Als die Scheibe eines unserer Delegationsbusse auf dem Highway im indischen Bengaluru splitterte, war das mehr als nur ein Schreckmoment. Es war ein Sinnbild. Für Tempo, für Risiken – aber auch für Widerstandsfähigkeit. Niemand wurde verletzt, und die Delegation fuhr weiter. Genau wie die Stadt selbst: laut, schnell, improvisiert – aber immer mit dem Blick nach vorn.

Bengaluru, das indische Silicon Valley, hat 15 Millionen Einwohner:innen – und mehr Unicorns hervorgebracht als ganz Deutschland. Was diese Stadt antreibt, ist kein Hochglanz, sondern Hunger nach Fortschritt. Während wir in Berlin oft noch Prozesse prüfen, werden dort bereits Lösungen gebaut, besonders in FinTech, SaaS, Creative Tech, HealthTech oder Mobilität.

Neue Berliner Repräsentanz in Bengaluru ist mehr als ein Symbol

Ein Höhepunkt unserer Reise mit Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey ist die Ankündigung, dass Berlin ab 2025 eine eigene Repräsentanz in Bengaluru eröffnet. Das ist weit mehr als nur ein Symbol. Es schafft echte Zugänge – zu Talenten, zu neuen Märkten, zu Partnern auf Augenhöhe.

Jeannine Koch Jeannine Koch ist geschäftsführende Vorstandsvorsitzende des medianet berlinbrandenburg e.V., einem seit 2001 bestehenden Netzwerkverein für die Medien-, Kreativ- und Digitalwirtschaft in Berlin-Brandenburg mit rund 450 Mitgliedsunternehmen.

Was das für Berlin bedeuten kann? Viel. Indische Entwickler:innen, kreative Köpfe und Start-ups könnten Berlins Innovationsökosystem bereichern. Es geht nicht um Verlagerung, sondern um Verbindung: Gemeinsamkeiten finden, voneinander lernen und international wachsen.

Innovation braucht Tempo statt Perfektion

Wir bei medianet sehen Chancen in Kooperationen – etwa in der Gamesbranche, bei Women-in-Tech-Programmen oder beim Zugang zu Produktions- und Technologieressourcen in Indien.

Gute Ideen für eine innovative Hauptstadt: Erfolgreiche Gründer zieht es nach München Warum Berlin seinen Status als Start-up-Hauptstadt verspielt hat Finale der Tagesspiegel-Serie „40 bis 40“ Berlin ist die Hauptstadt der Möglichmacher Berlin versäumt den Fortschritt, während München abräumt Der Hauptstadt fehlt der Wille zur technologischen Relevanz

Nach der Rückkehr aus Bengaluru bleibt für mich vor allem ein Gedanke: Innovation braucht keine Perfektion, sondern Mut, Tempo und Partnerschaft. Und manchmal auch eine gesprungene Scheibe, um die Perspektive zu wechseln.

In der Kolumne „In der Lobby“ kommentieren führende Köpfe der Berliner Wirtschaft die Lage.