Ungefähr 14 Millionen Menschen sollen laut Schätzungen der Aufsichtsbehörde im Vereinigten Königreich Pornos schauen.

Ungefähr 14 Millionen Menschen sollen laut Schätzungen der Aufsichtsbehörde im Vereinigten Königreich Pornos schauen.

Ja, ich bestätige, dass ich über 18 bin, gehört vermutlich zu den größten Lügen des Internets. Viele von uns haben bereits vor ihrer Volljährigkeit Spiele gespielt, Filme gesehen und Webseiten besucht, die eigentlich gar nicht für Minderjährige gedacht sind.

Bisher haben sich viel Plattformbetreiber vor allem von Porno- und Alkoholwebsites mit dieser vorgeschalteten Pseudo-Bestätigung aus der Affäre ziehen können, damit ist jetzt zumindest im Vereinigten Königreich erstmal Schluss.

UK führt Altersverifikation per Ausweis, Kreditkarte oder Selfie ein

Die neue UK-Regelung wurde 2014 auf den Tisch gebracht, 2019 gesetzlich verankert und 2025 nun final durchgesetzt. Die effektivere Altersverifikation mit Fokus auf Pornoplattformen ist ein lang diskutiertes Thema. Die aktuelle Umsetzung in Form des Online Safety Acts sieht vor, dass Plattformanbieter, auf denen explizites Material veröffentlicht wird, eine bessere Altersverifikation durchführen müssen.

Konkret sind folgende Altersverifikationsmethoden zulässig:

  • Kreditkarte: Die Kreditkartendaten werden von einem Zahlungsdienstleister auf Echtheit überprüft
  • Digitales Wallet: Man hinterlegt einen Altersnachweis in Form eines Reisepasses oder ähnlichem in einer digitalen Brieftasche, die Daten sind dabei verschlüsselt und werden nicht zusammen aufbewahrt
  • E-Mail: Man hinterlegt seine Mailadresse, die dann analysiert und mit anderen Online-Dienstleistungen wie einem Bankaccount oder Versorgungsunternehmen abgeglichen wird, um eine Altersschätzung vorzunehmen
  • Gesichtserkennung: Anhand eines hochgeladenen Selfies bestimmt eine Analysesoftware das Alter.
  • Handynummer: Ein Dienstleister schaut sich die eigene Handynummer an, ob die Nummer Altersbeschränkungen unterliegt
  • Bankprüfung: Ein Dienstleister prüft bei der eigenen Bank, ob der Kontoinhaber volljährig ist
  • Ausweis: Man lädt ein Bild seines Lichtbildausweises hoch, sowie ein aktuelles Selfie. Diese beiden Dokumente werden dann miteinander verglichen.

Welche Altersverifikationsmethode angeboten wird, obliegt dem Plattformanbieter. Wichtig ist dabei allerdings, dass die Methode zuverlässig, fair, technisch genau und widerstandsfähig ist.

Welche Plattformen sind betroffen?

Natürlich sind nicht nur klassische Porno-Plattformen betroffen. Auch in sozialen Netzwerken findet sich jede Menge nackte Haut. So hat beispielsweise Reddit schon einige seiner Subreddits hinter die Altersschranke gepackt. Auch X (ehemals Twitter), Bluesky und die Queere Dating-Plattform Grinder kündigten neue Verifikationssysteme an (via BBC).

Selbst Messagingdienste wie Telegram oder Discord fallen unter die neue Verordnung und haben bereits mit der Implementierung begonnen.

Erste Lücken und Probleme entdeckt

Der Aufschrei im Vereinigten Königreich war natürlich groß, denn bei allen Verifikationsmethoden schwingen Bedenken zum Thema Datenschutz mit. Gleichzeitig gibt es auch schon erste Probleme bei Methoden wie der Gesichtserkennung.

So gab es bereits einige kreative Nutzer, die mithilfe der realistisch aussehenden Charaktere aus Death Stranding 2 die Altersverifikationen austricksten. Ebenso stieg die Nutzung von VPN-Systemen (also Netzwerken, mit denen man seinen Standort verschleiern kann) rapide an.

Mehr zum Thema

Wovor schützt ein VPN?

Kommt die neue Altersverifikation auch nach Deutschland?

Für den Moment ist die Ausweitung des britischen Systems auf den Rest von Europa nicht geplant. Allerdings arbeitet die Europäische Union seit einiger Zeit an einer eigenen Lösung für das Problem.

Am 14. Juli 2025 veröffentlichte die EU eine Blaupause für eine mögliche Altersverifikations-Software. Diese soll eine Altersverifikation ermöglichen, ohne andere persönliche Informationen zu teilen. Gleichzeitig soll auch eine granulare Überprüfung möglich sein, sodass nicht nur die Volljährigkeit abgefragt werden kann, sondern auch, ob ein Nutzer über 13 oder 16 Jahre alt ist. Beide Altersgrenzen werden vor allem bei Videospielen und Filmen genutzt.

Zusätzlich soll die EU-Lösung auf einem Open-Source-Modell basieren, wodurch Sicherheitslücken schneller erkannt werden können und die Software besser auf die einzelnen Plattformbetreiber und Geschäftsmodelle anpassbar ist. Aktuell läuft eine Pilotphase, geplant ist das Identity Wallet für Ende 2026.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle findest du einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt.
Du kannst ihn dir mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden.

Personenbezogene Daten können an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Link zum YouTube-Inhalt

Das soll auch dabei helfen, die verschiedenen Anforderungen auf Länderebene abzudecken. Deutschland hat etwa durch den Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV), den Medien-Staatsvertrag (MStV), das Jugendschutzgesetz (JuSchG), das Strafgesetzbuch (StGB) und die Datenschutzgrundverodnung (DSGVO) auf Bundesebene und die UN-Kinderrechtskonvention (UN-KRK), sowie den Digital Services Act (DSA) auf EU-Ebene bereits viele Vorschriften, die beim Thema Jugendschutz greifen und bedacht werden müssen.

Ob das alles von Identity Wallet berücksichtigt werden kann und ob dann alle Datenschutzbedenken ausgeräumt sind und die Sicherheit der Datenbank hinter dem Wallet vollumfänglich gegeben ist, wird die Zeit zeigen.