Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist in NRW angekommen, und unter Bauern geht die Angst um. Denn das Virus ist für Menschen und viele Tiere zwar ungefährlich, für Haus- und Wildschweine verläuft eine Infektion aber fast immer tödlich. Sollte ein Hausschwein erkranken, muss in der Regel der gesamte Bestand getötet werden. Die wirtschaftlichen Einbußen sind immens. Und so ist man im Land derzeit bemüht, das Virus einzudämmen. Mitte Juni war die Seuche erstmals in NRW bei mehreren verendeten Wildschweinen in der Nähe von Kirchhundem im Kreis Olpe im Sauerland festgestellt worden, auch im Nachbarkreis Siegen-Wittgenstein wurden Kadaver positiv auf ASP getestet. Dort gelten besondere Schutzmaßnahmen, auch Zäune sollen helfen, eine Ausbreitung des Virus zu verhindern.
Auch der Kreis Viersen ist auf die Seuchenbekämpfung vorbereitet, auch durch Übungen, wie eine Sprecherin des Kreises erklärt. Für den Ernstfall gibt es Notfall-Szenarien, was beispielsweise im Kreis Viersen im vergangenen Jahr durchgespielt wurde. Gleichzeitig versucht man derzeit landesweit, die Zahl der Wildschweine zu reduzieren. So hat die Untere Jagdbehörde des Kreises Viersen eine Allgemeinverfügung erlassen, nach der Jäger nun Nachtsichttechnik einsetzen können, um Schwarzwild zu jagen, so wie die Unteren Jagdbehörden anderer Kommunen auch. Wärmebildgeräte sind damit nun genauso zugelassen wie Nachtsichtgeräte mit Bildwandler.
Für die Jagd auf Schwarzwild seien diese Geräte sehr hilfreich, sagt Jörg Hoffmann, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Viersen. Denn so könne man besser erkennen, ob es sich bei einem Tier um eine führende Bache – also ein Wildschwein, das Junge hat – handele oder nicht, „man sieht durch das Nachtsichtgerät die Zitzen und weiß dann, stopp, dieses Stück darf ich nicht schießen, sonst wären die Frischlinge ohne Mutter“, erklärt Hoffmann.
Wie groß die Wildschweinpopulation im Kreis Viersen ist, kann er nicht sagen. Doch im gesamten Grenzgebiet sei sie recht hoch. Die vergangenen zwei Jahre hätten dazu beigetragen, dass sich das Schwarzwild gut habe entwickeln können, es sei genug Nahrung dagewesen. „In den drei Sommern zuvor, wo es so heiß war, war das anders. Da sind einige Frischlinge nicht hochgekommen, weil es nicht genug Wasser gab“, sagt Hoffmann. Insofern versuchten die Jäger nun, die Stückzahl möglichst klein zu halten. Doch Vorschriften dazu oder Abschusspläne gebe es nicht, der einzelne Jagdpächter müsse entscheiden, wie viele Tiere er erlege, „das hängt auch damit zusammen, wie die Rotte zusammengesetzt ist“, erklärt Hoffmann: „Man kann nicht einfach sagen: Halali, alles, was aus dem Wald kommt, wird erschossen.“
Doch nicht nur die Wildschweine können das Virus in andere Gegenden verschleppen. Darauf machen aktuell Städte und Gemeinden auch im Kreis Viersen aufmerksam, die versuchen, die Bevölkerung zu sensibilisieren. So teilt etwa die Stadt Tönisvorst mit, dass eine der häufigsten Ursachen für die Verbreitung des Virus das achtlose Wegwerfen von Speiseabfällen ist, insbesondere von Fleisch- und Wurstwaren. „Werden solche Reste von Wildschweinen aufgenommen, kann sich das Virus im Tierbestand rasch ausbreiten – mit gravierenden Folgen für Landwirtschaft, Tiergesundheit und regionale Wirtschaft“, heißt es dazu aus dem Rathaus.
Auch die Gemeinde Grefrath warnt: „Die Schweine nehmen das ,infizierte‘ Material auf und das Virus wird dann von Schwein zu Schwein weitergegeben. Daher bitten wir darauf zum Beispiel an Rast- und Wanderparkplätzen oder auch auf Parkplätzen in Gewerbegebieten darauf zu achten.“ Entsprechend hängen die Kommunen derzeit Hinweisschilder auf und bitten Bürger, keine Lebensmittelreste in die Natur zu werfen, „auch nicht vermeintlich harmlose“, Abfallbehälter zu nutzen oder Reste wieder mitzunehmen. Auch am Hariksee zwischen Schwalmtal und Niederkrüchten werden Ausflügler per Schild in sechs Sprachen auf das Thema aufmerksam gemacht – mit der Bitte des Bundeslandwirtschaftsministeriums, Speisereste nur in verschlossene Müllbehälter zu werfen.
Achtsam sollten auch Urlauber sein. Darauf weist Kreisjägerschaftsvorsitzender Hoffmann hin. So könne es sein, dass Wanderer, die in ASP-Gebieten unterwegs seien, das Virus über ihre Schuhe mit nach Hause in den Kreis Viersen brächten, dann hier im Wald spazieren gingen und die Seuche so einschleppten. Auch durch eine Autofahrt könne das Virus weitergelangen.
In den betroffenen Gebieten im Sauerland ist eine der Schutzmaßnahmen, Hunde nicht frei herumlaufen zu lassen. Das sollten sie hier mit Blick auf die Schweinepest auch nicht, mahnt Hoffmann, „sonst schrecken die Hunde die Wildschweine auf, und die Schweine laufen woanders hin“. Nicht zuletzt könne auch der Hund das Virus in andere Gebiete verschleppen. Er rät deshalb, den Vierbeiner an der Leine zu lassen. Das sei im Zweifel auch für den Hund sicherer, „denn wenn der auf eine führende Bache trifft, sieht das nie gut aus für den Hund“.