Wochenlang ging seit November 2024 im Probstheidaer LWB-Wohnkomplex „Lange Lene“ die Angst um: Ein unbekannter Brandstifter schlug mehrfach zu, legte Feuer im Kellerbereich des weitläufigen Hauses. Anfang Februar wurde ein einschlägig vorbestrafter Hausbewohner unter dringendem Tatverdacht gefasst. Seit Dienstag, dem 29. Juli, wird dem 41 Jahre alten Heino E. der Prozess am Landgericht gemacht.

Die Ermittler schreiben ihm vier Tatkomplexe zu, die Oberstaatsanwalt Guido Lunkeit am Dienstag im Landgericht vortrug. Zuvor hatte war Heino E. von Wachtmeistern in den Gerichtssaal gebracht worden, dunkel gekleidet, sein Gesicht vor Kameras und neugierigen Blicken hinter Sonnenbrille und Kapuze verborgen. Die Vorwürfe unter anderem: schwere Brandstiftung, Körperverletzung und Sachbeschädigung.

Geschätzter Sachschaden von rund 900.000 Euro

Am 5. November 2024 gegen 23:00 Uhr soll Heino E. das erste Mal als Zündler in einer Kellerbox in der Lene-Voigt-Straße 6 aktiv geworden sein, das Feuer breitete sich damals auf mehrere Kellerboxen aus. Anwohner mussten während der nächtlichen Löscharbeiten evakuiert und in einem LVB-Bus untergebracht werden, ein Mann (48) und eine Frau (88) wurden wegen Verdachts auf Rauchgasvergiftung ambulant behandelt.

Lange Lene. Foto: L. BöhmeHier schlug der Feuerteufel zu: Teil der „Langen Lene“ in Leipzig-Probstheida. Sie gilt mit ihren 333 Metern unter anderem als längstes Wohn- und Mietshaus in Leipzig sowie längstes Wohnhaus mit Mittelgang in Deutschland ist nach der Dichterin Lene Voigt benannt. Es gibt etwa 1.300 Bewohner und 800 Wohneinheiten. Foto: Lucas Böhme

Gerade einmal zwölf Stunden später schlug der Täter erneut zu: Eine Holzspanplatte im Keller der „Langen Lene“ war am Vormittag des 6. November entzündet worden, die Hitze hatte Rohrleitungen an der Decke und deren Isolierung in Mitleidenschaft gezogen. Als die Feuerwehr eintraf, war der betroffene Bereich massiv verrußt, das Feuer aber bereits vom Hausmeister gelöscht worden.

Weniger glimpflich war der Ausgang eines weiteren Brandes, den Heino E. gelegt haben soll: Am 2. Dezember gegen Mitternacht breitete sich der Rauch aus dem Keller über das Treppenhaus und den Lüftungsschacht weiter aus, ein 66-Jähriger sowie ein Mädchen (12) aus dem Haus wurden durch eine Rauchgasintoxikation leicht verletzt. Erst die Feuerwehr konnte die Flammen eindämmen.

Am 31. Januar schließlich brannte etwa 00:30 Uhr Unrat im Keller, diesmal jedoch gab es weder Verletzte noch war eine Evakuierung des Gebäudes nötig. Vorläufige Schätzungen zum Gesamtschaden an Leitungen und Gebäudesubstanz gehen von rund 900.000 Euro aus.

Angeklagter einschlägig vorbestraft

Die Schlinge um Heino E. zog sich dann aufgrund gezielter Video-Überwachungsmaßnahmen der Kripo immer enger: Am 2. Februar nahmen Ermittler den Mann während seines Familienbesuchs in Dresden fest, ein Richter hatte Haftbefehl gegen den Gärtner erlassen. Für Polizei und Justiz ist er kein Unbekannter: Schon vor 20 Jahren soll er als junger Mann in der sächsischen Landeshauptstadt wegen Brandstiftungen aufgefallen sein, 2016 und 2017 hielt dann eine Reihe an Bränden Rettungskräfte und Polizei in Dresden auf Trab.

Heino E. wurde seinerzeit durch Videos überführt, am Landgericht Dresden 2018 zu mehr als sieben Jahren Haft verurteilt. Nach seiner Freilassung zog er nach Leipzig, kam hier im Erdgeschoss in der „Langen Lene“ unter, wo ab November 2024 die unheimliche Brandserie losging.

Sicherungsverwahrung steht im Raum, Angeklagter schweigt

Am Dienstag war die Verhandlung im Leipziger Landgericht bereits kurz nach Verlesung der Anklageschrift vorerst beendet. Heino E. werde im Prozess nichts zu den Tatvorwürfen sagen, sich nur zu seiner Person äußern, erklärte Verteidiger Rolf Franek. Der Vorsitzende Richter Rüdiger Harr erteilte vorsorglich den Hinweis, dass im Falle eines Schuldspruchs auch die Frage der Sicherungsverwahrung für Heino E. im Raum stünde.

Sofern der 41-Jährige also überführt und als Gefahr für die Allgemeinheit eingestuft wird, würde er selbst nach Ablauf einer Haftstrafe zum Schutz der Öffentlichkeit weiterhin hinter Gittern bleiben müssen. Zur Klärung all dieser Fragen und auch eines möglichen Tatmotivs hat das Gericht bis 28. August vier weitere Verhandlungstermine geplant. Zahlreiche Zeugen, darunter Hausbewohner und Brandursachenermittler, werden vernommen.

Das Verfahren wird am 6. August fortgesetzt.