Das Drama geht weiter. Nicht nur in Leipzig werden zu wenige Kinder geboren. In ganz Sachsen ist das so. In zwei Meldungen hat sich das Statistische Landesamt jetzt dieses Themas angenommen und die Geburtenzahlen für 2024 ausgewertet. Im Freistaat Sachsen wurden 2024 insgesamt 24.697 Kinder lebend geboren. Mit 4.097 Geburten (Dresden, Stadt) und 4.811 Geburten (Leipzig, Stadt) kamen mehr als ein Drittel aller Lebendgeborenen in Sachsen dort zur Welt.

Ein Grund dafür ist, dass die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter von 15 bis unter 50 Jahren in den Kreisfreien Städten und Landkreisen stark variiert. Und das ist noch sachte umschrieben, denn nach drei Jahrzehnten, in denen junge Leute für Job und Ausbildung vorwiegend in die großen Städte abgewandert sind, sind die ländlichen Regionen regelrecht ausgeblutet. Und massiv überaltert.

Aber auch die Großstädte haben ein Problem. „37 Prozent (277.626) aller Frauen in dieser Altersgruppe lebten 2024 in den beiden Kreisfreien Städten Dresden und Leipzig. Aufgrund der hohen Zahl von Frauen im gebärfähigen Alter in den Kreisfreien Städten Dresden und Leipzig wurden dort 2024 die meisten Kinder lebend geboren, obwohl die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau mit 1,1 für die Stadt Dresden sowie 1,0 für die Stadt Leipzig unter dem sächsischen Durchschnitt lag.“

Die Geburten 2024 in den sächsischen Landkreisen und Kreisfreien Städten. Grafik: Freistaat Sachsen, Statistisches LandesamtGeburten 2024 in den sächsischen Landkreisen und Kreisfreien Städten. Grafik: Freistaat Sachsen, Statistisches Landesamt

In Leipzig bedeutet diese niedrige Geburtenrate eben auch, dass auch hier die Geburtenzahl massiv zurückgegangen ist und Leipzig auf einmal Überkapazitäten bei den Kindertagesplätzen hat.

„Der Vergleich zur gesamtsächsischen durchschnittlichen Kinderzahl pro Frau von 1,22 im Jahr 2024 belegt ebenfalls den großen Einfluss der Kreisfreien Städte Dresden und Leipzig“, so das Statistische Landesamt. „Nur diese beiden Städte liegen deutlich unter 1,22 Kindern pro Frau. Die Stadt Chemnitz (1,27 Kinder pro Frau) sowie alle Landkreise weisen 2024 eine höhere durchschnittliche Kinderzahl pro Frau auf. Die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau lag 2024 in den Landkreisen zwischen 1,28 (Landkreis Leipzig) und 1,5 (Landkreis Bautzen).“

So niedrig wie in den 1990ern

Das ist viel zu niedrig, um den Bevölkerungsstand in Sachsen stabil zu halten. Tatsächlich sind die Geburtenraten so niedrig wie zuletzt in den 1990er Jahren. Aber damals waren sie Folge einer massiven wirtschaftlichen Transformation.

Jetzt treffen die viel zu niedrigen Geburtenraten auf eine wirtschaftliche Umgebung, in der schon jetzt ein Nachwuchsmangel herrscht. Sachsen wird schon in den nächsten Jahren seinen Arbeitskräftebedarf nicht mehr decken können und wird dringend auf Einwanderung angewiesen sein, wenn nicht ganze Branchen zusammenbrechen wollen.

Aber die Geburtenzahlen brechen immer weiter ein.

„Im Freistaat Sachsen kamen 2024 insgesamt 24.697 Kinder lebend zur Welt. Gegenüber dem Vorjahr sank die Zahl um 1.497 Lebendgeborene bzw. 5,7 Prozent. Damit setzt sich der rückläufige Trend seit 2017 fort“, stellen die Statistiker fest. „Der Zeitraum der Jahre 1992 bis 1997 mit weniger als 30.000 Geburten pro Jahr bezeichnete ein Geburtentief der 1990er Jahre in Sachsen. Seit 2022 liegt hier die Zahl der Geburten ebenfalls wieder unter 30.000. Mit den 24.697 lebend geborenen Kindern im Jahr 2024 setzte sich diese Entwicklung weiter fort und erreichte den niedrigsten Stand seit 1995.“

Und zur Wahrheit gehört: Die Geburtenzahlen wären noch viel niedriger, würden nicht Mütter mit ausländischer Staatsangehörigkeit mehr Kinder bekommen.

Oder mit den Worten aus dem Statistischen Landesamt: „Dabei ging die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau in Sachsen auch 2024 weiter zurück. Statistisch gesehen brachte jede Frau im Alter von 15 bis unter 50 Jahren 1,22 Kinder zur Welt. Vor 10 Jahren lag der Wert im Freistaat noch bei 1,57.

Während die Zahl der Geburten von Müttern mit deutscher Staatsangehörigkeit 2024 mit 19.929 Lebendgeborenen den bisherigen Tiefststand von 1994 mit 21.961 Lebendgeborenen unterschreitet, nahm die Zahl der Geburten von ausländischen Müttern kontinuierlich zu. 1994 wurden 773 Kinder geboren, deren Mütter eine ausländische Staatsangehörigkeit hatten, 2024 waren es 4.768.“

Von einer wirklich nachhaltigen Familienpolitik ist derweil nichts zu sehen. Zu der übrigens auch eine tragfähige Wohnungspolitik gerade für junge Familien gehören würde. Das wird Sachsen noch gewaltig auf die Füße fallen. Denn die Nachwuchsprobleme der Wirtschaft von heute sind harmlos verglichen mit dem, was in wenigen Jahren auf die Betriebe zukommen wird. Oder eben nicht mehr zukommt, weil es nie geboren wurde.