Münster – Kurz vor dem offiziellen Starttermin des Ausbildungsjahres am 1. August verzeichnet die IHK Nord Westfalen 6.536 neue Ausbildungsverträge von Unternehmen aus dem Münsterland und der Emscher-Lippe-Region. Das ist ein Minus von rund acht Prozent gegenüber dem entsprechenden Zeitpunkt 2024.
Die IHK sehe zwei wesentliche Gründe für den Rückgang der Zahlen, wie es in einer aktuellen Mitteilung heißt. „Unsere Ausbildungsumfragen zeigen seit Jahren, dass es angesichts der sinkenden Zahl von Schulabgängern schlicht immer weniger Bewerberinnen und Bewerber gibt“, sagt Dr. Jochen Grütters, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen. Aktuell berichten fast 45 Prozent der Unternehmen, überhaupt keine Bewerbungen erhalten zu haben. Für fast zwei Drittel der offenen Ausbildungsplätze habe es keine passenden Bewerberinnen und Bewerber gegeben. Das liege generell an der sinkenden Zahl von Schulabgängerinnen und -abgängern, so Grütters. Zudem mangele es Schulabgängern häufig auch an grundlegenden Qualifikationen für den Start in eine betriebliche Ausbildung. Der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer spricht von einer beunruhigenden Entwicklung, gerade weil die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen weiterhin groß sei. „Wer aber mehrmals keine Bewerbungen erhält, der zieht sich irgendwann aus der Ausbildung zurück“, warnt er.
Ein weiterer Grund, der aus der IHK-Umfrage hervorgeht, sei die allgemeine Wirtschaftslage, die von einer großen Verunsicherung der Unternehmen und einer starken Investitionszurückhaltung geprägt sei. „Die derzeitige Lage hinterlässt ihre Spuren auch auf dem Ausbildungsmarkt“, stellt Grütters fest. Zwar gaben fast 18 Prozent der Betriebe an, mehr ausbilden zu wollen als im Vorjahr. Über 25 Prozent der Betriebe bieten jedoch weniger Ausbildungsplätze an. Dies begründeten die Ausbildungsverantwortlichen auffallend häufig mit der wirtschaftlichen Lage. „Der Mangel an geeigneten Bewerbern auf der einen und die wirtschaftliche Unsicherheit auf der anderen Seite sind schlechte Nachrichten für die Fachkräftegewinnung und -sicherung“, erklärt er.
Konkrete Forderung
Deshalb ermutigt der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen alle jungen Menschen, die noch unentschlossen sind oder noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, sich weiter um einen Ausbildungsplatz zu bemühen: „Bewerben lohnt sich auch jetzt noch – gerade kleinere und weniger bekannte Betriebe haben noch Ausbildungsplätze frei.“
Die IHK Nord Westfalen unterstützt mit vielfältigen Angeboten den Start ins Berufsleben. Das Team der „Passgenauen Besetzung“ bringt Schulabgänger, aber auch Studienabbrecher, die eine Ausbildung beginnen wollen, mit Betrieben zusammen. Rund 900 Ausbildungsbotschafterinnen und -botschafter werben in weiterführenden Schulen für die betriebliche Ausbildung. Mehr als 700 Partnerschaften zwischen Schulen und Betrieben helfen ebenfalls bei der Berufsorientierung. Die bundesweite IHK-Kampagne „Jetzt #könnenlernen“ zeigt, wie attraktiv eine Ausbildung ist.
Ergebnisse nach Teilregionen (Stand 28. Juli)
Im Münsterland meldet der Kreis Coesfeld ein Plus von 1,4 Prozent. Hier wurden bis Ende Juli 497 Ausbildungsverträge unterschrieben. Die meisten neu abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse, nämlich 1.257, meldet Münster. Dies ist ein Rückgang um 6,1 Prozent. Im Kreis Borken wurden 1.175 Ausbildungsverträge abgeschlossen (minus 8,7 Prozent), im Kreis Steinfurt 1.133 (minus 2,5 Prozent) und im Kreis Warendorf 643 (minus 22,2 Prozent). Hier ist der Einbruch besonders bei den kaufmännischen Berufen groß (minus 34,6 Prozent).
Erneute Zuwächse in der Emscher-Lippe-Region verzeichnet Bottrop mit insgesamt 245 unterzeichneten Verträgen (plus 4,3 Prozent). In Gelsenkirchen wurden 494 neue Ausbildungsverhältnisse abgeschlossen (minus 13,5 Prozent), im Kreis Recklinghausen 1.092 (minus 9,5 Prozent).