Die Formulierung in der Einladung ist eindeutig. Die Brauerei Paulaner lädt am Dienstagvormittag zum Gespräch mit der Fastenpredigerin oder dem Fastenprediger für das Jahr 2026. Bliebe weiterhin Kabarettist und Schauspieler Maxi Schafroth im Amt des Predigers, man müsste nicht die weibliche Form mit einbeziehen bei dieser Ankündigung, die noch dazu sehr kurzfristig kommt. Selbst wenn man bei dieser Veranstaltung mittlerweile auf fast alles gefasst sein sollte, kein Bier-Event dieser Stadt wird derart ausführlich vermarktet. Also pilgert die Medienschar am Dienstag an den Ort des Derbleckens, um die Nachfolgerin oder den Nachfolger von Schafroth vorgestellt zu bekommen. Nachfolger wird der langjährige Söder-Darsteller Stephan Zinner. Das ist schnell geklärt. Nicht so einfach ist die Frage zu beantworten, warum es einen neuen Prediger gibt. Mutmaßlich ist das diesjährige Derblecken auch ein Grund für den personellen Wechsel.
Die besten Sprüche aus der Fastenpredigt vom Nockherberg
:„Für den Markus ist das Gebet eher so eine Art Update unter Führungskräften“
Maxi Schafroth nimmt sich in seiner Fastenpredigt den harschen Ton des Bundestagswahlkampfs vor – und die Eigenarten der Wahlkämpfer. Doch es gibt auch nachdenkliche Worte. Die besten Sprüche im Überblick.
Zunächst war da die diesjährige Predigt von Schafroth. Nach übereinstimmender Saalmeinung am Abend war es nicht die beste des seit 2019 amtierenden Derbleckers Schafroth. Zu wenig lustig, zu ernst, zu hart. All das waren Reaktionen direkt anschließend im Publikum. Gerade aus der traditionell am meisten derbleckten, weil regierenden Partei CSU kamen allerdings sogar wütende mit Hang zur Eingeschnapptheit klingende Stimmen. Die Drohung stand unausgesprochen im Raum: Bleibt Schafroth, ob dann der Ministerpräsident im nächsten Jahr überhaupt kommt?
Im Vorfeld hieß es immer mal wieder, dass Schafroth mit vielen anderen Projekten derzeit ausgelastet sei. Das kann natürlich sein, es ist aber auch immer eine gute Grundlage, um einen Wechsel zu begründen. Bis zum diesjährigen Auftritt hat Schafroth jedenfalls nicht davon gesprochen, das Amt des obersten bayerischen Levitenlesers abgeben zu wollen.
Schafroth war fünf Mal Fastenprediger, 2024 wurde er noch gelobt, seine Kritik etwa als raffiniert beschrieben, und im Jahr 2023 war es nach der Corona-Pause und einen mit dem Krieg in der Ukraine begründeten Ausfall der heute 40-Jährige aus Memmingen, der einen der besten Nockherberg-Momente der jüngeren Vergangenheit erzeugte. Einfach, in dem er ernst wurde. Am Ende seiner Rede legte er seine Figur des bissigen Pointen-Predigers ab und wurde zu einem normalen Menschen, dem Maxi aus Ottobeuren. Der stand hinter einem Rednerpult und warb bei den gewählten Bürgervertretern um wieder mehr Miteinander und Toleranz. Minutenlang klangen die stehenden Ovationen durch den Saal, das Publikum war tief beeindruckt, manche hatten Tränen in den Augen. Auch wenn der Begriff im bayerischen Kulturgut seit Helmut Dietl nicht mehr ganz unbefleckt nutzbar ist, man konnte von einer Sternstunde des Derbleckens sprechen. Zwei Jahre später wird Schafroth abgesetzt.