„Wir bauen jetzt einen Stuhlkreis auf, aber die Stühle stehen mit den Lehnen nach innen“, gibt Kerstin vor. Zeitgleich greift die Betreuerin zu den ersten beiden Stühlen und bringt sie im großen Saal vom Josefshaus in Stellung. 16 Kinder packen zusammen mit Kerstin und ihren Kollegen Melina und Leon an. Kurze Zeit später steht alles für das Spiel „Die Reise nach Jerusalem“. Was es damit auf sich hat, wissen die meisten der Kinder aber gar nicht. „Wir stellen die Musik an, und ihr lauft um die Stühle herum. Wenn die Musik aufhört, muss sich jeder auf einen Stuhl setzen. Mit jeder Runde wird ein Stuhl weggenommen, und wer keinen Stuhl findet, der scheidet aus“, erklärt Milina und startet die Musik. 16 Kinder umkreisen, aufmerksam der Musik lauschend, die 15 Stühle. Dann der Stopp. Blitzschnell wirft sich ein jeder auf einen Stuhl. Max hat allerdings Pech. Er war nicht schnell genug. Für ihn ist die Reise beendet. Ein nächster Stuhl wird weggenommen, und es geht weiter. Lautes Gelächter ist zu hören, als Ian und Anna sich wirklich zeitgleich auf einen Stuhl werfen. „Da scheidet jetzt keiner aus. Wir wiederholen die Runde mit 14 Stühlen“, sagt Kerstin.

Im Josefshaus sind alte Kinderspiele eingezogen. Unter dem Motto „Die gute alte Zeit“ läuft der Viersener Ferienspaß. In Kooperation mit der Stadt Viersen bietet die Einrichtung, die sich in Trägerschaft der katholischen Kirchengemeinde St. Clemens befindet, ihr traditionelles Sommerferienangebot an. Vier Wochen sind es insgesamt, wobei jede Woche unter einem anderen Motto steht. Neben dem aktuellen Thema heißt es des Weiteren „Ein Koffer voller Abenteuer“, „Bewegung macht Riesenspaß“ sowie „Varieté, Zauber und Magie“. Insgesamt nehmen, über die vier Wochen verteilt, 320 Kinder im Alter zwischen sechs und 13 Jahren am Angebot teil. „Wir haben dabei 30 ehrenamtlich agierende Betreuer. Ohne sie ginge gar nichts“, lobt Einrichtungsleiterin Brigitte Bimmermann-Winzker ihr unterstützendes Team.

Im Innenhof des Kinderzentrums Josefshaus hat Betreuerin Maya gerade die Mannschaften für das Tauziehen zusammengestellt. Größe und Statur der Zieher berücksichtigend sind es auf der einen Seite des Seils sieben und auf der anderen sechs Kinder. Maya zieht mit Straßenmalkreide einen dicken Strich zwischen den beiden Teams und überprüft nochmals, ob das Seil genau zur Hälfte auf der jeweiligen Seite liegt. Dann heißt es anfassen, und auf das Startzeichen der Betreuerin geht es los. Unter viel Gelächter wird gezogen. Mal ist es die eine, dann wieder die andere Seite, die Überwasser hat. Letztendlich gibt es einen starken Ruck vom Sechserteam, der die Siebenergruppe aus dem Tritt bringt. Mit einem „Hau ruck“ ziehen sie noch einmal, und die anderen werden über den Kreidestrich gezogen.

Ein Stückchen weiter ist Sackhüpfen angesagt, und eine weitere Gruppe spielt das Fangspiel „Blinde Kuh“. Bei Betreuerin Pia ist derweil eine Tafel Schokolade in den Mittelpunkt gerückt. Das Schokoladenwettessen steht an. Ein Spiel, das die acht Kinder am Tisch ebenfalls nicht kennen. Zur Schokoladentafel packt Pia Messer und Gabel sowie einen Schal und eine Mütze auf den Tisch. Dazu folgt ein Würfel. „Wer eine sechs würfelt, darf Schokolade essen. Allerdings nicht einfach so. Man muss Mütze und Schal anziehen und mit Messer und Gabel essen. Die anderen würfeln derweil weiter. Wer dann eine sechs würfelt ist an der Reihe“, erklärt die Betreuerin. Der Würfel macht die Runde. Juliana würfelt die erste sechs. Blitzschnell sitzt die Mütze auf dem Kopf und der Schal liegt über den Schultern. Mit dem Besteck rückt sie der süßen Tafel zu Leibe und hat Glück. Es dauert eine ganze Weile, bis eine weitere sechs fällt und der Nächste zur Ausrüstung greift, um Schoki zu genießen.

Ruhiger geht es indes im kleinen Saal zu. Dort sind Brettspiele angesagt. Das gute alte Mensch-ärgere-dich-nicht ist ebenso vertreten wie der Klassiker My Rummy, den Betreuer Janes gerade seinen Mitspielern erklärt. „Ich habe das Spiel als Kind des Öfteren mit meinem Opa gespielt“, erzählt Janes. Für Isabell und Johannes ist es Neuland. Emilia und Celina versuchen sich derweil im Holzstelzenlauf. Die beiden achtjährigen Mädels müssen feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, aber einen Riesenspaß macht.