Ein kosmischer Riese namens „Asteroid 2025 OW“ rast in Richtung Erde. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 80.000 km/h unterwegs, erregt der Asteroid international Aufmerksamkeit und weckt Bedenken. Am kommenden Montag, 28. Juli, soll der Brocken mit einem Durchmesser von 70 Metern – so hoch wie einige deutsche Hochhäuser – die erdnahe Zone erreichen.

Die amerikanische Weltraumbehörde NASA gibt jedoch Entwarnung –  Ian J. O’Neill vom Jet Propulsion Laboratory (Raketenantriebslabor) erklärte: „Das ist völlig routinemäßig. Wenn es eine Bedrohung gäbe, würden Sie von uns hören.“ Es wird erwartet, dass der Himmelskörper die Erde in sicherer Entfernung von rund 632.000 Kilometern passieren wird. Diese Entfernung entspricht etwa dem Anderthalbfachen der Distanz zwischen Erde und Mond.

Wie und wo kann man den Asteroiden sehen?

Die Flugbahn von „2025 OW“ sei so präzise bekannt, dass man seine Position für das nächste Jahrhundert vorhersagen könne. Er ist nur einer von vielen Himmelskörper, die immer mal wieder nah an der Erde vorbeiziehen.

Ein Asteroid dieser Größe könnte theoretisch bei einem Einschlag erhebliche Folgen haben. Ein Feuerball, Druckwellen, Staubwolken, extreme Hitze und langfristige Klimaeffekte mit Ernteausfällen und Hungersnöten könnten die Folge sein. Zudem sind Tsunamis bei einem Einschlag ins Meer möglich. Solche Szenarien sind jedoch für „2025 OW“ rein hypothetisch, da die Flugbahn als stabil eingestuft wird.

Am 30. Juni 1908 kam es in Ostsibirien zu einer gewaltigen Explosion, die ein ganzes Waldgebiet in der Größe des Saarlandes vernichtete. Seit über 100 Jahren rätselt die Wissenschaft, was damals genau passiert ist. Als am wahrscheinlichsten gilt, dass ein Asteroid – vermutlich mit ähnlicher Größe wie „Asteroid 2025 OW“ – in einigen Kilometern Höhe über der Region Tunguska explodierte.

Umgeknickte Bäume bedecken eine Landschaft in Ostsibirien. Seit über 100 Jahren rätselt die Wissenschaft über die gewaltige Explosion, die am 30. Juni 1908 in Sibirien ein Waldgebiet von der Größe des Saarlandes vernichtete.Bild vergrößern

Umgeknickte Bäume bedecken eine Landschaft in Ostsibirien. Seit über 100 Jahren rätselt die Wissenschaft über die gewaltige Explosion, die am 30. Juni 1908 in Sibirien ein Waldgebiet von der Größe des Saarlandes vernichtete. (Foto: L. Kulik/Russische Akademie der Wissenschaften/dpa)

Trotz seiner beachtlichen Größe wird der Asteroid am Montag nicht mit bloßem Auge sichtbar sein. Aufgrund der großen Distanz sind für eine Sichtung leistungsstarke Teleskope notwendig, idealerweise von astronomischen Observatorien oder erfahrenen Amateurastronomen mit entsprechender Ausrüstung. Es wird keine weithin sichtbare helle Erscheinung geben, da „2025 OW“ zu klein und zu lichtschwach ist. Weil der Vorbeiflug am Montag mit hoher Geschwindigkeit (ca. 80.000 km/h) stattfindet, ist das Erspähen des Objektes auch bei Teleskop-Beobachtung eine Herausforderung.

Wie wahrscheinlich ist ein Einschlag in nächster Zeit?

Kurzzeitig stufte die NASA die Wahrscheinlichkeit, dass ein Asteroid namens „2024 YR4“ im Jahr 2032 die Erde trifft, auf bis zu 3,1 Prozent ein. Bevor es jedoch zu einem Einschlag kommt, greift die Asteroidenabwehr: USA (NASA) und Europa (ESA) betreiben heute ausgeklügelte Frühwarnsysteme und Abwehrstrategien. 2022 gelang der NASA mit der DART-Mission erstmals eine Umlaufbahnänderung eines Asteroiden durch gezielte Kollision. Ein bedeutender Fortschritt im Schutz der Erde.

Mit der DART-Mission der NASA konnte im Jahr 2022 erstmals die Umlaufbahn eines Asteroiden geändert werden.Bild vergrößern

Mit der DART-Mission der NASA konnte im Jahr 2022 erstmals die Umlaufbahn eines Asteroiden geändert werden. (Foto: ASI)

Mittlerweile kamen Wissenschaftler im Fall „2024 XR4“ zu dem Schluss, dass er die Erde doch nicht treffen wird. „Aber seitdem ist die Einschlagwahrscheinlichkeit auf dem Mond quasi gestiegen, sie ist jetzt bei ungefähr vier Prozent“, sagte Richard Moissl, Chef-Koordinator für die Asteroidenabwehr bei der europäischen Raumfahrtbehörde ESA, aus Anlass des Internationalen Tags der Asteroiden am 30. Juni. Der rund 60 Meter große Brocken (2024 XR4) werde in jedem Fall nahe am Mond vorbeifliegen. Sollte der Asteroid auf dem Trabanten einschlagen, wäre das ein Riesenspektakel. Laut ESA würde er dies mit großer Wahrscheinlichkeit auf der erdzugewandten Seite tun. Moissl: „Das heißt, man könnte es mit großer Wahrscheinlichkeit von der Erde aus beobachten – wenn gutes Wetter ist.“

„Auf der Erde passiert da nichts, außer, dass wir ein schönes Schauspiel haben“, ergänzte der Asteroidenexperte und Professor Detlef Koschny. Er würde vermutlich einen Krater von bis zu zwei Kilometern schlagen. Was genau mit „2024 XR4“ passieren wird, können Experten aber erst ab 2028 erforschen – denn der Asteroid ist derzeit außer Sicht.

Was sind Asteroiden?AHA!Was sind Asteroiden?

Laut NASA sind Asteroiden inaktive Körper, die aus allen felsigen, staubigen und metallischen Materialien bestehen, die bei der Entstehung unseres Sonnensystems zurückgeblieben sind. Die meisten Asteroiden befinden sich im Hauptasteroidengürtel – dieser kreist zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter um die Sonne. Dennoch gibt es auch einzelne Asteroiden, deren Bahnen die Erdumlaufbahn kreuzen. Asteroiden haben aufgrund ihrer geringen Masse überwiegend eine unregelmäßige Form. Sie können wenige Metern bis zu mehreren hundert Kilometern Durchmesser erreichen, aber nur die wenigsten sind größer als 100 Kilometer.