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Wenn das laute Rattern eines Helikopters vernommen wird, dann gehen die Blicke der Menschen meist automatisch gen Himmel. Oft sieht man dann den Einsatzhubschrauber der Polizei. Beispielsweise, um die Suche nach vermissten Personen zu unterstützen. Doch wo fliegt er hin, wer steuert ihn und wofür wird er eingesetzt?

Woher kommt der Polizeihubschrauber?

Wenn der Polizeihubschrauber in der Gemeinde Stuhr gebraucht wird, ist er in der Regel in Rastede gestartet oder kommt vom Flughafen Hannover. Dort sind die Maschinen der Niedersächsischen Hubschrauberstaffel mit dem Funkrufnamen „Phönix“ stationiert.

Wie lange braucht der Helikopter bis zum Einsatzort?

Der Motor des Eurocopter 135 P2 bringt die Maschine auf ein Tempo von 200 Stundenkilometern. Bei Tempo 255 ist die Höchstgeschwindigkeit der Maschine erreicht. Damit wäre er in weniger als 15 Minuten in Stuhr und umzu, wenn er aus Rastede kommt. Den Weg aus Hannover bewältigt er in unter 40 Minuten. Der Hubschrauber kann bis zu zwei Stunden in der Luft bleiben. Er schafft damit eine maximale Distanz von 400 Kilometern.

Was kostet der Einsatz?

Theoretisch darf jede Polizeidienststelle einen Hubschrauber anfordern. „Aber es ist immer eine Interessenabwägung“, betont Kirsten Böning, die erste und bislang einzige Pilotin der Staffel. Die 38-jährige Bremervörderin ist in Rastede stationiert. Ziel sei es, die Maschine nur einzusetzen, wenn der Einsatz erfolgversprechend ist. Denn allein der Treibstoffverbrauch liegt laut Böning bei 225 Litern Kerosin pro Stunde – Kostenpunkt: etwa 315 Euro, bei einem Literpreis von knapp 1,40 Euro. Allerdings kommen noch Personalkosten, Wartung und Technik hinzu. Deshalb schätzen andere Quellen die Kosten auf mindestens 60 Euro pro Flugminute.

Wie viele Hubschrauber hat die Zentrale Polizeidirektion Niedersachsen?

Derzeit betreibt die Polizei vier Hubschrauber in Niedersachsen. Zwei davon, das Modell MD 902 Explorer, werden bald ausgemustert. Als Ersatz sollen im Herbst zwei brandneue Airbus H145 angeschafft werden. Laut Innenministerium liegt der Preis für die beiden Helikopter bei 42,7 Millionen Euro. Die anderen beiden rund zehn Jahre alten Eurocopter 135 P2 bleiben weiter im Einsatz. Pro Stück haben sie inklusive Ausrüstung einen Wert von rund zehn Millionen Euro.

Wann kommt der Hubschrauber zum Einsatz?

Insbesondere die Vermisstensuche macht einen großen Teil der Arbeit mit dem Hubschrauber aus (43 Prozent). Auch bei der Verfolgung flüchtiger Straftäter kommen die Fluggeräte zum Einsatz (34 Prozent). Bei vermissten Kindern unter sechs Jahren fliegt der Hubschrauber laut Kirsten Böning grundsätzlich los. Darüber hinaus wird der Polizeihubschrauber zum Katastrophenschutz eingesetzt. Bei der Bekämpfung von Bränden, wie etwa 2018 auf einem Bundeswehrgelände bei Meppen, unterstützte Eurocopter 135 P2 die Feuerwehr aus der Luft. Beim Hochwasser im Ahrtal vor vier Jahren habe man laut Böning ebenfalls ausgeholfen. Die Pilotin hat es noch nie erlebt, dass ein Helikopter unnötigerweise alarmiert worden sei. Bei einem Besuch des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama in Hannover wurden dessen Fahrrouten mittels Hubschrauber überwacht. Die Maschinen kommen auch bei Großveranstaltungen wie Demonstrationen regelmäßig zum Einsatz. Kommt es zu Kampfmittelbergung, können die Hubschrauber bei Bedarf die benötigte Ausrüstung transportieren. Darüber hinaus kontrolliert die Crew regelmäßig Küstenabschnitte, Flüsse und Inseln aus der Luft.

Wie setzt sich die Crew zusammen?

An Bord sitzt neben Pilot und Co-Pilot noch der Operator. Er übernimmt die Polizeiaufgaben. Manchmal ist auch noch ein Techniker als viertes Besatzungsmitglied Teil der Truppe.

Was gehört zur Ausstattung?

Die Eurocopter sind mit modernster Technik ausgestattet. Das Herzstück ist das Kameramodul, welches vorne an der rechten Kufe des Hubschraubers angebracht ist. Besonders leistungsfähig ist die Tageslichtkamera. Sie ermöglicht gestochen scharfe Aufnahmen aus großer Entfernung. Durch die Bildübertragungsanlage lassen sich die Aufnahmen in Echtzeit an die Einsatzleitung und den Führungsstab übermitteln. Zum technischen Equipment gehören darüber hinaus ein Lautsprecher, eine Wärmebildkamera und ein leistungsstarker Scheinwerfer für nächtliche Einsätze. „58 Prozent aller Einsätze finden bei Dunkelheit statt“, erläutert Kirsten Böning. Der Scheinwerfer kann ein Fußballfeld aus 300 Metern Höhe so hell beleuchten, als sei es Tag. Nachts nutzen die Piloten spezielle Brillen, die auch geringstes Restlicht so verstärken, dass sie auf Sicht fliegen können. Laut Böning reicht dafür bereits das Licht der Sterne aus.

Wozu dient die Wärmebildkamera?

Die Wärmebildkamera spielt eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, vermisste Personen zu finden oder verdächtige Personen zu verfolgen. Sie ermöglicht es der Besatzung, auch in der Nacht Menschen am Boden zuverlässig aufzuspüren. Das System arbeitet mit Infrarotstrahlung. Die Sensoren sind so präzise, dass kleinste Temperaturunterschiede (von nur 0,03 Grad) erfasst werden können. Auf dem Monitor werden Wärmequellen in Weiß dargestellt.

Wissenswertes

Vor vier Jahren feierte die Polizeihubschrauberstaffel Niedersachsen ihr 50-jähriges Bestehen. Denn schon seit 1971 steigen die niedersächsischen Maschinen in die Luft, um die operativen Aufgaben der Polizei von oben zu unterstützen. Die Helikopter wurden im vergangenen Jahr rund 1500 Mal angefragt. 850 Einsätze davon flog die Staffel auch. Die knapp drei Tonnen schweren Maschinen verbrachten 2024 insgesamt 1200 Stunden in der Luft – Zur Erinnerung: Bei 60 Euro pro Flugminute entspricht dies Kosten von etwa 4,32 Millionen Euro.

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