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Hannovers Museen und Stadtarchive bekommen gemeinsames Depot (3 Min)

Stand: 29.07.2025 15:15 Uhr

Es ist der wohl aufwendigste Umzug der Stadtgeschichte: Rund eine Million Exponate aus Hannovers Museen und Archiven ziehen in ein neues zentrales Depot. Das Sammlungszentrum wird so zur zentralen Schatzkammer für Kunst, Geschichte und Kultur der Stadt.

Seit über einem Jahr wird in Hannovers Museen und Stadtarchiven gepackt, denn sie bekommen ein gemeinsames Depot: das Sammlungszentrum im Norden der Stadt, mit 20.000 Quadratmeter Fläche. Es ist der wohl aufwendigste Umzug der Stadtgeschichte von Hannover. Mehr als eine Million Objekte aus 13 Museen und Depots ziehen in den Neubau.

Unschätzbare Werte, von Profis verpackt

Die Umzugsteams arbeiten mit Herzblut, Nervenstärke und Präzision. Sie bewegen unschätzbare Werte, die keinesfalls kaputt gehen dürfen. Das Team im Historischen Museum Hannover saugt jedes Gemälde per Hand ab. Erst dann wird es verpackt. Die ganz großen Bilder mit verzierten Rahmen werden sogar hängend durch die Stadt befördert. Aus dem Stadtarchiv wiederum gehen 40.000 uralte Karten auf die Reise. Doch einige sind so kaputt, dass sie erst noch repariert werden müssen.

Am Zielort fahren fast täglich die Umzugswagen vor. Deren Inhalt füllt den geklinkerten Bau nach und nach mit den Archiven der hannoverschen Museen, sodass das Sammlungszentrum zur neuen Schatzkammer der Stadt wird. Unter den wachsamen Augen von Restaurator Dennis Söffker und seinem Team verteilen Umzugsprofis und spezialisierte Kunstpacker die Gegenstände im Gebäude weiter. „Ich achte darauf, dass hier alles vorsichtig eingelagert wird, da es sich um viele teils sehr wertvolle Objekte handelt, die so wenig Erschütterung wie möglich gebrauchen können“, erklärt Söffker. 

Kunst-Quarantäne mit Stickstoff-Begasung

Die Objekte kommen nicht direkt an ihren Lagerort. Sie müssen erst in eine Art Kunst-Quarantäne und werden dort sechs Wochen lang mit Stickstoff begast. Vorher schaut Restaurator Söffker aber erst einmal nach Holzwürmern und Papierfischchen. „Wir gehen im Idealfall davon aus, dass wir keinen Befall haben“, so der Experte. „Aber wir können es nicht ausschließen. Da wir die Objekte in dieser neuen Umgebung bestmöglich einlagern wollen, ist das halt eine vorbeugende Maßnahme.“

Nicht alle Objekte sind von großem materiellen Wert, aber sie erzählen ein Stück Hannoversche Stadtgeschichte, wie etwa zwei Kronleuchter aus dem 19. Jahrhundert, die einst in der Villa einer adligen Unternehmerfamilie hingen. Die verschnörkelten Hängelampen illustrieren den Geschmack der damaligen Zeit – und haben für Söffker eher ideellen und emotionalen Wert: „Ich finde es einfach schön, dass wir so etwas Seltenes in der Sammlung haben. Wenn man jetzt noch die Geschichte dahinter sieht, sind diese Stücke noch einmal etwas ganz Besonderes.“ 

Eine neue Garage für den Bierlaster

Kurator Dennis Söffker steht lachend mit Mütze und Winterjacke vor einem blauen Oldtimer-Bierlaster mit Holzfässern. Im Führerhaus sitzt eine weitere Person. Auf dem Wagen steht "Lindener Spezial" .

Passt! Kurator Dennis Söffker freut sich über die Ankunft eines alten Bierlasters.

Neben Gegenständen wie den Leuchtern kommen auch historische Fahrzeuge von Hanomag wie ein alter Bierlaster, über den sich Söffker besonders freut, in der neuen Sammlung an. Sie alle haben früher Hannovers Stadtbild geprägt und stehen nun in einer eigens für sie gebauten Garage. 

Nach und nach kommen Gemälde, Möbel, Skulpturen, Schmuck und Dokumente aus allen Magazinen der Stadt ins neue Sammlungszentrum. Insgesamt über eine Million Museumsstücke wird das Umzugsteam bis Ende des Jahres bewegt haben. Bis dahin ist es noch viel Arbeit für Dennis Söffker und sein Team.

Die 30-minütige Nordreportage „Der Mega-Umzug – Neues Zuhause für alte Schätze“ finden Sie in der ARD Mediathek.

In einem modernen Depotraum stehen zahlreiche historische Möbelstücke dicht beieinander. Vitrinen, Kommoden, Schränke und Truhen aus Holz sind auf einem hellen Boden angeordnet. Im Hintergrund sind Rollregale und leere Regalböden zu sehen.

Eingepackte Exponate des Historischen Museums in Hannover.

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