„Diesem skultpurgewordenen Hass, etwas entgegenzusetzten, was ein Friedenssymbol ist.“ – Das ist der Gedanke hinter dem Kunstwerk „Einfriedung“, erklärt der Hallesche Metall-Künstler Thomas Leu im Gespräch mit MDR KULTUR. Die Idee dazu sei in Zusammenarbeit mit einer Arbeitsgruppe in Calbe enstanden.

Dort, so Leu, haben „verschiedene Seiten die Überlegung geäußert, nicht nur ein Zeichen der Abgrenzung, sondern auch eines für Frieden und Versöhnung zu setzen.“ An dieser Stelle sei das Bild des Ölzweiges ins Gespräch gekommen, „welches im Judentum und im Christentum gleichermaßen ein Friedenssymbol ist. So entstand der vorliegende Entwurf“, erklärt der Künstler.

Metall-Künstler ist von Schmähplastik empört

Im September 2024 sei Thomas Leu eingeladen worden, einen Entwurf für die Einhüllung der Schmähplastik zu kreieren. „Ich habe mir das nicht leicht gemacht. Es ist im Prinzip ja eine Arbeit eines Bildhauerkollegen, die ich jetzt zum Teil überdecke. Das ist mir durchaus bewusst. Aber ich finde es wirklich in diesem speziellen Fall eine Haltung, die durchaus gerechtfertigt ist“, sagt Leu. Er betont, man könne das Objekt „getrost als Volksverhetzung mit den Mitteln von Kunst bezeichnen“. Die Skulptur zeigt einen Rabbiner, der seinen Mund an den After eines Schweines drückt.

Man kann dieses Objekt getrost als Volksverhetzung mit den Mitteln von Kunst bezeichnen.

Thomas Leu, Künstler

Laut der evangelischen Kirchengemeinde St. Stephani stammt die judenfeindliche Hohnskulptur aus dem 19. Jahrhundert. Sie sei Teil „eines 14 Steinplastiken umfassenden Figurenkranzes mit menschlichen Darstellungen, Dämonen und Fabelwesen, welche von Wasserspeiern des Mittelalters inspiriert sind“, heißt es in der Kontextualisierung des neuen Kunstwerkes. Und weiter: „Die Evangelische Kirche distanziert sich heute klar von der Aussage der Skulptur. Die besonders widerwärtige Art dieser Darstellung in Calbe empfand die Gemeinde gerade in der heutigen Zeit als unerträglich.“ Deshalb habe man nach einer gestalterischen Lösung gesucht, die ein klares Zeichen setzt.

Lasergeschnittener Edelstahl als Material für Ölzweige

Die Installation soll aus lasergeschnittenem Edelstahl realisiert werden. Der bleibe jedoch nicht blank-kalt, sondern solle bronzeähnlich gefärbt werden. Die Steinskulptur darunter bleibe unangetastet. Die Metallinstallation sei nur mit sich selbst verbunden und umschließe künftig den Stein.

Als ein Allheilmittel für den Umgang mit anderen Schmähplastiken sieht Thomas Leu die metallenen Ölzweige nicht. „Also ich sehe diesen Entwurf wirklich nur für diese Skulptur, explizit nur für diese extreme Hassbotschaft, die dort in dieser Art von Skulptur aus dem 19. Jahrhundert gezeigt wird.“ Ab Herbst will Thomas Leu die Installation an der Kirche anbringen.