Erste Ansiedlung dieser Art: Umweltamt bestätigt: Biber in Stuttgart gesichtet Ein Biber schwimmt durch den Neckar. Foto:  

Sie bauen Dämme und mögen Wasser. Von den streng geschützten Tieren sind jetzt zwei im Hafen gesehen worden, die erste Ansiedlung dieser Art in Stuttgart?

Sie sehen einerseits putzig aus mit ihren Stupsnasen und den großen Schneidezähnen. Aber nicht jeder mag sie, die Biber, die oft entlang eines Baches oder Flusses leben und sich dort ihr Nest mit Ästen, Baumstämmen und Blättern bauen. Bei Landwirten sind sie gefürchtet. Sie gelten naturschutzrechtlich durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie als streng geschützt. Nun sind zwei Biber im Stuttgarter Hafen gesichtet worden.

Festgehalten in einem Film vom Württembergischen Anglerverein (WAV). „Wir haben inzwischen mehrere Bestätigungen, dass mindestens zwei Biber im Hafengebiet leben“, so WAV-Vorsitzender, Hans-Hermann Schock. Offenbar nutzen sie an den steilen Ufern die eingebauten Treppen. Sie würden regelmäßig im Hafenbecken 1 unterwegs sein, unterhalb der Wasserkraftanlage gegenüber der Wasserschutzpolizei am Ufer und Holz aus den seit Jahren nicht mehr gepflegten Uferabschnitten sammeln, so Schock. Auch gebe es Verbissspuren an Bäumen.

Umweltamt bestätigt: Im Video sind Biber zu sehen

Eine Sprecherin der Stadt Stuttgart erklärt, dem zuständigen Amt für Umweltschutz lägen bislang keine Informationen zu den aktuell gesichteten Bibern im Bereich des Stuttgarter Hafens vor. Das entsprechende Video auf der WAV-Homepage sei aufgrund der Presseanfrage gesichtet worden. „Die Körpergröße und auch die Schwimmart deuten in der Tat auf einen Biber hin.“

Amt zweifelt: Hafenbecken als Lebensraum für die Tiere

Allerdings werde bezweifelt, dass die Hafenbecken tatsächlich als Lebensraum für die Biber dienten. In den vergangenen Jahren seien laut Umweltamt in Stuttgart immer wieder vereinzelt Biber gesichtet worden – etwa im Neckar, am Max-Eyth-See und an der Glems. Auch überfahrene Biber seien schon gemeldet worden. Eine tatsächliche Ansiedlung der Art gab es bislang in Stuttgart jedoch nicht. Die untere Naturschutzbehörde werde der Meldung jetzt vor Ort nachgehen. Darüber hinaus werde die Hafenverwaltung entsprechend informiert.

Hafensprecher stellt Verbissspuren fest

Der Sprecher Johannes Zeller erklärt, dass sie bislang noch nichts von Bibern im Hafen Stuttgart wüssten. „Wir haben uns kurzfristig ein Bild davon gemacht und festgestellt, dass es an einem kleinen Bereich ältere Verbissspuren gibt.“ Im Hafengebiet seien alle Kai- und Uferanlagen massiv verbaut und zum allergrößten Teil mit rund 1,30 Meter hohen Kaimauern gesäumt. Im geschilderten Bereich sei die massiv mit Schotter aufgefüllte und mit Maschendraht gesicherte Böschung zwar mit Büschen und Brombeeren bewachsen, böten aber ebenfalls keinen Lebensraum für Biber. „Wir gehen davon aus, dass es sich bei den Aufnahmen um Zufall handelt und die Biber ‘auf der Durchreise’ waren“, so der Hafensprecher.

Verbissspuren von Bibern im Stuttgarter Hafengebiet. Foto: Württembergischer Anglerverein Biber sind streng geschützt

Biber sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt. Unter anderem ist es verboten, ihn der Natur zu entnehmen, zu beschädigen, zu töten oder seine Fortpflanzungs- und Ruhestätten zu beschädigen oder zu zerstören. Weil die Zahl der tierischen Bauherren förmlich explodiert ist und damit auch immer mehr Ärger im aufkommt, traut sich das Land nun an ein heißes Eisen heran: Echte Problem-Biber sollen leichter abgeschossen werden können. „Es gibt Stellen, da kommt man mit den bisherigen Mitteln nicht weiter“, sagt der Staatssekretär im Landesumweltministerium, Andre Baumann.

Stadt bittet um Meldungen an Biberbeauftragte

Das Stuttgarter Umweltamt verweist noch einen Kontaktadresse: Jede untere Naturschutzbehörde im Land hat sogenannte Biberbeauftragte, die Sichtungen erfassen. Wer künftig einen Biber beobachtet, könne diesen Hinweis direkt per E-Mail an Poststelle.36-2@stuttgart.de senden.