Konzert in Stuttgart: Queens of the Stone Age – ein Abend in Klanggewittern Josh Homme am Sonntagabend in der Schleyerhalle Foto: Lichtgut

Der amerikanische Alternativemusiker Josh Homme hat mit seiner Band Queens of the Stone Age in der Stuttgarter Schleyerhalle gespielt.

Leicht macht es einem Josh Homme nicht gerade. Er sei heute nicht sonderlich in Plauderlaune, teilt der Bandvorsteher dem Publikum in der Schleyerhalle mit, kaum dass das Konzert zu einem nicht gerade arbeitnehmerfreundlichen Zeitpunkt am Sonntagabend um 21 Uhr begonnen hat. Und ohnehin, schallt es dann noch von der Bühne herab, sei es ja ohnehin häufig besser, einfach mal den Schnabel zu halten. Mit letzterem hat er ganz allgemein und unbedingt Recht, ersteres mag auch so sein, aber wenn man als Künstler sein Konzert recht maulfaul gestalten möchte – was selbstverständlich jedem Musiker unbenommen sei –, dann behält man das vielleicht besser für sich.

Sodann geht’s weiter, so wie es kurz zuvor begonnen hat, nämlich mit außerordentlich kräftigem Gepolter. Homme und seine vier Mitstreiter an Drums, Bass, zweiter und dritter Gitarre (und bisweilen dem Keyboard) entlocken ihren Instrumenten alles an Volldampf, was eine fünfköpfige Gitarrenband so auf die Beine stellen kann. Raum für leise Zwischentöne ist hier ganz und gar nicht, befeuert wird dieses sehr üppige Klanggewitter überdies mit einer Soundanlage, die der Promoter scheint’s über Nacht vom Iron-Maiden-Konzert am Vorabend auf dem Wasen flugs in die benachbarte Schleyerhalle hat bringen lassen, ohne am Lautstärkeregler zu drehen. Sprich: es ist selbst in den letzten Reihen der doch nur zur Hälfte gefüllten Schleyerhalle noch abartig laut – und der Klang ist alles andere als transparent.

4500 Besucher – eine ansehnliche Zahl

Die Halle ist also nur zur Hälfte gefüllt, mit laut Veranstalterangaben 4500 Besuchern, um genau zu sein. Was allerdings kein Grund zur Besorgnis ist, ganz im Gegenteil. Ein neues Album gibt es nicht (falls das heutzutage überhaupt noch eine Rolle spielen sollte), die Tour dient eigentlich nur als Ersatz für im vergangenen Jahr ausgefallene Termine, und überhaupt: angesichts des Umstands, dass Homme – damals noch mit seiner Band Kyuss – auch schon in der Ludwigsburger Rockfabrik gespielt hat und mit den Queens of the Stone Age in der Röhre und im alten Theaterhaus in Wangen (an einem denkwürdigen Abend, damals noch mit Mark Lanegan und Nick Oliveri und fast sogar mit Dave Grohl), sind 4500 Besucher dann ja doch eine stattliche Zahl.

Die Band hat sich im Laufe der schon bald drei Jahrzehnte ihres Bestehen eben viele Freunde gemacht. Mit acht Alben und veritablen Indie-Hits wie „No one knows“, „First it gives“ oder „Little Sister“ und mit traumhaft schönen Songs wie „Autopilot“ oder „Make it wit chu“. Das letztgenannte Stück ist eine Variation von „I wanna make it wit chu“, das Josh Homme für die legendären „Desert Sessions“ im Duett mit PJ Harvey eingespielt hat. Von der zurückhaltend-lässigen Eleganz der einstigen Aufnahme bleibt in der Schleyerhalle am Sonntagabend zwar nicht mehr viel, aber immerhin doch einiges übrig. Es markiert, weit über eine Stunde des Konzerts sind da schon vergangen, den ersten Moment, in dem der doch sehr monotone Duktus aufgebrochen wurde, mit dem die Queens of the Stone Age ihr Publikum zuvor befeuerten. Endlich mal ein etwas getragenerer Moment, endlich ist mal Raum für feinere Zwischentöne, endlich scheint Homme hier auch das Publikum mal richtig auf seine Seite bekommen zu haben.

Besser spät als gar nicht

Spät trägt sich das zu, fast zu spät, denn danach kommen noch nahtlos „Little Sister“ und der größte Hit „No one knows“, bei dem sich Homme sogar noch zum kalauern hinreißen lässt („No one knows this Song, but anyway, we’re playing it“), schließlich ein letztes Gitarrengewitter, ehe das Hallenlicht angeht – erwartungsgemäß ohne „Autopilot“ (vermutlich weil musikalisch zu reduziert) gespielt zu haben und ohne eine Zugabe.

Leicht also hat es Josh Homme zumindest den Freunden differenzierterer Klänge wahrlich nicht gemacht. Wenn er nicht ein so feiner Musiker und mit den entsprechenden Meriten versehen wäre, hätte man glatt rechtschaffen enttäuscht von dannen ziehen können. So immerhin hat er mit seiner Band und einem zumindest starken Finale gerade so noch mal die Kurve gekriegt.