Wer sich die gerade vorgestellten ersten Skizzen für eine Neubebauung jenes Geländes an der Landsberger Allee betrachtet, auf dem noch die ruchlos heruntergewirtschafteten Bauten des SEZ stehen, kann ins Gähnen kommen. Kein Vergleich jedenfalls zu dem Aufbruchsgeist, den 1981 das von Günter Reiß in poppiger Tech-Architektur mit Metallgerüsten und großen Fenstern entworfene „Sport- und Erholungszentrum“ ausstrahlte, bekannt auch als tollstes „Spaßbad der DDR“.

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Stattdessen sture Blockrand-Bebauung à la Kaiserzeit, sogar mit Hinterhöfen – die erleben mal wieder eine idealisierende Renaissance, siehe die aktuelle Ausstellung mit Hinterhof-Fotos im Ephraim-Palais. Und es soll einen parkartigen Garten geben, auf den die Luxuswohnungen gerichtet sind. 550 Wohnungen sind versprochen in meist vier- bis fünfgeschossigen Bauten.

Gebäudeabriss, aber Erhalt des Sprungturms Machbarkeitsstudie für Areal des DDR-Erlebnisbads SEZ ist vergeben

Warum nicht sieben, acht Etagen wie in Barcelona oder Madrid? Das Türmchen an der Ecke ist kein Ausgleich für diese unökologische Platzverschwendung. Und dass der Sprungturm des SEZ, einige zu einem Spielplatz verflochtene Fassadengitter sowie eine Skulptur von Badenden in dem Mini-Park erhalten bleiben sollen – Pardon, aber das ist begütigender Flitterkram.

Wo bleibt der Esprit, die Botschaft, wie wir die Zukunft sehen wollen? Wo ist die Reaktion auf den Klimawandel, die Energie- und Ressourcenknappheit? Abriss des Bestands und Neubau sind nur eine Simpellösung. Nun liegt das nicht an den Architekten des Büros Stefan Forster, die können mehr.

Nikolaus Bernau findet die Neubaupläne für das einstige Sport- und Erlebniszentrum in Friedrichshain zu wenig ambitioniert.

Selbst die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) ist nur bedingt verantwortlich – auch wenn sie 2022 mit dem skandalösen Abriss des grandiosen Jugendzentrums von Grötzebach / Neumann / Plessow aus den 1980er Jahren in der Rathenower Straße in Moabit zugunsten eines banalen Wohnblocks gezeigt hat, dass Baukultur nur bedingt ihr Geschäftsmodell ist. Aber der Senat verlangt von seiner Tochter auch nur „Bauen Bauen Bauen“ – eine schlichtweg verantwortungslose Parole.

Dabei könnte der Senat auch Fantasie gewähren. Das teure Spaßbad mag nicht zu retten sein. Doch warum seinen heiteren Bau nicht überbauen? Technisch wäre das nicht so komplex. Die Graue Energie in den Betonwänden wäre damit weiter genutzt. Die WBM will Räume für Geschäfte und Büros – hier ist der Platz. Wäre nicht sogar eine einfache öffentliche Schwimmhalle unter den Wohnungsüberbauten zu erhalten? Jeder Hotelplaner weiß, wie man das bautechnisch macht.

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Bisher aber wird hier nur kategorisch gedacht: sentimentaler Totalerhalt oder historisch bewusstloser Neubau. Statt endlich jenen klima- und die Stadt schonenden Weiterbau zu beginnen, den etwa die Berliner Senatsbaudirektion so oft als Zukunftsmodell beschwört.