Düstere Wolken zogen auf. Nach einer Regenunterbrechung ging es im Oberen Schlossgarten aber mit der Übertragung weiter. Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt
Das Stuttgarter Ballett hat eine Vorstellung der John Cranko Schule kostenlos und live aus dem Opernhaus in den Oberen Schlossgarten übertragen.
Zwischenzeitlich sah es am Sonntag bei Ballett im Park mehr als düster aus: Wegen des Regens wurde die Übertragung der Matinee der John Cranko Schule unterbrochen. Kurz vor 13 Uhr konnte die Wiese am Eckensee dann aber wieder für das Publikum freigegeben werden. Zum Glück für die zahlreichen Besucherinnen und Besuchern, die es sich auf Picknickdecken oder Klappstühlen gemütlich gemacht hatten. Alle Altersklassen waren vertreten, um das Ereignis auf der Großleinwand verfolgen zu können. Vorne auf der Bühne wendete sich Sonja Santiago, ehemalige Erste Solistin des Stuttgarter Balletts, mit einigen einleitenden Worten an das Publikum, ehe es mit „Sinfonia in ‚D‘“ losgehen konnte.
Auf der anderen Seite des Eckensees thronte derweil die Skulptur „Remember your dreams“ von Cyril Lancelin. Daneben ein farblich passender Porsche. Der Sponsor Porsche sorgte auch sonst für ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm. Nachwuchs-Ballerinas konnten sich vor dem Opernhaus stilechte Frisuren mit Glitzer und Perlen zaubern lassen. Kostenloses Eis und kleine Spielzeugautos machten „Ballett im Park“ zum Familienevent.
Die Veranstaltung öffnet Ballett für junge Menschen
„Die Stimmung hier ist total entspannt und ruhig, das gefällt mir“, sagten Büsra und Miriam aus dem Raum Stuttgart. Die beiden jungen Frauen waren mit Baby zur Veranstaltung gekommen. „Ich bin das erste Mal beim Ballett und finde es einfach spannend“, freute sich Miriam. Auch Birgit und Andreas schätzen beim gemütlichen Ballett-Anschauen auf der Wiese vor allem die Stimmung. „Ich finde es toll, dass hier so viele junge Menschen sind“, sagte Andreas. Und Begleitung Birgit ergänzte: „Diese Veranstaltung öffnet Ballett für junge Menschen und auch für Menschen mit wenig Geld.“ Die beiden sind leidenschaftliche Besucher des Balletts. Dabei hat es ihnen besonders das Stuttgarter Ensemble angetan „Die Vielfalt und der moderne Charakter begeistern uns“, erzählten sie. Vor allem auch die John Cranko Schule mache in ihren Augen das Stuttgarter Ballett zu etwas Besonderem.
Bei der Matinee bekamen die Besucherinnen und Besucher einen Einblick in die Arbeit der 1971 gegründeten Ballettschule: „Der Geist von John Cranko ist einfach immer noch präsent. Seine Vision wird umgesetzt und danach unterrichtet und gelehrt“, faste Jennifer Schurr vom Stuttgarter Ballett zusammen. Die Schülerinnen und Schüler zeigten am Sonntag einen „bunten Mix ihres Könnens“. Der Vorteil: „Man bekommt einen Eindruck von der Vielfalt des Balletts. Und wenn einem ein Stück nicht gefällt, dann gefällt einem vielleicht das nächste.“
Die Wiese wurde von Sicherheitskräften geräumt
Das erste Stück stieß beim Publikum schon einmal auf Begeisterung. Dann war aber auch erst einmal Schluss. Denn nach dem Start um 11 Uhr ertönte bereits zehn Minuten später ein erstes Donnergrollen. Die Wiese vor der Leinwand wurde daraufhin von den Sicherheitskräften geräumt. Rund zehn Minuten später ergoss sich ein Platzregen über dem Gelände. Viele der Anwesenden nahmen es aber mit Humor. Miriam und Büsra rannten lachend durch den Regen in Richtung Haltestelle „Dann schauen wir es uns eben nächstes Jahr an“, kommentierten sie die Situation. Die Übertragung wurde dann gegen 12.40 Uhr fortgesetzt. Das Publikum nahm – etwas ausgedünnt zwar – aber nicht weniger euphorisch, wieder seine Plätze vor der Leinwand ein und ließ den Mittag bei Ballett im Park gemütlich ausklingen.
Es erlebte nach dem Finale einen sichtlich gerührten Tadeusz Matazc. Zum Jahresende scheidet der langjährige Direktor der John-Cranko-Schule aus. Bei Ballett im Park präsentierte er seine letzte große Produktion, die von viel Beifall begleitet wurde.