Die EM hat viele Geschichten zwischen Triumphen und Tränen geliefert. Und etliche herausragende individuelle Leistungen. Dabei glänzten auch Spielerinnen von Teams, die vorzeitig scheiterten. Von Europameister England ist nur eine Spielerin dabei. Die Elf des Turniers von sportschau.de.
Tor: Ann-Kathrin Berger (Deutschland)
Auch wenn die 34-Jährige im Halbfinale gegen Spanien zur tragischen Heldin wurde, als sie in der 113. Minute den Schuss von Aitana Bonmatí zum 0:1 ins kurze Eck gewähren ließ, spielte die Keeperin eine überragende EM. Unvergessen bleiben die Heldentaten der Wahl-Amerikanerin im Elfmeterschießen im Viertelfinale gegen Frankreich. Gegen die „Les Bleues“ hatte Berger zudem auf spektakuläre Art- und Weise ein Eigentor von Sjoeke Nüsken verhindert. Und auch im Duell mit Spanien vereitelte die Torhütern mehrach den Rückstand. Ihr 92-jähriger Opa Herbert, der zum Halbfinale nach Zürich gereist war, durfte stolz auf seine Enkelin sein. Und Fußball-Deutschland auch.
Rechtsverteidigerin: Lucy Bronze (England)
Auch wenn die 138-malige Nationalspielerin nicht mehr ganz so zweikampfstark wie in früheren Zeiten ist – Bronze ist durch ihre Einsatzbereitschaft und ihren steten Offensivdrang noch immer unverzichtbar für die „Lionesses“. Aus welchem Holz die 33-Jährige geschnitzt ist, zeigte sich im Viertelfinale gegen Schweden. Trotz lädiertem Oberschenkel trat Bronze im Elfmeterschießen an und verwandelte ihren Versuch mit all dem, was sie auszeichnet: Überzeugung, Kraft und Präzision.
Hinzu kommt eine riesengroße Portion Leidensfähigkeit. Denn wie die Defensiv-Spezialistin nach dem Finale gegen Spanien verriet, spielte sie die gesamte EM mit einem Schienbeinbruch durch. Geht nicht? Gibt’s nicht! Zumindest nicht bei Lucy Bronze!
Innenverteidigung: Elena Linari (Italien)
Im Abwehrzentrum war Linari in allen Spielen der „Azzurre“ eine Bank und hatte großen Anteil am überraschenden Einzug des Teams ins Halbfinale. Die 31-Jährige bestach durch Zweikampf- und Kopfballstärke sowie gutes Aufbauspiel.
Linksverteidigerin: Selma Bacha (Frankreich)
Für die Position der Linksverteidigerin bewarben sich mehrere Spielerinnen durch gute Leistungen, darunter auch die junge Franziska Kett, die allerdings nur zweimal zum Einsatz kam. Bacha stand in allen vier französischen Partien in der Startelf und überzeugte dabei durch gutes Stellungsspiel und dynamische Vorstöße.
Defensives Mittelfeld: Lia Wälti
Die Kapitänin der EM-Gastgeberinnen ging angeschlagen in die Europameisterschaft, biss auf die Zähne und zeigte dann in allen Partien überragende Leistungen als eine Art Libera vor der Vierer-Abwehrkette. Die 32-Jährige war eine Wellenbrecherin, die durch abgefangene gegnerische Angriffe viel Druck von der Verteidigung nahm.
Zentrales offensives Mittelfeld: Aitana Bonmati und Alexia Putellas (Spanien)
Die beiden „Weltfußballerinnen“ stellen auch in der Schweiz eindrucksvoll unter Beweis, eine Klasse für sich zu sein. Besonders bemerkenswert waren die Auftritte von Bonmati, hinter deren Einsatz bei der EM ja lange ein großes Fragezeichen gestanden hatte, nachdem die 27-Jährige kurz vor dem Turnierbeginn an einer Gehirnhautentzündung erkrankt war.
Aitana Bonmati glänzt nach überstandener Hirnhautentzündung bei der EM.
Eigentlich müsste auch noch Patricia Guijarro in die Elf des Turniers rücken, die mit Bonmati und Putellas im Zentrum spielt. Ohne die wertvolle Zuarbeit der 27-Jährigen hätten die beiden Weltklasse-Spielerinnen wohl nicht so glänzen können.
Mittelfeld außen: Jule Brand (Deutschland) und Géraldine Reuteler (Schweiz)
Dass die ehemalige Wolfsburgerin eine hochveranlagte Fußballerin ist, war bereits vor der EM lange bekannt. Zuweilen fehlte es der 22-Jährigen in der Vergangenheit aber an Konstanz und Widerstandskraft. In der Schweiz legte sie nun diesbezüglich ihre Reifeprüfung ab. Brand machte nicht nur viel Druck nach vorne, sondern arbeitete auch vorbildlich nach hinten. Herausragend war dabei ihre Leistung gegen Frankreich, als sie nach der frühen Roten Karte gegen Kathrin Hendrich viel Verantwortung übernahm und viele Defensiv-Zweikämpfe gewann.
Mindestens denselben Wert wie Brand für das DFB-Team hatte Reuter für die Schweiz. Die Offensivfrau von Eintracht Frankfurt wurde nach den ersten drei Gruppenspielen der Eidgenössinnen von der UEFA jeweils zur „Spielerin des Spiels“ gekürt. Auch im Viertelfinale gegen Spanien (0:2) zählte die 26-Jährige zu den auffälligsten Schweizerinnen. Gegen die Weltmeisterinnen stand sie allerdings weitgehend allein auf weiter Flur, weil die Gastgeberinnen zu selten strukturiert nach vorne spielten.
Angriff: Cristiana Girelli (Italien) und Esther González (Spanien)
Im zarten Alter von 35 Jahren durfte Girelli lange vom Finaleinzug träumen. Bis eine Minute vor Ultimo führten die „Azzurre“ im Semifinale gegen England mit 1:0, bevor sie noch den Ausgleich kassierten und später in der Verlängerung auch noch den Gegentreffer zum 1:2. Die Angreiferin vergoss anschließend bittere Tränen, darf aber voller Stolz auf die EM zurückblicken. Denn mit drei Treffern, davon zwei im Viertelfinale gegen Norwegen (2:1) hatte sie großen Anteil am italienischen Sommermärchen.
Cristiana Girelli schoss Italien mit einem Doppelpack gegen Norwegen ins Halbfinale.
Einen Doppelpack schnürte auch González – und zwar gleich zum Auftakt bei der spanischen 5:0-Gala gegen Portugal. Danach ließ sie in den weiteren Gruppenspielen gegen Belgien (6:2) und Italien (3:1) jeweils einen weiteren Treffer folgen. In den K.o.-Spielen ging die 32-Jährige zwar bis dato leer aus. Doch als Ankerspielerin im Sturmzentrum hat die Teamkameradin von Berger beim Gotham FC einen enormen Wert für die Ibererinnen. Und nebenbei: Mit vier Treffern holte sie sich den Titel als EM-Torschützenkönigin.
Die Sportschau-Elf des Turniers