Wie man richtig mit Aquarellfarben oder Tusche arbeitet, das weiß Magdalena Haslberger, 26, nicht. Wohl aber, dass es genau diese Unwissenheit ist, die ihr beim Zeichnen das Gefühl von Freiheit verleiht. Eigentlich ist sie Musikerin, nennt sich Lener auf der Bühne. Ob bei Munich Rocks oder auf dem Free-&-Easy-Festival: Wo in München junge Nachwuchstalente gesucht werden, da ist auch Magdalena.
(Foto: Catherina Hess)
Und wenn Lener dann nach einer weiteren erfolgreichen Show auf der Bühne steht und sich mit einem breiten Grinsen im Gesicht bei ihrem Publikum bedankt, macht sie eine kleine, unscheinbare Anmerkung, in der sie auf ein kleines, unscheinbares Büchlein verweist. Ihr kleines Indie-Sketchbook. Ein einfaches Notizbuch, dessen blanke Seiten von bunten Malereien und Collagen überzogen sind.
(Foto: Catherina Hess)
Früher waren Magdalenas vollgekritzelte Notizheftchen vor allem eines – Tagebücher. Denn obwohl sie schon zu Schulzeiten gern Kunst macht, schreckt sie auch davor zurück. „Es gab immer diese drei in der Klasse, die besonders gut zeichnen konnten. Und ich habe da nicht dazu gehört“, sagt sie. Die Bewertungen im Kunstunterricht setzen sie unter Druck, sie will alles richtig machen. Und verliert dabei jegliche Begeisterung für das Zeichnen selbst.
(Foto: Catherina Hess)
„Ich habe immer versucht, alles perfekt zu machen.“ Doch je mehr sie sich anstrengt, alles besonders gut zu machen, desto stärker wird das Gefühl, es nie besonders gut zu machen. Es ist ihre Schwester Luzie, die sie vor drei Jahren dazu motiviert, sich aus der Komfortzone zu wagen und ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. „Meine Schwester hat mir gezeigt, wie man ein Sketchbook macht“, sagt Magdalena.
(Foto: Catherina Hess)
Anders als auf der großen Leinwand hat Magdalena das Gefühl, in ihrem Sketchbook machen und tun zu können, was sie will. Regeln gibt es zwischen den Seiten des kleinen Büchleins nicht. Sie arbeitet mit Bunt- und Klebstiften, Aquarellfarben und Kreide – und auch sonst eben allem, worauf sie gerade Lust hat. Das sie nie wirklich gelernt hat, mit diesen Materialen umzugehen, stört sie nicht. Im Gegenteil.
(Foto: Catherina Hess)
Genau das verleiht ihr dieses Gefühl von Freiheit und Selbstermächtigung; die Bestätigung, einen eigenen, freien Willen zu haben. Inzwischen teilt Magdalena ausgewählte Einträge auch in den sozialen Netzwerken. Früher hatte sie immer Angst davor, etwas falsch zu machen und dafür verurteilt zu werden. Diese Angst hat ihr das kleine Büchlein inzwischen genommen. „Ich finde es schön, dass meine Kunst so unperfekt ist“, sagt Magdalena und lacht.