Tigermücke ist ein potenzieller Vektor
Das Ergebnis: Vier der fünf Mückenarten ließen sich mit dem Oropouche-Virus infizieren, darunter auch die beiden heimischen Stechmücken der Gattung Culex. Allerdings scheinen sie den Erreger nicht auf uns übertragen zu können: „Für die Culex-Arten und Aedes aegypti wurde keine Transmission detektiert“, berichten Jansen und ihre Kollegen. Die Asiatische Buschmücke erwies sich als völlig immun gegenüber dem Oropouche-Virus, sie ist demnach kein Vektor für diesen Erreger.
Anders ist dies jedoch bei der Asiatischen Tigermücke: Sie kann sich über ihre Blutmahlzeit mit dem Oropouche-Virus infizieren und dieses auch übertragen, wie die Tests ergaben. Allerdings konnten die Forschenden eine solche Übertragung nur bei sommerlichen Temperaturen von 24 bis 27 Grad nachweisen. „Die Vektorkompetenz von Aedes albopictus ist demnach zwar niedrig, aber nicht gleich null – das macht Wachsamkeit und weitere Forschung notwendig“, sagt Seniorautorin Anna Heitmann vom Bernhard-Nocht-Institut.
Risikogebiete für die Oropouche-Übertragung durch die Tigermücke in Südeuropa bei verschiedenen Sommertemperaturen. © Jansen et al./ The Journal of Infectious Diseases, CC-by 4.0
Mittelmeerländer als Risikogebiete
Den Risikoanalysen zufolge könnten insbesondere Regionen im Mittelmeerraum Risikogebiete für Oropouche-Übertragungen sein – insbesondere Gebiete in Spanien, Süditalien, Griechenland und der Türkei. Denn dort ist die invasive Tigermücke bereits etabliert und die Temperaturen sind dort für eine Infektion und Übertragung günstig. Gerade der Sommerurlaub in diesen beliebten Ferienländern könnte demnach eine Oropouche-infektion nach sich ziehen – vorausgesetzt, das Virus breitet sich dort in der Mückenpopulation aus.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Oropouche prinzipiell auch in Europa übertragen werden könnte, wenn infizierte Reisende auf Populationen von Aedes albopictus in wärmeren Regionen treffen“, sagt Heitmann. Derzeit lasse sich aber nicht vorhersagen, ob es in Europa zu autochthonen Ausbrüchen kommen könnte, also zu Infektionen, die vor Ort durch Stechmücken übertragen werden. „Aber wie bei Dengue, Zika oder Chikungunya sehen wir, dass eingeschleppte Viren durch invasive Stechmückenarten unter bestimmten Bedingungen auch bei uns zirkulieren können“, so Heitman.
Das Forschungsteam betont daher, wie wichtig integrierte Überwachungs- und Frühwarnsysteme für durch Stechmücken übertragene Krankheiten auch in Europa sind. Angesichts des Klimawandels könnte eine solche Überwachung in Zukunft immer wichtiger werden. (The Journal of Infectious Diseases, 2025; doi: 10.1093/infdis/jiaf356)
Quelle: Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
28. Juli 2025
– Nadja Podbregar