Berlin/Pjönjang – Lange Strände, freie Liegen – und ein unverstellter Ausblick aufs Meer: Russlands Erlebnis-Touristen entdecken ein neues Fernziel für sich – Nordkorea. Nachdem Machthaber Kim Jong-Un (41) eigens ein riesiges Ferien-Resort für russische Gäste an der Ostküste errichten ließ, startete nun auch der erste direkte Flug von Moskau nach Pjöngjang.
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Die russische Airline Nordwind hebt ab sofort regelmäßig in Richtung Pjöngjang ab – der Flug dauert rund acht Stunden. Doch die Reise ins weitgehend isolierte Land bleibt ein exklusives Vergnügen, denn die Flüge gehen vorerst nur einmal im Monat. Und mit Ticketpreisen von 45.000 Rubel (484 Euro) sind sie für russische Verhältnisse (Durchschnittsgehalt 800 Euro) teuer. Aber für Russlands Fernweh-Geplagte sind die Alternativen rar geworden.
Infolge des Krieges in der Ukraine hatte die EU russischen Airlines den Zugang verweigert. Auch Nordwind brachte früher russische Urlauber nach Europa – bis Brüssel den Luftraum für russische Maschinen schloss.
Früher flog Nordwind nach Europa, ab sofort hat die Airline auch einmal im Monat Pjöngjang als Ziel
Foto: EPA
Die Boeing 777 bei der Landung in Pjöngjang – unter großem Jubel willkommen geheißen von Nordkoreanern
Foto: KIM WON JIN/AFP
Nun soll Nordkorea die Lücke stopfen. Doch so recht kann sich das Land offenbar nicht lösen von der völligen Isolation. Das Misstrauen ist allgegenwärtig. Die ersten 13 Urlauber, die nach Eröffnung des Wonsan Kalma-Resorts (geplant für jährlich bis zu 20.000 Urlauber) in Kims Reich ausspannen durften, fühlten vor allem eines – Anspannung.
Wie es heißt, seien sie auf Schritt und Tritt begleitet worden. Selbst am Strand sei immer eine Begleitung dabei gewesen. Die Interpretation der Russen: nur eine „süße Vorsichtsmaßnahme“, damit kein Tourist verloren gehe.
Obst gab es nicht, dafür viel Fleisch
Auch das Essen sei gewöhnungsbedürftig gewesen, berichtete die russische Bloggerin Daria Subkova laut der britischen „Sun“. Denn: Obst sei Mangelware gewesen, dafür servierten die Nordkoreaner viel Ente, Kaninchen und Fisch. „Sie haben sich wirklich Mühe gegeben“, so Subkova. Echte Begeisterung hört sich anders an.
Kilometerlanger Sandstrand, Sportplatz, Luxus-Apartments: Nordkorea will Russen anlocken – oder?
Foto: picture alliance / YONHAPNEWS AGENCY
Angeblich gilt das Ausländer-Verbot in Kims Ferien-Resort nur vorübergehend
Foto: Jon Chol Jin/AP/dpa
Und das beruht auf Gegenseitigkeit. Nur wenige Tage nach der Eröffnung machte Kim Jong-Un das Mega-Ressort für ausländische Besucher wieder dicht – angeblich nur vorübergehend. Der Grund: unklar. Aber Beobachter vermuteten, dass der Preis und die schwierige Anfahrt (bislang gab es nur eine Zugverbindung von Moskau und Pjöngjang über Wladiwostok) das Interesse der russischen Urlauber noch in Grenzen hielten.
20.000 Gäste sollen jährlich in Wonsan Kalma Urlaub machen
Foto: AP
Nun also der Linienflug. Ob er Nordkorea zum neuen Russe-Malle verhelfen wird? Zumindest der russische Außenminister Sergej Lawrow zeigte sich bei der Eröffnung von Wonsan Kalma vor drei Wochen überzeugt, dass „russische Touristen immer stärkeres Interesse haben werden, hierherzukommen“. Und Nordkorea kann die Devisen gut gebrauchen.
Zwar bleibt klassischer Tourismus in Kims Reich verboten – aber Kim scheint das Land ganz vorsichtig öffnen zu wollen. Schon im April waren ausländische Läufer beim Pjöngjang-Marathon angetreten. Nun die ersten Urlauber im Strand-Resort.