholen, haben rund 2.000 Menschen unterzeichnet. [Stand: 26.07.2025, 11:00 Uhr]
Flüchtlingsrat verurteilt Abschiebung von jesidischer Familie in den Irak
Eine jesidische Familie aus Lychen ist trotz eines Gerichtsbeschlusses gegen seine Ausreisepflicht in den Irak abgeschoben worden. Nun streiten die Behörden über ihren Informationsstand zum Zeitpunkt der Abschiebung und verteidigen ihr Vorgehen.mehr
Wilke: Behörden trifft keine Schuld
Der Fall habe auch ihn bewegt, so der Innenminister weiter. Zugleich nimmt er die Behörden des Landes in Schutz: Die treffe keine Schuld. Der Vorgang werfe in seinen Abläufen aber Fragen auf, die für die Zukunft aufgearbeitet werden müssten.
Die jesidische Familie, die mit vier minderjährigen Kindern in der Uckermark gewohnt hatte, wurde am Dienstag in den Irak abgeschoben. Am selben Tag hatte sie mit einem Eilantrag gegen die frühere Abschiebe-Androhung Erfolg vor dem Verwaltungsgericht Potsdam.
Gerichtsbeschluss kam erst, als Flugzeug im Irak landete
Nach Aussage des Innenministers hätten die Behörden von diesem Eilantrag erst erfahren, als die Familie bereits im Flugzeug saß, das dabei war zu starten. Der schriftliche Beschluss des Verwaltungsgerichts, das die Ausreisepflicht aufhob, habe erst vorgelegen, als das Flugzeug bereits in Bagdad gelandet war.
Der Flüchtlingsrat Brandenburg hat die Abschiebung als „skandalös“ kritisiert. Deutschland und Brandenburg folgten damit einer „von Rechts getriebenen Abschiebe-Agenda“, sagte Kirstin Neumann vom Flüchtlingsrat am Donnerstag dem rbb. Angesichts des Völkermords an irakischen Jesiden im Jahr 2014 sei die Ablehnung des Asylantrags nicht erklärbar. Zudem sei die Familie in der Uckermark sehr gut integriert gewesen.
Jesidische Familie in den Irak abgeschoben – Erfolg vor Gericht wenig später
Eine jesidische Familie, die seit Jahren in der Uckermark lebt, ist am Dienstag in den Irak abgeschoben worden – und das, obwohl sie am selben Tag mit einem Eilantrag gegen ihren abgelehnten Asylbescheid erfolgreich war.mehr
Bundestag erkennt Völkermord an Jesiden an
Die Flüchtlingshilfsorganisation Pro Asyl hält die Abschiebepraxis von Deutschland für unmenschlich und dringt auf einen Abschiebestopp für Jesidinnen und Jesiden aus dem Irak. Der Bundestag hatte 2023 Verbrechen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Jahr 2014 an den Jesidinnen und Jesiden als Völkermord anerkannt.
Die jesidische Familie, die in Lychen in der Uckermark wohnte, hatte 2023 gegen die Ablehnung ihres Antrags auf internationalen Schutz und gegen die Abschiebeandrohung geklagt. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge lehnte den Asylantrag der Familie ab.
Sendung: Antenne Brandenburg, 25.07.2025, 17:00 Uhr
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