Cover: Ninni Schulman, "Das Paradies verrät man nicht"

Stand: 27.07.2025 18:34 Uhr

Im vergangenen Jahr erschien der erste Band einer neuen Schwedenkrimi-Reihe von Ninni Schulman mit dem Titel „Den Tod belauscht man nicht“. Jetzt liegt der zweite Band auf Deutsch vor – beide Bücher sind sehr empfehlenswert.

von Katja Eßbach

Schweden Mitte der 1980er-Jahre: Das Leben scheint friedlich und geruhsam. Aber klar, wenn das hier eine Krimi-Rezension ist, dann muss dieser Schein trügen. Und das weiß niemand besser als die frühere Polizistin Ingrid Wolt. Sie ist nach einem Gefängnisaufenthalt – sie hatte in Notwehr ihren Ex-Mann angeschossen – in das Sommerhaus eines Freundes gezogen. Um sich über Wasser zu halten, putzt sie in einem Hotel und nimmt sporadisch Aufträge als Privatermittlerin an. So auch den Fall der 30-jährigen Lena, die Suizid begangen haben soll – was ihre Mutter Elsa bezweifelt.

Lena hatte nach dem Tod ihres Mannes weiter auf dessem großen Bauernhof gelebt, inmitten seiner Familie. Die zeigt sich erschüttert, ist aber von der Suizid-These überzeugt. Ingrid stößt bei ihren Ermittlungen jedoch rasch auf Ungereimtheiten:

Im Moment suche ich nach ihrem Tagebuch, das spurlos verschwunden zu sein scheint. Hier stimmt also irgendetwas nicht.

Leseprobe

Auch ohne das Tagebuch findet die Privatermittlerin heraus, dass Lena vor ihrem Tod Pläne für einen Neuanfang geschmiedet hatte …

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Alex Smith‘ endlich ins Deutsche übersetzte Reihe um den Londoner DCI Robert Kett ragt aus der Menge an Thrillern heraus – mit packenden Plots und Humor.

Ninni Schulman lässt die 1980er-Jahre wieder aufleben

Ninni Schulman – eine frühere Journalistin – schreibt ganz in der schwedischen Krimi-Tradition, gesellschaftliche Entwicklungen und Friktionen elegant in die Handlung zu integrieren. Dabei werden die 1980er-Jahre ohne Internet und Handys wieder lebendig und düstere Abgründe widersprechen dem Klischee der schwedischen heilen Welt. Auf einer zweiten Zeitebene schildert sie die Geschehnisse aus Sicht von Lena, Monate vor deren Tod:

Als Lena am Montag zur Arbeit kam, hatte sie gute Laune. Den ganzen Sonntag über war sie zu Hause gewesen, hatte den halben Roman gelesen und in ihrem Tagebuch geschrieben. Vielleicht würde sie das, was sie geschrieben hatte, in ein paar Jahren noch einmal durchlesen. Erst dann würde sie sagen können, ob das Ganze ihr Leben wirklich verändert hatte oder ob es nur eine kleine Nebensache war.

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Was Lena mit der Bemerkung „das Ganze“ genau meint, wird erst nach und nach enthüllt und spielt für die Lösung des Falls eine wichtige Rolle …

Ingrid, die Privatdetektivin, hat unterdessen nicht nur mit den sich immer mehr verkomplizierenden Ermittlungen zu kämpfen, sondern auch mit ihrem Privatleben. Sie versucht, ihrer Tochter Anna wieder näher zu kommen, die seit Ingrids Gefängnisstrafe bei Pflegeeltern lebt. Und dann ist da auch noch ihr Ex-Mann Kjell, der seit ihren Schüssen auf ihn nur einen Gedanken kennt: Rache!

Cover: Liz Moore, "Der Gott des Waldes“

Liz Moore schafft es, die Spannung über knapp 600 Seiten hin nicht nur zu halten, sondern mehr und mehr zu steigern.

Vorfreude auf den dritten Teil

„Das Paradies verrät man nicht“ ist ein schnörkelloser, sehr spannender Schwedenkrimi, mit glaubhaften Protagonisten und einem abschließenden Cliffhanger, der es praktisch unmöglich macht, Band drei nicht zu lesen. Der erscheint voraussichtlich im kommenden Jahr.

Cover: Ninni Schulman, "Das Paradies verrät man nicht"

Das Paradies verrät man nicht

von Ninni Schulman

Seitenzahl:
432 Seiten
Genre:
Roman
Zusatzinfo:
Aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann
Verlag:
Hoffmann & Campe
ISBN:
978-3455017731
Preis:
18 €