„Unbemannte Luftfahrzeugsysteme“ (UAS), umgangssprachlich „Drohnen“ genannt, gewinnen zunehmend an Bedeutung bei der Arbeit verschiedenster Berufsgruppen. Polizisten, Soldaten und sogar Jäger – sie alle können mittlerweile auf die technische Erweiterung des Auges nicht mehr verzichten. Aus der Vogelperspektive lassen sich manche Dinge schlichtweg besser beobachten.

Bei Polizeiarbeit

Die Polizei nutzt Drohnen gezielt zur Strafverfolgung – zuletzt im Juni, als in Delmenhorst zwei Männer nach räuberischer Erpressung mit Messern flüchtig waren.

Drohnen werden regelmäßig für diverse Felder der Polizeiarbeit verwendet. Einsatzbereiche sind unter anderem die Suche nach Vermissten oder die Gefahrenabwehr, die Spurensicherung nach Unfällen sowie die Tatortaufnahme in 3 D. Auch bei Brandermittlungen liefern sie wichtige Bilder aus schwer zugänglichen Bereichen.

Gesteuert werden sie von speziell ausgebildeten Beamten. Diese müssen die entsprechenden Scheine, den sogenannten EU-Kompetenzausweis A1 (bis 900 Gramm) und A3 (bis 25 Kilo) sowie A2 (Fernpilotenführerschein) besitzen. Die Prüfungsfragen dafür decken Themenbereiche aus dem Luftrecht, Grundlagen des Fliegens und der Flugüberwachung ab. Auch Meteorologie und Aerodynamik werden abgefragt.

Trotz ihrer Vielseitigkeit ersetzen die Quadrokopter keine Polizeihubschrauber, da sie nicht bei Dunkelheit fliegen dürfen und nur viel kleinere Einsatzbereiche abdecken können.

Eine Drohne vom Technischen Hilfswerk Ortsverband Delmenhorst bei einem Nachtflug.

Eine Drohne vom Technischen Hilfswerk Ortsverband Delmenhorst bei einem Nachtflug.

Foto:
Bundesanstalt Technisches Hilfswerk, Ortsverband Delmenhorst

Beim Katastrophenschutz

Das Technische Hilfswerk (THW) setzt Drohnen ein, um Einsätze aus der Luft zu unterstützen – insbesondere bei unübersichtlichen oder großflächigen Lagen. „Unsere Drohnen werden hauptsächlich zur Erkundung von Einsatzstellen und Schadensgebieten und zum Orten aus der Luft eingesetzt“, sagte Christian Moritzer, Zugführer beim Technischen Hilfswerk Ortsverband Delmenhorst.

Spezialisierte Trupps für Unbemannte Luftfahrtsysteme erkunden mit Drohnen die Lage, orten vermisste oder verschüttete Personen mittels Wärmebildtechnik und liefern wichtige Luftaufnahmen zur Beurteilung und Koordination vor Ort. Die so gewonnenen Daten werden gespeichert, analysiert und weitergegeben.

Nicht jeder beim THW dürfe laut Moritzer UAS fliegen. Ähnlich wie bei der Polizei habe dem Delmenhorster Zugführer zufolge das THW eigene Drohnenpiloten, die zwei verschiedene Drohnenführerscheine beim Luftfahrtbundesamt absolvieren müssen. Zusätzlich sei noch ein einwöchiger interner Lehrgang beim THW selbst zu belegen.

Neben dem praktischen Einsatz ist auch die Forschung ein Schwerpunkt: In Projekten testet das THW neue Einsatzoptionen und integriert Drohnen in bestehende Abläufe. UAS sind damit ein zentrales Element der digitalen und zukunftsorientierten Ausrichtung des Katastrophenschutzes in Deutschland.

„Drohnen sind heutzutage eine wichtige und sinnvolle Komponente, da wir mit ihnen die Lage aus ganz anderen Blickwinkeln beurteilen und dokumentieren können“, sagte Christian Moritzer.

Beim Tierschutz

In Delmenhorst nutzen Jäger Drohnen, um Wildtiere vor Mähwerken zu schützen. „Es ist eine reine Tierschutzaktion“ erklärte Kreisjägermeister Helmut Blauth. Dem stellvertretenden Vorsitzenden der Jägerschaft Oldenburg-Delmenhorst zufolge läge diese Maßnahme, die ausschließlich im Grün- und Ackerland durchgeführt wird, bei einer Erfolgsquote von über 90 Prozent.

Wenn im Frühjahr Rehkitze gesetzt werden, seienn diese laut Blauth noch bewegungsunfähig. Die Jungtiere versteckten sich im hohen Gras. Ein Fahrzeugführer könne die kleinen Rehe nicht erkennen. Deshalb käme an dieser Stelle die Drohne zum Einsatz, um aus der Draufsicht mehr zu erkennen.

In den frühen Morgenstunden sei Blauth zufolge der Unterschied auf der Wärmebildkamera am deutlichsten erkennbar. Die Drohne fliegt dann in 50 Metern Höhe das gesamte Gelände systematisch ab. So würden die Jäger und ihre Helfer die Kitze aufspüren und bevor gemäht wird, bergen können. Blauth betonte, dass nicht nur Jäger und Drohnenpiloten an der Rettung beteiligt sein. Eine Vielzahl ehrenamtlicher Helfer mache es erst möglich, dass so viele Tiere gegenwärtig von den tödlichen Klingen der Mähwerke verschont blieben.

Bei der Bundeswehr

Wenn das Wort „Drohne“ fällt, denkt man in der Regel als Erstes an das Militär. Und das nicht ohne Grund: Ob am Boden, auf dem Wasser oder in der Luft – Drohnen sind auch bei der Bundeswehr fester Bestandteil der Ausrüstung.

Sie kommen rund um die Uhr zum Einsatz, sowohl bei Übungen im Inland als auch bei Auslandseinsätzen – Zur Unterstützung, Aufklärung, Überwachung und Lagebilderfassung. Damit sind sie aus dem gesamten Einsatzspektrum der deutschen Streitkräfte nicht mehr wegzudenken. Moderne Sensorik ermöglicht es, frühzeitig Gefahren zu erkennen und Einsätze präziser zu planen.

Das Bundeskabinett brachte unlängst einen Gesetzentwurf auf den Weg, der die Beschaffung von Rüstungsgütern, unter anderem Drohnen, deutlich beschleunigen soll. Das Beschaffungsbeschleunigungsgesetz ist zunächst auf den 31. Dezember 2026 begrenzt – bis dahin könne aber laut Bundesministerium der Verteidigung vereinfacht Kriegsgerät angeschafft werden.

Feindliche Spionage

Wenn eine Drohne bei uns am Himmel fliegt, ist diese nicht zwangsläufig auch eine Deutsche. Erst vor wenigen Monaten wurden über Bremerhaven und Jemgum Drohnen gesichtet, die vermutlich aus Russland stammten. Das niedersächsische Innenministerium bestätigte damals (wir berichteten), dass vermeintliche UAS nahe kritischer Infrastruktur (Häfen und Erdgasspeicher) beobachtet worden sein. Woher genau die Unbemannten Luftfahrzeugsysteme stammten und wer sie steuerte, ist allerdings unklar.

Zur Startseite