Berlin & Brandenburg
Mann in Bar gelockt und angeschossen? Angeklagte schweigen

29.07.2025, 14:02 Uhr

Fünf Schüsse fallen in einer Bar in Berlin-Wilmersdorf. Anwohner alarmieren die Polizei. Die Beamten finden einen verletzten Mann. Die Staatsanwaltschaft geht von einem versuchten Mord aus.

Berlin (dpa/bb) – Knapp acht Monate nach Schüssen auf einen 32-Jährigen in einer Bar stehen zwei Männer und eine Frau vor dem Berliner Landgericht. Einem 54-Jährigen und einem 24-Jährigen wird unter anderem versuchter Mord zur Last gelegt. Der 37-jährigen Frau wird Beihilfe vorgeworfen. Der ältere Angeklagte soll den jüngeren angewiesen haben, auf den 32-Jährigen zu schießen. Das Opfer sei lebensgefährlich verletzt worden. Die Angeklagten schwiegen zu Prozessbeginn zu den Vorwürfen. 

Der 54-Jährige habe dem 32-Jährigen vorgeworfen, für den gewaltsamen Tod seines Bruders im März 2024 verantwortlich zu sein, heißt es in der Anklage. Auf den 44-Jährigen war an der Touristenattraktion Checkpoint Charlie im Zentrum Berlins geschossen worden. Er brach tödlich verletzt auf dem Gehweg zusammen. Die Ermittlungen in dem Fall dauern an. 

Schüsse auf der Damentoilette

Der 32-Jährige, wie die drei Angeklagten ein türkischer Staatsangehöriger, soll am 8. Dezember 2024 unter einem Vorwand in die Bar in Wilmersdorf gelockt worden sein. Grundlos habe ihm der 54-Jährige vorgeworfen, er wolle ihn und seine Familie töten. Es sei zum Streit gekommen. Der 54-Jährige habe dann vorgetäuscht, die Situation beruhigen zu wollen – „er umarmte den Mann und sprach von gemeinsamen Bekannten, um ihn in Sicherheit zu wiegen“, so die Anklage.

Die 37-Jährige soll für ihren 54-jährigen Freund eine Faustfeuerwaffe verwahrt haben. Auf Anweisung ihres Lebensgefährten habe sie diese an den 24-jährigen Angeklagten übergeben, so die Staatsanwaltschaft. Dieser habe den 32-Jährigen, mit dem er befreundet gewesen sei, gebeten, ihn zur Damentoilette zu begleiten. Dort habe der 24-Jährige „in Absprache“ mit dem 54-Jährigen auf das Opfer gefeuert. Durch einen von fünf Schüssen sei der Mann lebensgefährlich im Bereich des Oberschenkels getroffen worden. 

„Großer Bruder, ich werde sterben“

Mit einem Whiskyglas in der Hand sei der 54-Jährige zu dem stark blutenden Verletzten gegangen, heißt es weiter in der Anklage. Dieser habe nach dem Bein des Älteren gegriffen und gesagt: „Großer Bruder, ich werde sterben.“ Der 54-Jährige habe mit seinem Bein die Hand weggedrückt. Die Angeklagten hätten dann die Bar verlassen und das Opfer zurückgelassen. Anwohner hätten verdächtige Geräusche gehört und die Polizei alarmiert.

Die angeklagten Männer befinden sich seit Ende Dezember beziehungsweise Anfang Januar in Untersuchungshaft. Auch der 32-jährige Nebenkläger sitzt im Gefängnis – er wurde kürzlich wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz und Sachbeschädigung verurteilt. Er ist im aktuellen Prozess einer der wichtigsten Zeugen. Der Prozess geht am Donnerstag (31. Juli) weiter.