Die russische Armee setzt bei ihrem mehr als drei Jahre andauernden Angriff auf die Ukraine massenweise schlecht ausgebildete Soldaten ein – und auch viele alte Panzer. Die Fahrzeuge stammen aus den 1970er-Jahren, teilweise sogar aus den 1940ern. Sie wurden in Werkstätten aufgebessert und von dort zur Front gebracht. Doch es gibt eine Trendwende.

Die Kyiv School of Economics (KSE) hat eine „Erschöpfung der sowjetischen Lagerbestände“ festgestellt. In der Zusammenfassung des Reports heißt es:

Russlands sowjetische Vorräte schwinden

„Die Bestände an Panzern, gepanzerten Fahrzeugen, Artilleriegeschützen und anderem Material schrumpfen. Die Lieferungen aus den Lagerbasen sind 2024 um über 25 Prozent zurückgegangen, und die Ausrüstung ist unwiderruflich erschöpft. Vieles von dem, was noch übrig ist, wird jetzt direkt an die Front geliefert, unter Umgehung größerer Reparaturwerke.“

242.000 Tonnen Kriegsmaterial wurden demzufolge 2022 aus den Werkstätten verladen. Es war das Jahr, als der Einmarsch in die Ukraine begann. Seitdem ist die Zahl gefallen und liegt 2025 laut Hochrechnung bei nur noch 119.000 Tonnen.

Was bedeutet diese Abnahme für den Krieg? Sinkt nun der Druck an der ukrainischen Front? So einfach ist es nicht, wie der Militäranalyst Franz-Stefan Gady in der „Financial Times“ sagte.

Die schlechte Nachricht: Russland braucht weniger Sowjetpanzer

Man könne nicht davon ausgehen, dass die russische Armee an Kampfkraft verliert, meint Gady. Die Streitkräfte „geben viel Geld aus, um neue Bestände anzulegen.“

Russland, ein auf Kriegswirtschaft umgestelltes Land, nimmt nach wie vor viel Geld aus Öl- und Gasverkäufen ein. Außerdem werden wichtige Waffen, Munition und Komponenten aus dem Ausland importiert. Die KSE-Studie hebt dabei zwei Länder hervor.

  • „Sprengstoffe aus Nordkorea machten 2024 mehr als die Hälfte aller bekannten Lieferungen an russische Arsenale aus, während der Iran wahrscheinlich kleinere Mengen über das Kaspische Meer liefert.“
  • „China ist unverzichtbar. Maschinen und Komponenten von dort dominieren heute die Importe des russischen militärisch-industriellen Komplexes.“

Nordkorea, das Putins Krieg seit 2024 auch mit Soldaten unterstützt, sorgt also für die russische Feuerkraft auf ukrainischem Boden. Gady sagte dazu: „Ich vermute, dass sie sich auf nordkoreanische Munition verlassen, um anhaltende Feuerraten an der Front in der Ukraine aufrechtzuerhalten, während sie auch die Lagerung hochwertigerer russischer Munition ermöglichen, um sich auf einen künftigen Konflikt mit der Nato vorzubereiten.“

Die Bestände an alten Sowjetpanzern mögen also schrumpfen. Dank ausländischer Hilfe kann Russland die Invasion aber trotzdem fortsetzen. Der Aggressor hat derzeit – trotz steigenden Drucks aus den USA – eine gute Position im sogenannten „Abnutzungskrieg“ gegen die Ukraine.

Dieser militärische Begriff beschreibt einen Konflikt, bei dem es weniger um Landeroberungen geht – und mehr darum, länger durchzuhalten als der Gegner.

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In diesem Sinne wurde auch die russische Taktik umgestellt. Auf Panzer kommt es inzwischen gar nicht mehr so sehr an. Stattdessen stehen an der Front Angriffe mit Soldaten-Stoßtrupps sowie zunehmend mit Drohnen im Vordergrund. Im Hinterland werden Luftattacken gegen die Zivilbevölkerung und die militärische Infrastruktur ausgeführt, damit der ukrainische Verteidigungswille bricht.