Die Produktivität des britischen öffentlichen Sektors ist im ersten Quartal 2025 so stark gestiegen wie seit zwei Jahren nicht mehr. Dennoch liegt sie laut offiziellen Zahlen vom Montag weiterhin unter dem Niveau vor der Pandemie.
Das Produktivitätswachstum – der Haupttreiber für langfristige Steigerungen des Lebensstandards – ist in der britischen Wirtschaft seit der Finanzkrise 2008 schwach geblieben und hat sich im Vergleich zu ähnlichen Volkswirtschaften noch stärker verlangsamt.
Besonders stark brach die Produktivität im öffentlichen Sektor während der COVID-19-Pandemie ein, als Krankenhäuser viele Routinebehandlungen nicht durchführen konnten. Anschließend fiel die Erholung schwer, unter anderem aufgrund von Arbeitskampfmaßnahmen im Gesundheitswesen.
Die am Montag vom britischen Amt für nationale Statistik (ONS) veröffentlichten Daten zeigen, dass die Gesamtproduktivität der öffentlichen Dienste im ersten Quartal 2025 gegenüber dem Vorjahr um 1,0 % gestiegen ist. Im letzten Quartal 2024 lag das jährliche Wachstum noch bei 0,8 %, womit der aktuelle Wert das höchste Wachstum seit dem ersten Quartal 2023 darstellt.
Das Produktivitätswachstum im öffentlichen Sektor für das Jahr 2024 wurde zudem nach oben korrigiert: Statt eines Rückgangs von 0,3 % wird nun ein Anstieg von 0,1 % ausgewiesen, was auf eine höhere Leistung im Gesundheitswesen als zunächst angenommen zurückzuführen ist.
Dennoch liegt die Gesamtproduktivität weiterhin 4,2 % unter dem Niveau vor der Pandemie. Im Gesundheitswesen war sie im vergangenen Jahr sogar fast 9 % niedriger als 2019 und entspricht damit etwa dem Stand von 2012.
Niedrigere Produktivitätswerte bedeuten in der Praxis, dass die Öffentlichkeit mehr Steuern zahlen muss, um die gleichen Leistungen wie zuvor zu erhalten – eine zusätzliche Herausforderung für den Haushalt der britischen Regierung und ein Grund für die wachsende Unzufriedenheit der Bevölkerung mit den großen politischen Parteien.
Die Messung der Produktivität im öffentlichen Sektor ist schwieriger als im privaten Bereich, da viele Leistungen schwer zu bewerten sind und Qualitätsveränderungen nur schwer erfasst werden können.
Schätzungen des Gesundheitsdienstes selbst zeigen einen geringeren Rückstand als die ONS-Daten – insbesondere bei Quartalszahlen. Dies liegt an unterschiedlichen Auffassungen bei hochpreisigen Medikamenten, COVID-19-Impfstoffen und der Anwendung englischer Daten auf den Rest des Vereinigten Königreichs.
Die am Montag veröffentlichten ONS-Daten gelten als in Entwicklung befindlich, weshalb sie wahrscheinlicher als andere ONS-Daten noch revidiert werden könnten.