Zwei Leipziger Rasenballerinnen waren bei der Fußball-Europameisterschaft in der Schweiz vertreten. Für die Gastgeberinnen stand Torfrau Elvira Herzog im Kader, für die DFB-Elf stürmte Giovanna Hoffmann. Beide ereilte das selbe Schicksal: Gegen Weltmeister Spanien war Endstation. Mit dem EM-Feeling im Herzen heißt es nun, wieder auf Bundesliga umzuschalten. Denn die Vorbereitung darauf hat längst begonnen.

Zwei Testspiele haben die RB-Frauen bereits absolviert. In einer nichtöffentlichen Begegnung gewannen sie am 12. Juli gegen den polnischen Erstligisten Slask Wroclaw glatt mit 7:0. Fünf Tage später standen die Leipzigerinnen dem Bundesliga-Konkurrenten VfL Wolfsburg gegenüber. Im Markranstädter Stadion „Am Bad“ behielten sie auch hier mit 3:2 die Oberhand. Es war überhaupt das erste Mal, dass RBL gegen die Wolfsburgerinnen als Sieger vom Platz gehen konnte. Zur Wahrheit gehört dabei aber auch, dass auf Seiten des VfL gleich zehn Nationalspielerinnen EM-bedingt fehlten.

RB-Coach Jonas Stephan konnte dennoch zufrieden sein mit dem Auftritt seines Teams, gilt es doch auch, immerhin elf Neuzugänge zu integrieren. „Wir hatten dieses Testspiel unter dem Stichwort ‚Gradmesser‘ laufen, da wir im Vorhinein schon sehr viele positive Eindrücke von der Mannschaft gesammelt hatten“, so der Trainer im anschließenden LZ-Interview. „Es ging uns darum, die Dinge auf den Platz zu bringen, die wir trainiert haben, ein sehr sprintintensives Spiel, aber auch unsere fußballerische Klasse zu zeigen. Ich glaube, das ist uns ordentlich gelungen.“

Tor durch Annabel Schasching (16, RB Leipzig). Foto: Jan Kaefer

In Sachen Kaderbreite konnte der 33-Jährige bereits eine Verkleinerung der Lücke zum Champions League-Teilnehmer Wolfsburg wahrnehmen. Unter anderem gelang es RBL, zwei 18-jährige Rohdiamanten zu ergattern, hinter denen durchaus auch andere potente Vereine her waren. „Wir haben mit Lisa Baum und Delice Boboy zwei der interessantesten Nachwuchsspielerinnen Deutschlands verpflichtet“, sagt Stephan nicht ohne Stolz, „da sind wir schon selbstbewusst und wissen, dass wir für solche Talente interessant sein können“.

Darüber hinaus ist mit den weiteren Neuzugängen der Kader noch internationaler geworden. Mit Torhüterin Maja Spilenberg (18) und Abwehrspielerin Diana Nemeth (20) sind zwei Ungarinnen dazugekommen. Ebenso neu dabei sind die Norwegerin Andrea Norheim (Abwehr/ 26), die Dänin Nikoline Dudek (Abwehr/ 21), die Österreicherin Annabel Schasching (Mittelfeld/ 23) und die Ghanaerin Persis Oteng (Angriff/ 19). Die beiden Deutschen Mirja Kropp (Torhüterin/ 16) und Gina Chmielinski (Mittelfeld/ 25) komplettieren das Team.

Lisa Baum (11, RB Leipzig) gegen Vivien Endemann (25, VfL Wolfsburg). Foto: Jan Kaefer

Damit sind im aktuellen, 27-köpfigen Aufgebot Spielerinnen aus insgesamt neun Nationen vertreten. „Für mich ist das cool, denn da kann ich jetzt sehr viel Englisch sprechen“, freut sich Coach Stephan. Mit einem Altersdurchschnitt von 22,5 Jahren sind die Leipzigerinnen zudem ein sehr junges Team. Das liegt ein knappes Jahr unter dem Durchschnitt der gesamten Liga in den letzten Spielzeiten.

