Ein geplanter Neubau am Lesumer Marktplatz erhitzt seit geraumer Zeit die Gemüter. Die einen loben die Planung eines modernen Gebäudes als willkommenen Kontrast, andere kritisieren genau dies. Acht Beiratsmitglieder haben Ortsamtsleiter Florian Boehlke aufgefordert, das Landesamt für Denkmalpflege um eine Stellungnahme zu bitten. Diese liegt nun vor.

Das ist geplant

Dem Bauherren Bekim Dervishaj schwebt an der Adresse An der Lesumer Kirche 6 ein viergeschossiger Neubau mit Flachdach vor. Geplant hat den Entwurf der Architekt Philipp Romeiser. Dervishaj möchte in dem Gebäude, das ein Bestandsgebäude ersetzen soll, im Untergeschoss ein Café eröffnen. In den oberen Geschossen sollen außerdem fünf Wohnungen realisiert werden.

Das sagt das Landesamt

Zwei zentrale Einschätzungen trifft das Landesamt für Denkmalpflege. Zum einen könne dem Bestandsobjekt kein Denkmalwert bescheinigt werden. Das ist das Ergebnis einer Prüfung, die im November 2024 stattgefunden hat. Zum anderen äußert sie sich zu den Auswirkungen auf den Lesumer Ortskern. „Die mögliche visuelle Beeinträchtigung des benachbarten Kulturdenkmals ‚An der Lesumer Kirche 1‘ durch Größe oder Kubatur des geplanten Neubaus erreicht nicht das Gewicht, das eine Ablehnung des Bauvorhabens aus denkmalrechtlicher Sicht rechtfertigen könnte“, heißt es in der Stellungnahme. Lediglich „Materialität und Farbigkeit“ der Fassadengestaltung sollten sich nach Einschätzung des Landesamtes in die Umgebung einpassen. Nach Auskunft von Uwe Schwartz vom Landesamt für Denkmalpflege ist diese Einschätzung abschließend. „Wir haben alles sehr genau geprüft“, sagt Schwartz. Am Bestandsgebäude sei fast nichts Historisches mehr vorhanden, stellt er klar. „Wir sind nicht die Geschmackspolizei. Wir haben außerdem keinen Einfluss auf das weitere Verfahren“, sagt Schwarz.

Grundsätzlich stellt das Landesamt für Denkmalpflege in der denkmalfachlichen Stellungnahme klar: „Geschützt wird […] die Wirkung eines Kulturdenkmals in seiner Umgebung und die optischen Bezüge und Wirkungen zwischen Kulturdenkmal und Umgebung, nicht dagegen die Umgebung selbst.“ Weiter heißt es: „Wir weisen darauf hin, dass der Denkmalschutz aus diesem Grund nicht das vom Gesetzgeber vorgesehen Mittel ist, um rein stadtbildpflegerische Ziele zu verfolgen.“

Das sagt das Bauamt

Das Bauamt Bremen-Nord war an zahlreichen Abstimmungsrunden zu diesem Vorhaben beteiligt. Aufsetzend auf diese Treffen ist ein Bauantrag entstanden, der nun dem Bauamt vorliegt. Den gelte es jetzt zu prüfen, sagt Stefanie Rohbeck vom Bauamt Bremen-Nord. Die Situation sei jedoch unter anderem deshalb speziell, weil es eine Erhaltungssatzung gebe, die auch für das Bestandsgebäude gelte. Nur habe sich dieses Gebäude als nicht tragfähig für eine Umnutzung erwiesen. „Nun sind wir im Gespräch, um zu ergründen, wie die Situation zeitgemäß und sinnvoll gelöst werden kann“, sagt Rohbeck. Immerhin sei das Gebäude bereits lange erhalten worden. Der bestehende Bebauungsplan für dieses Areal sei seit 2002 rechtskräftig. Nun müsse es erlaubt sein, neu nachzudenken.

Das sagt das Ortsamt

Der Beirat ist im Zuge der Beteiligung um eine Stellungnahme vom Bauamt gebeten worden. Die Abstimmung dazu hat im Umlaufverfahren stattgefunden. Zwei Botschaften können aus dem Votum abgeleitet werden: Eine Mehrheit der Beiratsmitglieder steht dem Vorhaben positiv gegenüber und es handelt sich um ein knappes Abstimmungsergebnis. Daran ändere sich auch nichts dadurch, dass nach einem technischen Problem nun auch eine zunächst nicht eingegangene Stimme als Nein-Stimme ausgemacht worden ist. „Das Ergebnis der Abstimmung im Umlaufverfahren bleibt das offizielle Stimmungsbild“, sagt Ortsamtsleiter Florian Boehlke.

So soll es weiter gehen

Der Beirat in Burglesum wird sich erneut mit dem Thema befassen. Und zwar während der nächsten Beiratssitzung, die für den 26. August anberaumt ist. „Der Tagesordnungspunkt wird allerdings losgelöst vom Beteiligungsverfahren behandelt“, sagt Boehlke. Der Transparenz sei es jedoch zuträglich, dass über das Vorhaben noch einmal öffentlich gesprochen werde. Eingeladen zu dieser Sitzung sind auch Vertreter des Bauamtes Bremen-Nord und des Landesamtes für Denkmalpflege. „Wir werden anwesend sein und stehen für Rückfragen zur Verfügung“, stellt Uwe Schwartz vom Landesamt für Denkmalpflege in Aussicht. Der Bauherr Bekim Dervishaj selbst hat eine Anfrage der NORDDEUTSCHEN nicht beantwortet.

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