Irgendwann Mitte Mai sah es so aus, als würde es gar nicht mehr regnen. Wochenlang fiel kein Tropfen, in vielen Gärten war der Rasen längst braun – und das, obwohl der Sommer noch nicht einmal begonnen hatte. Verantwortlich waren mehrere Hochdruckgebiete, die sich über weite Teile des Frühjahrs gegen die für Regen typischen Tiefdrucksysteme durchgesetzt hatten. Erst gegen Ende Mai fiel wieder nennenswerter Niederschlag, wodurch sich die angespannte Dürresituation vorübergehend etwas entspannte.
Dürremonitor schlug Mitte Mai Alarm
Denn die Lage war bereits besorgniserregend: Der bundesweite Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig schlug Mitte Mai Alarm – insbesondere für weite Teile Norddeutschlands. Die Dürre im Oberboden bis 25 Zentimeter Tiefe wurde als „außergewöhnlich“ eingestuft, die höchste Stufe auf der Skala. Auch im Gesamtboden sprach der Monitor von einer „schweren“ Dürre. Trotz des späten Regens gehört das Frühjahr 2025 laut Wetteraufzeichnungen zu den trockensten in Niedersachsen seit Beginn der Messungen.
Die Stadt Delmenhorst hält dazu fest: „Extreme Wetterlagen treten immer häufiger und intensiver auf – mit spürbaren Auswirkungen für Landwirtschaft, Trinkwasserversorgung und das ökologische Gleichgewicht.“
Situation hat sich noch nicht entspannt
Im Juni und Juli hat sich die Lage etwas entspannt. So lag die Niederschlagsabweichung zum langjährigen Mittelwert in Delmenhorst nach Daten des Deutschen Wetterdienstes am 15. Mai bei rund 55 Prozent. Am 28. Juli waren es vormittags noch etwa 35 Prozent. Auch wenn die Tendenz besser ist, bedeutet dies weiterhin: In diesem Jahr ist vergleichsweise deutlich zu wenig Regen gefallen. Eine echte Entspannung der Situation ist bislang nicht eingetreten.
Eine längere Trockenperiode ist aktuell zwar nicht in Sicht – ausgeschlossen ist sie jedoch nicht. Unsere Redaktion hat daher bei der Stadtverwaltung nachgefragt, welche Pläne es für den Fall zunehmender Wasserknappheit gibt und mit welchen Einschränkungen private Verbraucher im Ernstfall rechnen müssen.
Stadt hat Maßnahmenkatalog vorbereitet
Wie Sprecher Timo Frers erklärt, beobachtet die Stadt Delmenhorst die Wetterlage aufmerksam und steht im engen Austausch mit den Stadtwerken sowie weiteren relevanten Akteuren. Sollte der Fall eintreten, dass sich die Trockenheit wieder verschärft, würden gestufte Maßnahmen geprüft. Dazu zählen unter anderem Einschränkungen bei der Bewässerung öffentlicher Grünanlagen oder eine verstärkte Nutzung von Regenwasser, sofern dieses verfügbar ist.
Rechtliche Grundlage für mögliche Maßnahmen sei das Niedersächsische Wassergesetz. Es erlaubt behördliche Eingriffe bei anhaltender Dürre. Dazu gehören etwa Bewässerungsverbote bei Temperaturen über 24 Grad Celsius in der Zeit zwischen 11 und 18 Uhr, das Verbot der Wasserentnahme aus Oberflächengewässern wie etwa durch Gartenpumpen, Allgemeinverfügungen mit möglichen Bußgeldern bei Verstößen sowie die Verpflichtung der Wasserversorger, eine stabile Versorgung insbesondere für Haushalte, die Landwirtschaft, die Feuerwehr und andere kritische Infrastrukturen sicherzustellen.
Aufgrund der Trockenhaut staubt es stark, als in Delmenhorst an der Nordenhamer Straße Mitte Mai Wege gereinigt wurden.
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Ingo Möllers
Die Stadtwerke als zuständiger Versorger verfügen laut Frers über detaillierte Notfall- und Betriebskonzepte, die auch Szenarien einer angespannten Wasserversorgungslage berücksichtigen. Die Stadt sei eng eingebunden, um im Bedarfsfall schnell und gezielt reagieren zu können. Ziel bleibe, auch unter erschwerten Bedingungen eine stabile und sichere Wasserversorgung zu gewährleisten.
Rasen bewässern im Extremfall verboten
Im Extremfall könnten den Angaben zufolge Einschränkungen wie der Verzicht auf das Bewässern von Rasenflächen und Zierpflanzen, das Befüllen privater Pools und Gartenteiche sowie das Waschen von Autos außerhalb zertifizierter Waschanlagen mit Wasserwiederaufbereitung in Kraft treten. Stadtsprecher Frers hält fest: „Schon jetzt wird dazu aufgerufen, Wasser bewusst und sparsam zu verwenden.“
Die Stadtverwaltung betont, dass eine frühzeitige und transparente Information der Bevölkerung selbstverständlich sei. Im Falle einer sich zuspitzenden Lage würden entsprechende Maßnahmen und Empfehlungen über verschiedene Kanäle wie die städtische Website, soziale Medien oder die Presse bekannt gegeben.
Zur Sache
Hitzeschutz vor Ort
Die Stadt Delmenhorst erarbeitet derzeit einen kommunalen Hitzeaktionsplan. Ziel ist es, auf zunehmende Hitzewellen vorbereitet zu sein und frühzeitig Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung zu ergreifen. Die Erstellung liegt bei der Stabstelle Klimaschutzmanagement. Vorgesehen sind unter anderem Hitzewarnsysteme, Trinkwasserangebote im öffentlichen Raum, neue Beschattungsmöglichkeiten sowie die Zusammenarbeit mit sozialen Trägern.Hintergrund ist eine Vorgabe der Gesundheitsministerkonferenz, nach der alle Kommunen bis 2025 entsprechende Schutzpläne vorlegen sollen.