Aus der eigenen U20 hat Rucy Grunenberg (18) aus Herzberg an der Elster, den Sprung in den Profikader geschafft. In der vergangen Rückrunde konnte sie auch schon in drei Partien Bundesliga-Luft schnuppern. Weitere Nachwuchsspielerinnen sind aktuell nicht für einen Profivertrag vorgesehen, erklärt Jonas Stephan, aber „die Mädels werden weiterhin ihre Chancen bei uns bekommen. Wir versuchen sehr enge Synergien zu schaffen, sehr viel auch miteinander zu arbeiten, um den Mädels den Einstieg bei uns oben zu erleichtern, wenn sie beispielsweise mit im Training dabei sind.“

Alexandra Popp (11, VfL Wolfsburg) vor Rucy Grunenberg (4, RB Leipzig). Foto: Jan Kaefer

Trainingseinheiten wird es für das Team bis zum Liga-Start im September noch so einige geben – aber auch ein paar Testspiele. Die Fans aus Leipzig haben am 9. August (14 Uhr) das nächste Mal die Gelegenheit dazu, ihr Team dabei in Aktion zu erleben. Im Markranstädter Stadion „Am Bad“ testen die RB-Frauen gegen Slavia Prag. Eintritt ist frei. Ein weiteres Heim-Testspiel ist für den 23. August gegen PEC Zwolle aus den Niederlanden terminiert. Ort und Anstoßzeit sind dafür aber noch nicht kommuniziert.

Richtig los geht es schließlich am 6. September beim 1. FC Köln. Die Ansetzung sorgte nach Bekanntwerden für einige Schmunzler, denn bereits in ihren beiden vorangegangenen Bundesliga-Jahren starteten die Leipzigerinnen gegen den „Effzeh“. Die Startbilanz ist dabei exakt ausgeglichen, denn jedes Team gewann einmal mit 2:1.

Szene aus dem RB-Heimspiel gegen Köln am 3. Februar 2024. Foto/ Archiv: Jan Kaefer

Das erste Heimspiel für die Rasenballerinnen folgt dann am 14. September um 14 Uhr. Und das wird ein echter Kracher, denn Gegner ist direkt der amtierende Deutsche Meister, DFB-Pokalsieger und Champions League-Viertelfinalist FC Bayern München. Die Partie gegen das mit zahlreichen EM-Teilnehmerinnen gespickte Team wird zudem in der großen RB-Arena ausgetragen.

Das gab es bisher nur einmal, als RB vor zwei Jahren gegen den VfL Wolfsburg antrat, Endstand 0:2. Der Kartenvorverkauf startet am 5. August. Nach der durch die gerade beendete Europameisterschaft ausgelösten Frauenfußball-Euphorie erscheint es durchaus realistisch, dass die damalige Zahl von 10.269 Zuschauern übertroffen und damit ein neuer Leipzig-Rekord aufgestellt wird.

Nach der Premiere gegen den VfL Wolfsburg (15. Oktober 2023) werden die Rasenballerinnen nun gegen die Bayern zum zweiten Mal in der große RB-Arena auflaufen. Foto/ Archiv: Jan Kaefer

Ein spektakulärer Auftakt in eine besondere Saison ist das allemal. Denn nachdem die Frauen-Bundesliga bisher aus nur zwölf Teams bestanden hatte, wird ab sofort auf 14 Teams aufgestockt, was insgesamt vier Saisonspiele mehr mit sich bringt. In der alten Konstellation hatten die Rasenballerinnen ihre beiden bisherigen Erstliga-Spielzeiten jeweils als Tabellen-Achte beendet. Diesmal soll es noch ein Stück nach oben gehen.

„Der Verein steht für konsistentes Wachstum“, erklärt Jonas Stephan. „Wir haben hohe Ziele, aber wir wissen auch, dass es nur step by step geht. Daher bleibt es dabei, dass wir dieses Jahr nicht um die europäischen Plätze spielen werden. Denn wir gehen davon aus, dass unserer Mannschaft an der ein oder anderen Stelle noch die Konstanz fehlen könnte. An diesem Thema müssen wir auf jeden Fall arbeiten, das wissen wir jetzt schon. Nichtsdestotrotz wollen wir in die Top 6 rutschen. Ich glaube, das ist ein Ziel, wo wir nicht die Bodenhaftung verlieren werden.“

Delice Boboy (17, RB Leipzig) klärt im Testspiel gegen Wolfsburg per Kopf. Foto: Jan Kaefer