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Geht man den Kader von Borussia Mönchengladbach durch, fällt auf, dass die halbe Startelf eine ganz bestimmte Eigenschaft aufweist.
Mönchengladbach – Kaum ist das Geld da, kommt Schwung in die Kaderplanung von Borussia Mönchengladbach. Binnen neun Tagen haben die Fohlen Alassane Pléa und Tomàš Čvančara abgegeben, im Gegenzug verstärken Haris Tabaković und Shuto Machino die Offensive. Das Trainerteam um Chefcoach Gerardo Seoane kann nun entspannter gen Saisonstart blicken.
Haris Tabaković (m.) ist eines der neuen Gesichter von Borussia Mönchengladbach. © IMAGO/Norbert Jansen / fohlenfoto
Tabaković und Machino sind die Neuzugänge drei und vier, zuvor waren bereits Kevin Diks und Jens Castrop verpflichtet worden. Aus diesem Quartett ordnen sich zwei Spieler in eine Riege ein, die bei Borussia immer größer und zugleich immer wichtiger wird. Denn Tabaković und Diks haben mit ihren neuen Mannschaftskollegen Moritz Nicolas, Philipp Sander, Tim Kleindienst und Robin Hack eines gemeinsam: Alle sind Spätstarter und haben sich über Umwege auf der Karriereleiter nach oben arbeiten müssen.
Gladbach ist eine Mannschaft der Spätstarter
In der Vergangenheit war Gladbach ein großes Sprungbrett für Talente, unter anderem feierten Marc-André ter Stegen, Marco Reus und Granit Xhaka den Durchbruch in den Spitzenfußball. Die Verantwortlichen wollen da auch wieder hinkommen, haben deshalb den Mut zur Jugend aufgerufen und einige spannende Youngsters mit ins Trainingslager genommen.
Daneben braucht es allerdings Gerüstspieler, die Erfahrung mitbringen und die jungen Spieler an die Hand nehmen, damit diese ihre nächsten Entwicklungsschritte machen und reifen können. Zugleich ist das Sextett um Kleindienst & Co. aus einem anderen Grund wichtig für die Fohlen-Elf.
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So hat Kleindienst nach dem Wechsel vom SC Freiburg zum 1. FC Heidenheim im Jahr 2016 gelernt, dass man im Profifußball erfolgreich sein kann, wenn man Extrameter macht und die Aufgaben übernimmt, auf die die wenigsten Spieler Lust haben. Auch Tabaković versteht sich als Arbeiter, seit seine Karriere 2020 in der zweiten österreichischen Liga Fahrt aufgenommen hat.
Torhüter Nicolas hat vier Leih-Transfers hinter sich, wobei er für den VfL Osnabrück und für Union Berlin jeweils nur ein Spiel absolviert hat. Hack rutschte mit Arminia Bielefeld von der Bundesliga bis in die Dritte Liga ab, wagte dann aber den Sprung zu Borussia und entwickelte sich zum Stammspieler auf dem linken Flügel.
Während Sander 2020 eine Leihe zum SC Verl benötigte, um bei Holstein Kiel anzukommen und mit 26 Jahren erstmals in der Bundesliga zu spielen, dachte Diks als Jugendfußballer und wegen seiner späteren Verletzungsmisere in Italien schon zweimal ans Karriereende. Mit dem Wechsel zum FC Kopenhagen im Sommer 2021 entwickelte sich der Verteidiger zu einem Titelhamster mit Führungsqualitäten, der in Gladbach zum neuen Abwehrchef aufsteigen kann.
Gladbachs Spätstarter zünden die Mannschaft an
Das Label „Spätstarter“ ist häufig negativ behaftet, bei Borussia haben Spieler dieser Art aber einen besonderen Stellenwert. Sie fallen mit einer hohen Arbeitsrate auf, weil ihnen die Schattenseiten des Profi-Geschäfts gelehrt haben, dass Talent alleine nicht ausreicht.
Demgegenüber hatten die Gladbacher in der Vergangenheit eine Mannschaft mit großem fußballerischen Potenzial, die häufig aber ein Gefühl der Lustlosigkeit im Spiel gegen den Ball vermittelt hat. Speziell unter Daniel Farke in der Saison 2022/23 war kein Feuer auf dem Trainingsplatz zu spüren.
Die Themen Spielintensität, Resilienz, Ehrgeiz und Leistungskultur waren in den beiden vergangenen Jahren ein steter Begleiter der Verantwortlichen am Niederrhein. Die „Spätstarter-Truppe“ hat in der abgelaufenen Spielzeit für einen ersten Wandel gesorgt. Jetzt soll der nächste Schritt folgen, um Einbrüche wie im April und Mai zu vermeiden.