In der Abgrabungsfläche der Kalkwerke Oetelshofen haben bedrohte Amphibienarten wie Kreuz- und Wechselkröte einen neuen Lebensraum gefunden. Für ihr langjähriges Engagement im Amphibienschutz wurde das Unternehmen jetzt mit der Plakette „Amphibienfreundlicher Betrieb“ ausgezeichnet.
Die Ehrung erfolgte im Rahmen des Projekts „Unterstützung der Abgrabungsamphibien in der Rohstoffgewinnung NRWs“. Dieses wurde 2017 vom Nabu NRW gemeinsam mit den rheinischen Biologischen Stationen und dem Verband der Bau- und Rohstoffindustrie (vero) ins Leben gerufen. Ziel ist es, Unternehmen der Branche zu freiwilligen Naturschutzmaßnahmen zu motivieren und fachlich zu begleiten. Die Auszeichnung wird nach mehrjähriger erfolgreicher Zusammenarbeit vergeben. Oetelshofen ist der sechste Betrieb, der die Plakette erhält.
„Wir freuen uns, die sechste Plakette überreichen zu können“, sagte Monika Hachtel, Sprecherin des Landesfachausschusses Amphibien- und Reptilienschutz des Nabu NRW. In der Grube Oetelshofen hätten sich die Betreiber „langjährig über das gesetzliche Maß hinaus für den Amphibienschutz engagiert, indem sie Gewässer angelegt haben und weiterhin anlegen, diese vor frühzeitiger Austrocknung wässern und Landlebensräume optimieren“.
Auch wenn nicht alle Nutzungskonflikte aufgelöst werden könnten, eröffne die Zusammenarbeit mit der Branche konkrete Handlungsmöglichkeiten, um stark gefährdeten Amphibienarten neue Rückzugsräume zu schaffen. „Das ist zwar kein Ersatz für verlorene Naturlandschaften, aber ein wichtiges Zusatzangebot, das wir gerne weiter praktisch und fachlich begleiten wollen“, sagt Hachtel.
Till Iseke, Geschäftsführer der Kalkwerke Oetelshofen, betont, dass das Engagement für den Naturschutz in der Unternehmensgeschichte verwurzelt sei: „Die Motivation, das zu machen, war von Natur aus gegeben“, sagt er. „Wir betreiben den Steinbruch, das Werk, die Firma seit 125 Jahren – früher war das ein landwirtschaftlicher Betrieb.“ Mit diesem Hintergrund habe man das Bewusstsein für Ökologie und nachhaltiges Wirtschaften. „Uns ist wichtig, auch auf die Lebensräume zu achten, die durch uns wegfallen oder temporär verändert werden – aber ebenso auf die, die durch uns geschaffen werden.“
Insbesondere bei Amphibien lasse sich das gut beobachten. Die seien laut Iseke auf Abtragung angewiesen, weil sie solche Lebensräume in der freien Natur kaum noch finden. „Das ist eben kein Widerspruch – auch wenn viele genau das denken, wenn sie so ein großes Loch sehen. Im Gegenteil: Das ist ein Benefit.“
Iseke erzählt, dass es Unterstützung brauchte, um die Bedürfnisse der Tiere wirklich zu verstehen: „Wir mussten erstmal einen Blick für die Amphibien bekommen. Da braucht man ein geschultes Auge, das einen anleitet.“ Deshalb arbeitet das Unternehmen mit Naturschutzorganisationen und Biologen zusammen. „Wir machen Exkursionen, Studierende der Biologie sind auf dem Gelände.“
Mit Blick auf den vermeintlichen Widerspruch sagt Iseke noch: „Natürlich gibt es Spannungsfelder – aber auch viele Synergien. Das finde ich faszinierend. Man spricht so oft über Gegensätze und was nicht passt. Aber hier haben wir mal etwas, das gut zusammenpasst.“
Auch Raimo Benger, Hauptgeschäftsführer des Verbands vero, lobte das Engagement: „Unsere kürzlich vorgestellte, aktualisierte, gemeinsame Broschüre mit zahlreichen praktischen Hinweisen für den Schutz unserer ‚Abgrabungsamphibien‘ ist das Ergebnis eines konstruktiven Miteinanders.“ Sie zeige, wie Unternehmen mit überschaubarem Aufwand einen Beitrag zur Artenvielfalt leisten können – in einem Bereich, in dem viele seltene Arten heute ihr Refugium finden.