Publiziert29. Juli 2025, 11:02
Walliser Tradition: «Im Wallis undenkbar»: Franzosen fordern Ringkuhkampf-Verbot
Französische Politiker wollen Ringkuhkämpfe verbieten. Im Wallis wäre ein solches Verbot undenkbar – dort werden die Kämpfe als jahrhundertealte Tradition und alpines Kulturgut angesehen.
Abgeordnete der französischen Nationalversammlung fordern ein Verbot der Ringkuhkämpfe. Ein mögliches Verbot kommt im Wallis nicht gut an.
20min/Flurin Pestalozzi
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Abgeordnete der französischen Nationalversammlung fordern ein Verbot von Eringer-Ringkuhkämpfen.
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Die Kämpfe und der Transport seien für die Tiere stressig, argumentieren die Befürworter des Verbots.
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In der Schweiz, besonders im Wallis, stösst ein mögliches Verbot auf Kritik.
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Die Eringerrinderzuchtgenossenschaft betont, dass die Kämpfe natürlich und instinktiv seien.
Ein Abgeordneter der Partei La France insoumise hat in der französischen Nationalversammlung einen Gesetzentwurf zur Abschaffung der Eringer-Ringkuhkämpfe in Frankreich eingereicht, wie die französische Zeitung«Le Dauphiné libéré» schreibt.
Stress und Verletzungsgefahr?
Die Kritik der französischen Abgeordneten richtet sich vor allem auf das Tierwohl. Bereits der Transport zu den Veranstaltungen bedeute erheblichen Stress für die Tiere. Während der Kämpfe bestehe zudem eine erhöhte Gefahr von Verletzungen. Nicht nur für die Kühe, sondern auch für die Zuschauer. So wird vom französischen Abgeordneten ein Vorfall geschildert, bei dem kämpfende Tiere während eines Wettkampfes die Absperrungen durchbrachen und mitten in die Menschenmenge gerieten.
In der Schweiz stösst der Gesetzesentwurf auf heftige Kritik, besonders im Wallis, wo die Tradition tief verankert ist. Der Schweizerische Eringerviehzuchtverband hält ein Verbot für völlig unbegründet, wie Präsident Fabien Sauthier auf Anfrage von 20 Minuten mitteilt.
«Tief in alpiner Tradition verwurzelt»
«Die Eringer-Ringkuhkämpfe sind keineswegs grausam oder inszeniert. Es handelt sich um ein instinktives und natürliches Verhalten, das seit jeher zur Festlegung der Rangordnung innerhalb der Herde dient», so Sauthier. Darüber hinaus unterstreicht er die kulturelle Bedeutung: «Wir sind bestürzt über den Versuch, eine jahrhundertealte Praxis zu verbieten, die tief in unserer alpinen Tradition verwurzelt ist.»
Im Wallis wäre ein Verbot der Ringkuhkämpfe undenkbar, da sie zum Kulturgut gehören, wie der Eringerviehzuchtverband auf Anfrage mitteilt.
20min/Flurin PestalozziSo funktioniert ein Ringkuhkampf
Bei den Eringer-Kuhkämpfen treten Kühe der Rasse Eringer in verschiedenen Gewichtskategorien gegeneinander an. Die Tiere werden in Gruppen gleichzeitig in den Ring geführt, wo sie sich einander gegenüberstellen. Ziel ist es, durch Kopfstossen und Körperkraft die Gegnerin zurückzudrängen. Kühe, die nach drei verlorenen Duellen oder durch Verweigerung aus dem Wettbewerb ausscheiden, gelten als Verliererinnen.
Eringerkühe legen von Natur aus eine Rangordnung innerhalb der Herde fest, besonders beim Alpaufzug im Frühling. Dabei kommt es zu Auseinandersetzungen, bei denen sich die Tiere einander gegenüberstellen und ihre Stärke messen. Dieses Verhalten bildet die Grundlage der Ringkuhkämpfe.
«Tiere werden nicht zu Kämpfen gezwungen»
Dass man die natürlichen Auseinandersetzungen mit Tierquälerei gleichsetze, «zeugt von einem bedauerlichen Unverständnis der Physiologie und des Verhaltens der Eringerkühe», schreibt Sauthier. «Unsere Tiere werden nicht zum Kämpfen gezwungen. Sie tun dies aus Instinkt, diese Konfrontationen sind entscheidend, um ihren Charakter und ihre Vitalität zu beurteilen, zwei zentrale Eigenschaften für ihre Rolle auf unseren Alpen.»
Eckpfeiler der lokalen Wirtschaft
Die Genossenschaft hebt auch die ökonomische und ökologische Bedeutung der Ringkuhkämpfe hervor. Sie seien ein «Eckpfeiler der lokalen Wirtschaft», förderten die Biodiversität durch die Erhaltung einer robusten Rasse und stärkten den sozialen Zusammenhalt der Berggemeinschaften. Ein Verbot würde einem Verlust lebendiger alpiner Kultur gleichkommen und den Züchtern ein zentrales Selektionsinstrument entziehen.
«Nicht zu vergleichen mit Stierkampf»
Auch der Tierschutz Oberwallis sieht in den Ringkuhkämpfen keine Probleme. Das Kampfverhalten sei natürlich und diene auch auf der Alp dazu, eine Rangordnung herzustellen. Da die Tiere nicht aufeinandergehetzt werden und ein Ringtierarzt das Geschehen überwache, sei es nicht zu vergleichen mit einem Stierkampf.
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