Beim Kinderhilfswerk terre des hommes freut man sich über ein gutes Spendenaufkommen. Kürzungen der Bundesregierung für Entwicklungshilfe und humanitäre Hilfe machen aber Sorgen.

Osnabrück (dpa) – Angesichts der zahlreichen bewaffneten Konflikte in der Welt hat das Kinderhilfswerk terre des hommes Kürzungen der Bundesregierung kritisiert. Es sei völlig unverständlich, dass die Bundesregierung an Entwicklungszusammenarbeit sparen und die Mittel für humanitäre Hilfe sogar um 50 Prozent kürzen wolle, sagte Vorstandssprecher Joshua Hofert in Osnabrück. Vor allem die Kürzungen bei der Entwicklungshilfe habe direkte Auswirkungen auf die Menschen im Globalen Süden.

Das Hilfswerk förderte seinen Angaben zufolge im vergangenen Jahr 416 Projekte in 47 Ländern. Die hohe Spendenbereitschaft für Projekte in der Ukraine habe im vergangenen Jahr dazu geführt, dass dort mehr Mittel aufgewendet werden konnten, sagte Hofert.

Traumatisierte Kinder in der Ukraine

In der Ukraine etwa werde zusammen mit Partnerorganisation Müttern und Kindern Hilfe bei der Verarbeitung traumatischer Kriegserlebnisse gegeben. „Es ist kaum erträglich, jede Nacht Luftangriffe zu erleben“, sagte Hofert. 

Ein weiteres Hilfsangebot in der Ukraine richtet sich an Kinder, die aus von Russland besetzten Gebieten verschleppt worden sind. Aufgrund von Vermisstenmeldungen gehe die ukrainische Regierung von mindestens 19.546 betroffenen Kindern aus, erklärte Hofert. Schilderungen von zurückgekehrten Kindern nach sei von Propaganda, Misshandlungen, sexueller Gewalt und sogar Folter in Umerziehungslagern auszugehen. Inzwischen seien 1.236 der verschleppten Kinder wieder bei ihren Familien. 

Situation im Gazastreifen „absolute Tragödie“

Mit Blick auf die Situation im Gazastreifen sprach Hofert von einer „absoluten Tragödie“: „In Gaza können wir gerade nichts tun.“ Auf Luftaufnahmen sei die komplette Zerstörung einer Suppenküche und einer Schule zu sehen gewesen. 

Die meisten Projekte wurden in Lateinamerika gefördert, gefolgt von Südasien, Afrika, Europa, Südostasien und dem Nahen Osten und Nordafrika. In dieser Region solle die Projektarbeit weiter ausgebaut werden, sagte Hofert. Er verwies auf die prekäre Lage geflüchteter Kinder wegen des Krieges in Syrien. 

Mehr als 27 Millionen Euro Spendeneinnahmen

Während die Mittel des Bundes für Hilfsprojekte im vergangenen Jahr um rund 3 Millionen Euro zurückgegangen seien, stiegen die Spendeneinnahmen um 4,5 Millionen Euro auf 27,4 Millionen Euro. Insgesamt verzeichnete terre des hommes in Deutschland im vergangenen Jahr ein um Rücklagen bereinigtes Ertragsergebnis von rund 51,8 Millionen Euro, was 3,1 Millionen Euro mehr als im Vorjahr waren. 40,5 Millionen Euro flossen den Angaben zufolge in Hilfsprojekte – so viel, wie noch nie zuvor.

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