Donald Trump hält wie immer nicht hinter dem Berg: „Ich glaube, das ist der größte Deal, der jemals gemacht wurde“, sagt der US-Präsident, als er die Hand von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zum Zoll-Deal schüttelt.
Und ja, aus Sicht der USA mag das zumindest zunächst zutreffen. Die Europäische Union wird pauschale Zölle von 15 Prozent auf die meisten Exporte in die USA zahlen müssen. Mit dieser Höhe war in den vergangenen Tagen zwar bereits gerechnet worden, die Märkte reagierten Ende vergangener Woche bereits positiv. Denn die EU konnte pauschale Zölle von 30 Prozent abwenden, die sonst ab Anfang August gedroht hätten. Außerdem kann die für Deutschland besonders wichtige Autobranche mit Entlastung rechnen. Gegenüber den ursprünglichen Plänen und dem EU-Anspruch, einen fairen Deal für beide Seiten herauszuholen, sind die 15 Prozent dennoch viel. Auf Stahl und Aluminium bleibt der Zollsatz außerdem bei 50 Prozent.
Klar ist: Jedes Prozent Zoll ist ein Prozent zu viel. Der EU-Kommission ist es gelungen, eine Wirtschaftskatastrophe abzuwenden und sich mit dem sprunghaften US-Präsidenten überhaupt auf einen „Deal“ zu verständigen. Die Unsicherheit hat damit ein Ende. Doch der Preis, den die deutsche Wirtschaft bezahlt, ist hoch. Die Zölle beeinflussen Lieferketten und Preise, Unternehmensgewinne geraten unter Druck.
War die EU zu nachgiebig bei den Verhandlungen, hätte mehr Druck zu einem besseren Ergebnis geführt? Das darf zumindest bezweifelt werden, ein beleidigter und verschnupfter US-Präsident hätte voraussichtlich noch weniger mit sich reden lassen. Dass man überhaupt in diesen Kategorien denken muss, ist traurig genug – aber es ist die neue Realität seit dem Amtsantritt von Donald Trump.
Jetzt gilt es für die EU, künftig strategischer vorzugehen. Man hat sich in Europa zu lange auf Handelspartnerschaft verlassen, die in Abhängigkeiten mündeten, wie der Katzenjammer über die US-Zölle gerade vor Augen führt. Es braucht dringend neue Handelsvereinbarungen mit Wirtschaftszentren außerhalb der Vereinigten Staaten. In Märkten wie Südamerika, Indien und Australien etwa liegt enormes Potenzial, das längst überfällige Mercosur-Abkommen muss endlich ratifiziert werden.
Unterm Strich bleibt: Der Preis für den Zoll-Deal ist hoch. Und die deutschen Verbraucher werden ihn spüren.